Buch-Mar­ke­ting für Autoren

Buch-Mar­ke­ting für Autoren

Wenn Du ein Buch schreibst, dann willst Du wahr­schein­lich auch, dass es gelesen wird. Wie erreichst Du das also? Worauf musst Du beim Buch selbst achten und wie prä­sen­tierst Du es poten­ti­ellen Lesern? Auf wel­chem Wege erreichst Du sie am besten und mit wel­chen Bot­schaften? Darum geht es in diesem Artikel.

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Heute schreibt jeder ein Buch. Was macht Dein Buch also beson­ders? Und wie erklärst Du es poten­ti­ellen Lesern?

Die Beant­wor­tung dieser Fragen ist der Kern­punkt des Buch-Mar­ke­tings. Und weil heut­zu­tage jeder Autor darauf ange­wiesen ist, zumin­dest einen Teil des Mar­ke­tings selbst zu über­nehmen, müssen wir das Thema so langsam mal anpa­cken.

Des­wegen reden wir heute über die Grund­lagen des Mar­ke­tings mit Schwer­punkt auf dem Ver­kauf von Büchern.

Was ist Mar­ke­ting?

Zual­ler­erst müssen wir klären, was Mar­ke­ting über­haupt ist. Denn außer­halb der Mar­ke­ting-Branche scheinen es nur wenige wirk­lich zu wissen. Meis­tens wird es sogar mit Wer­bung gleich­ge­setzt, obwohl sie nur einen Teil­be­reich des Mar­ke­tings dar­stellt.

Die ver­ständ­lichste und tref­fendste Defi­ni­tion, die ich kenne, ist:

Mar­ke­ting ist markt­ori­en­tiertes Denken und Han­deln.

Damit schließt Mar­ke­ting alle Tätig­keiten und Ent­schei­dungen ein, die sich irgendwie an den Gege­ben­heiten des Marktes bzw. der Umwelt ori­en­tieren. Dass ich meine Leser duze, war zum Bei­spiel eine sehr bewusste stra­te­gi­sche Ent­schei­dung, die auf fol­genden Über­le­gungen beruht:

Ich bin ja haupt­säch­lich auf You­Tube tätig und die Kli­entel, die dort Info­tain­ment-Videos kon­su­miert, ist über­wie­gend in meinem Alter und jünger. Auch sind es ten­den­ziell eher jün­gere Leute, die über­haupt die Zeit haben, sich inten­siver mit ihrem Schreib­hobby zu beschäf­tigen, und die noch opti­mis­tisch ihren Träumen hin­ter­her­jagen. Und in diesen Kreisen funk­tio­niert eine ver­trau­liche, fami­liäre Atmo­sphäre erfah­rungs­gemäß besser. Das soll natür­lich nicht heißen, dass ich mich nicht auch über ältere Semester freue – denn das tue ich sogar sehr –, aber ich kann mehr Zuschauer errei­chen, wenn ich von einem jün­geren Publikum aus­gehe. Und außerdem hat sich bisher nie­mand von den Älteren über das Duzen beschwert: Sie sind in der Regel sehr locker drauf und in ihrem Inneren jung, frisch und kna­ckig.

Wie Du an diesem Bei­spiel erkennen kannst, beginnt Mar­ke­ting schon beim Pro­dukt selbst: Denn die Mar­ke­ting-Ent­schei­dung, mein Publikum zu duzen, ging der Video-Pro­duk­tion ja voraus. Gib Dich also bloß nicht der Illu­sion hin, Du könn­test das Mar­ke­ting kom­plett dem Verlag oder der Mar­ke­ting-Agentur über­lassen. Denn damit ein Verlag, eine Lite­ratur- und/oder eine Mar­ke­ting-Agentur mit Dir über­haupt zusam­men­ar­beiten möchte, sollte Dein Werk bereits markt­taug­lich sein, d. h. Du soll­test beim Kon­zept bereits erste Mar­ke­ting-Ent­schei­dungen gefällt haben. Und außerdem wirst Du später, wenn Dein Buch in die Ver­öf­fent­li­chung geht, auch selbst die Wer­be­trommel rühren müssen, denn ers­tens wird der Verlag mit größter Wahr­schein­lich­keit kein allzu großes Mar­ke­ting-Budget für Dein Werk ein­planen und zwei­tens erwarten die Leser heut­zu­tage direkten Kon­takt zum Autor via Social Media.

Doch bespre­chen wir eins nach dem anderen und beginnen am Anfang, näm­lich – wie gesagt – bei Deinem Buch selbst …

USP und Markt­taug­lich­keit

Nie­mand mag 08/15. Nie­mand will für ein Buch bezahlen, das er schon zwan­zig­tau­senmal gelesen hat. Denn der Mensch ist ein Ent­de­cker, er ist neu­gierig und er sehnt sich nach neuen Ein­drü­cken.

Was macht Dein Buch also beson­ders? Was ist Dein USP?

„USP“ ist dabei die Abkur­zung für „unique sel­ling pro­po­si­tion“, d. h. „Allein­stel­lungs­merkmal“. Es ist die Ant­wort auf die Frage:

Was machst Du anders als andere Autoren und was haben Deine Leser davon?

Wichtig sind in diesem Zusam­men­hang vor allem eine starke Prä­misse sowie Über­le­gungen zu Deinem per­sön­li­chen Anliegen bzw. Deiner Mis­sion, also was Du mit dem Buch errei­chen möch­test, und zu Deiner Qua­li­fi­ka­tion, also warum aus­ge­rechnet Du dieses Buch schreiben soll­test.

Zum Bei­spiel:

Meinst Du, Der Herr der Ringe wäre so ein glaub­haftes Epos über Kame­rad­schaft, Krieg und Mut mit einem der­maßen detail­lierten World-Buil­ding und sogar voll­ständig her­aus­ge­ar­bei­teten Spra­chen geworden, wenn Tol­kien kein nerdiger Phi­lo­loge mit Welt­kriegs­er­fah­rung gewesen wäre? Er wollte eine Mytho­logie für Eng­land erschaffen und kannte seine Materie sehr genau – im Gegen­satz zu seinen zahl­rei­chen und weniger erfolg­rei­chen Nach­ah­mern.

Neben Prä­misse, Anliegen und Qua­li­fi­ka­tion spielen natür­lich auch noch äußere Eigen­schaften eine Rolle, näm­lich die Beob­ach­tungen von Jodie Archer und Matthew L. Jockers in ihrem Best­seller-Code, die wir bereits in einer frü­heren Reihe aus­ein­an­der­ge­nommen haben. Von einer inter­es­santen und sinn­vollen The­men­mi­schung bis hin zu starken und zugleich den aktu­ellen Trends ent­spre­chenden Prot­ago­nisten gibt es viele Aspekte, die einem Werk einen indi­vi­du­ellen Cha­rakter ver­leihen und es zugleich markt­taug­lich machen.

Übri­gens gibt es eine deutsch­spra­chige Soft­ware, die vom Prinzip her ähn­lich zu funk­tio­nieren scheint wie der Algo­rithmus von Archer und Jockers. Das Tool nennt sich LiSA und wurde von Qua­li­Fic­tion ent­wi­ckelt. Was prak­tisch ist: Bevor Du eine Ana­lyse kaufst, kannst Du Dir einen kos­ten­losen Demo­zu­gang anlegen und auf Blogs von Autoren schnup­pern, die ihre Werke durch den Algo­rithmus gejagt haben:

Markt- und Wett­be­werbs­ana­lyse

Wenn Du nun also weißt, was Du fabri­ziert hast, ist es an der Zeit zu über­legen, wem Du es am ehesten andrehen kannst und wie Du dabei im Ver­gleich zur Kon­kur­renz dastehst. Sprich: Wir gehen über zur Markt- und Wett­be­werbs­ana­lyse, im Zuge derer es übri­gens auch zu einer Über­ar­bei­tung des Manu­skripts kommen kann. Doch bespre­chen wir auch hier eins nach dem anderen …

Ziel­gruppe

Ich kann es nicht oft genug wie­der­holen:

Eine per­fekte Geschichte gibt es nicht!

Aber eine per­fekte Geschichte für eine bestimmte Ziel­gruppe ist durchaus rea­lis­tisch.

Damit im Zusam­men­hang können wir fol­gende Faust­regel for­mu­lieren:

Eine Geschichte, die sich an alle richtet, richtet sich an nie­manden.

Zwar gibt es Bücher, die von vielen ver­schie­denen Gruppen gemocht werden, doch auch hier gibt es in der Regel eine pri­märe Ziel­gruppe:

Harry Potter ist eine Reihe für Kinder und Jugend­liche, die sie beim Erwach­sen­werden begleitet und somit auch Themen behan­delt, die für diese Ziel­gruppe rele­vant sind. Dass sich schon in den Ver­öf­fent­li­chungs­jahren auch viele Erwach­sene für die Serie begeis­tern konnten, ist eher ein posi­tiver Neben­ef­fekt. Viele sind durch ihre Kinder damit in Berüh­rung gekommen und lernten die fan­ta­sie­volle Welt und die Krimi-Plots kennen und lieben. Vor allem zeichnet sich Harry Potter auch dadurch aus, dass Row­ling ihre Leser nicht bevor­mundet, was eben­falls dafür sorgt, dass die Reihe auch für ein erwach­senes Publikum genießbar ist. Die eigent­liche Ziel­gruppe sind und bleiben jedoch Kinder und Jugend­liche, denn als Buch­reihe für Erwach­sene würde Harry Potter ganz anders aus­sehen.

Es ist daher auf jeden Fall sinn­voll, genau zu wissen, für wen man schreibt und warum. Und das wie­derum sollte an die Prä­misse gekop­pelt sein.

Zum Bei­spiel haben wir die Prä­misse von Harry Potter ja fol­gen­der­maßen defi­niert:

„Ein Wai­sen­junge erfährt, dass er magi­sche Kräfte hat, geht auf eine Zau­ber­schule und stellt sich einem bösen Zau­berer, um die Welt zu retten.“

Wenn wir von einem Ziel­pu­blikum von 10–16 Jahren für die ersten und mitt­leren Bände aus­gehen, dann sind die Leser­lein gerade am Anfang oder inmitten ihrer Pubertät und wollen sich so langsam mal von ihren Eltern abna­beln. Dabei möchten sie Außer­ge­wöhn­li­ches erleben und die Welt erobern. Harry Potter trifft da voll ins Schwarze mit seinem Prot­ago­nisten ohne Eltern, der auf ein magi­sches Internat geht und sich dem Bösen stellt.

Doch das ist etwas ober­fläch­lich. Greifen wir daher auf ein Werk­zeug zurück, das wir eben­falls schon in einem frü­heren Artikel bespro­chen haben: Per­sonas.

Zur Erin­ne­rung:

Bei Per­sonas geht es darum, ein Profil des typi­schen Ver­tre­ters einer Ziel­gruppe zu erstellen.

Wichtig ist dabei, dass Du Deine Per­sona nicht ein­fach aus der Luft greifst, son­dern Deine Ziel­gruppe ent­weder bereits kennst oder aktiv beob­ach­test bzw. Recherche betreibst und anschlie­ßend sozu­sagen den Quer­schnitt bil­dest.

Dieser Quer­schnitt könnte für Harry Potter in der heu­tigen Zeit zum Bei­spiel so aus­sehen:

  • Name: Leon
  • Alter: 14
  • Beruf/Bildung: Schüler
  • Familie: Eltern, Schwester, Mit­tel­stand
  • Traum: wollte schon immer ein Haus­tier, aber seine Eltern sind dagegen; will später Influen­cer/­Gaming-Streamer werden
  • Inter­essen: Video­spiele, Tiere
  • Hobbys: Video­spiele, Freunde, Filme
  • Medi­en­nut­zung: Gaming-Live­streams, TikTok, Insta­gram
  • Erwar­tungen ans Buch: Aben­teuer!!
  • Abnei­gungen: von Erwach­senen nicht ernst genommen werden, seine Mathe­leh­rerin

Natür­lich ist Leon ein Kli­schee auf zwei Beinen, aber uns geht es ja nicht um einen realen Men­schen, son­dern eben um einen Quer­schnitt. Und wie Dir sicher­lich auf­ge­fallen ist, stellt Harry Potter für ihn eine per­fekte Iden­ti­fi­ka­ti­ons­figur dar:

Harry ist – je nach Band – in seinem Alter und geht auf eine Schule – aber eine beson­dere, die Leons Sehn­sucht nach Aben­teuern und Eska­pismus bedient, wo die Eltern ganz weit weg sind und wo man statt­dessen seine Freunde immer um sich hat. Auch erfüllt sich für Harry Leons Traum von einem coolen Haus­tier sowie seine Sehn­sucht nach Berühmt­heit. Die fiesen Durs­leys asso­zi­iert Leon mit seinen Eltern, die ihm in der Rea­lität ja kein Haus­tier gönnen und sowieso nervig sind. Auch fühlt er sich durch das Buch nicht bevor­mundet und in Harrys Feind­schaft mit seinem Lehrer Severus Snape erkennt Leon sich selbst und seine Mathe­leh­rerin wieder. Nicht zuletzt muss Leons Familie nicht auf jeden ein­zelnen Cent achten und kann sich die Bücher über­haupt leisten.

Doch Leon exis­tiert nicht in einem Vakuum und mög­li­cher­weise ist es nicht er selbst, der das Buch kauft. Das sollte vor allem bei Kin­der­bü­chern berück­sich­tigt werden, denn die Käufer sind hier – je nach Alter des Kindes – oft Eltern, Groß­el­tern, Tanten und Onkel, und auch gene­rell fun­gieren Bücher gerne als Geschenke. Die Ziel­gruppe des Pro­dukts ist also nicht immer auto­ma­tisch die Ziel­gruppe des Mar­ke­tings.

Machen wir also, weil es heut­zu­tage sta­tis­tisch betrachtet immer noch eher Frauen sind, die die emo­tio­nale Arbeit in der Familie erle­digen, noch ein Per­sona-Profil zu Leons Mama:

  • Name: Nicole
  • Alter: 46
  • Beruf/Bildung: Ange­stellte in Teil­zeit
  • Familie: Mann, zwei Kinder, Mit­tel­stand
  • Traum: glück­liche Familie
  • Inter­essen: Krimis, Thriller, Lie­bes­ro­mane, His­to­ri­sches
  • Hobbys: Lesen, Serien
  • Medi­en­nut­zung: Face­book, Net­flix
  • Erwar­tungen ans Buch: Wer­te­ver­mitt­lung, dass Leon end­lich mehr liest und weniger Zeit mit Video­spielen ver­bringt
  • Abnei­gungen: Gewalt­ex­zesse in den Medien, frei zugäng­liche Por­no­grafie im Internet

Wie Du also siehst, dürfte Harry Potter auch Mama Nicole zufrie­den­stellen:

Weil die Bücher sehr span­nend sind, ent­wi­ckelt sich Leon zu einer Lese­ratte, wäh­rend seine Psyche vor jugend­ge­fähr­denden Themen geschützt wird, weil er nicht mehr so viel im Internet hockt. Außerdem findet sie als Krimi-Fan selbst Gefallen an den Büchern und so bringt Harry Potter sie ihrem Sohn sogar näher.

Natür­lich gibt es aber grö­ßere und klei­nere Ziel­gruppen. Harry Potter bedient eine große. Es ist jedoch absolut kein Pro­blem, wenn Dein Werk nur ein kleines Nischen­pu­blikum anspricht. Soll heißen: Du musst nicht auf Teufel komm raus ver­su­chen, einen Best­seller zu schreiben. Denn wenn ein Buch sich nicht gut ver­kauft, ist es von der Qua­lität her nicht zwangs­läufig schlecht. Schreibe das Buch, das Du schreiben willst. Passe nur auf, dass Deine Erwar­tungen dabei rea­lis­tisch bleiben, Du also nicht mit allzu hohen Ein­nahmen rech­nest.

Wett­be­werb

Doch zu wissen, für wen Du schreibst und warum, ist immer noch nicht genug. Denn selbst wenn Du das per­fekte Buch für Deine Ziel­gruppe geschrieben hast, wirst Du nur mäßig Erfolg haben, wenn der Markt bereits mit ähn­li­chen Büchern über­füllt ist und Du im Grunde nichts Neues bei­steu­erst.

Der Wett­be­werb durch andere Autoren ist Fluch und Segen zugleich: Einer­seits sind sie natür­lich Deine Kon­kur­renz, aber ande­rer­seits sind Leser von Büchern, die Deinem Werk ähneln, auch Deine poten­ti­elle Leser­schaft und Du kannst sie somit leichter aus­findig machen und anspre­chen.

Durch eine Wett­be­werbs­ana­lyse fin­dest Du also nicht nur heraus, was die aktu­ellen Trends sind und wie Du Dich von der Masse abheben kannst, son­dern sie fun­giert gleich­zeitig auch als Kom­pass bei Deiner Suche nach Lesern.

Auch hier musst Du recher­chieren, diesmal nach Werken und Autoren, mit denen Du Deine Ziel­gruppe teilst. Was macht sie erfolg­reich oder auch nicht erfolg­reich? Was gibt es für Gen­re­kon­ven­tionen und wie reagieren die Leser darauf? Wie lang sind die Bücher? Was sind die USPs der ein­zelnen Wett­be­werber und über welche Kanäle ver­treiben und bewerben sie ihre Werke? Was kannst Du sonst noch beob­achten? Gibt es viel­leicht sogar Markt­lü­cken, ein Buch, das eine bestimmte Ziel­gruppe gerne lesen würde, das bisher aber ein­fach nicht exis­tiert?

Beachte auch, dass Trends kommen und gehen. Es macht oft also nicht viel Sinn, ihnen gezielt hin­ter­her­zu­jagen, denn wenn Du Dein Buch end­lich fer­tig­ge­stellt und über­ar­beitet hast, ist der Trend wahr­schein­lich schon vorbei. – Es sei denn, du schreibst sehr, sehr schnell und hast kein Pro­blem damit, ein ewiger Tritt­brett­fahrer im Schatten inno­va­ti­verer Autoren zu sein.

Worauf es bei der Wett­be­werbs­ana­lyse eher ankommt, ist, Angebot und Nach­frage zu prüfen, die Stärken und Schwä­chen Deiner Kon­kur­renz zu ermit­teln und Deinen ganz eigenen Platz auf dem Markt zu finden. Picke Dir also ruhig ein­zelne Kon­kur­renz­werke heraus und ana­ly­siere sie und die Rolle, die sie auf dem Markt spielen. Lerne aus ihren Feh­lern und Erfolgen.

SWOT-Ana­lyse

Nun hast Du viele wert­volle Ergeb­nisse und kannst sie alle in der sog. SWOT-Ana­lyse zusam­men­tragen:

  • S → Strengths → die Stärken Deines Werkes im Ver­gleich zur Kon­kur­renz
  • W → Weak­ne­sses → die Schwä­chen Deines Werkes im Ver­gleich zur Kon­kur­renz
  • O → Oppor­tu­ni­ties → Deine Chancen auf dem Markt
  • T → Threats → Risiken, denen Dein Werk auf dem Markt aus­ge­setzt ist

Es geht also im Grunde um fol­gende Fragen:

  • Auf welche Stärken willst Du bauen und wie kannst Du Deine Schwä­chen aus­bü­geln oder gar zu Stärken machen? – Hier fragt man nach den Eigen­schaften des Werks an sich, bei­spiels­weise nach einem flüs­sigen Schreib­stil, inter­es­santen Figuren, einer span­nenden Hand­lung etc.
  • Welche Markt­lü­cken kannst Du bedienen, bei wel­chen Trends mit­ma­chen und wie kannst Du Dich vor Risiken schützen? – Hier fragt man nach den äußeren Gege­ben­heiten, auf die Du kaum oder gar keinen Ein­fluss hast, bei­spiels­weise zeit­glei­ches Erscheinen eines fast iden­ti­schen Werks, Kri­tiken, eine all­ge­meine Krise des Buch­markts etc.

Natür­lich greifen diese Fragen auch sehr stark inein­ander:

Zum Bei­spiel hat mein Lieb­lings­autor Remarque einen sehr knappen, prä­gnanten Stil, was häufig als Folge des Ersten Welt­krieges inter­pre­tiert wird, weil diese Art, sofort zur Sache zu kommen, sehr sol­da­tisch anmutet. Und es gibt durchaus Stimmen, die diesen Stil als Schwäche sehen, vor allem so kurz nach der eher schwa­fe­ligen Lite­ratur des 19. Jahr­hun­derts. Gleich­zeitig ist diese ver­meint­liche Schwäche auch eine Chance, weil dieser Stil her­vor­ra­gend zum von Remarque beschrie­benen Front­alltag passt und sich außerdem in die damals aktu­elle Strö­mung der Neuen Sach­lich­keit ein­fügt.

An dieser Stelle ist jedoch auch Vor­sicht geboten: Das Ziel einer SWOT-Ana­lyse besteht nicht darin, sich die Schwä­chen und Risiken im Zusam­men­hang mit Deinem Werk schön­zu­reden. Wenn eine Schwäche eine Schwäche ist, gehört sie besei­tigt oder kom­pen­siert. Sei ehr­lich zu Dir selbst, denn Du willst das Werk bei der anschlie­ßenden Über­ar­bei­tung ja ver­bes­sern.

Und damit wären wir auch schon bei einer Frage von twinflame01, näm­lich inwie­weit es dien­lich ist, schon beim Schreiben eine Ziel­gruppe im Kopf zu haben. Diese Frage ist vor allem vor dem Hin­ter­grund der Plotter und Pantser inter­es­sant, weil Letz­tere oft ja erst beim Schreiben ent­de­cken, was das Ganze werden soll und für wen. Autoren sind eben ver­schieden und wäh­rend manche gezielt für eine bestimmte Ziel­gruppe schreiben können, ist das für andere unmög­lich. Und das ist auch völlig in Ord­nung so. Denn im Grunde ist es egal, an wel­chem Punkt genau Du Über­le­gungen zur Ziel­gruppe und Markt­taug­lich­keit gene­rell in Dein Kon­zept auf­nimmstHaupt­sache, es pas­siert vor der finalen Über­ar­bei­tung des Manu­skripts und geht auch mit einer ent­spre­chenden SWOT-Ana­lyse einher. Denn Du willst ja, dass Dein Buch sich mög­lichst gut ver­kauft und den Lesern gefällt.

Kon­krete Maß­nahmen

So viel zum abs­trak­teren Part des Mar­ke­ting-Plans. Wenn hier alles steht, über­legst Du, wie Du Dein Kon­zept in der Praxis umsetzen willst. Du setzt Dir rea­lis­ti­sche Ziele – zum Bei­spiel, wie viele Exem­plare Du in wel­chem Zeit­raum ver­kaufen willst -, for­mu­lierst kon­krete Mar­ke­ting-Bot­schaften, die Du in Dein Wer­be­ma­te­rial packst, und Du ent­schei­dest Dich für kon­krete Platt­formen auf denen Du ver­öf­fent­li­chen und werben willst.

Wer­bung im Internet

Gehe dabei immer davon aus, was Du wel­cher Ziel­gruppe zu bieten hast:

Zum Bei­spiel macht es durchaus Sinn, Wer­be­banner spe­ziell für Leon zu erstellen, damit er sich – je nach Alter – das Buch von seiner Mutter erquen­gelt oder von seinem Taschen­geld kauft. Es macht aber keinen Sinn, diese Wer­bung auf Face­book zu schalten, denn heut­zu­tage gilt das als Platt­form für ältere Leute. Wenn Du Leon anspre­chen willst, dann packst Du ein buntes, vor Aben­teuer und Magie strot­zendes Banner auf Insta­gram und lässt even­tuell sogar – wenn Du zu viel Geld hast – einen pro­fes­sio­nell ani­mierten Buch­trailer bei Gaming-Live­streams laufen. Und das am besten noch in den Wochen vor Weih­nachten: Dann weiß Leon näm­lich, was er sich von seiner Groß­tante Frida wün­schen kann. Leons Mutter hin­gegen erreichst Du durchaus auf Face­book, aber Du müss­test Deine Bot­schaft anpassen und ihr eine packende und zugleich alters­ge­rechte Lek­türe für ihr Kind ver­spre­chen. Und auch Tante Frida kannst Du auf Face­book errei­chen und ihrer Rat­lo­sig­keit, was sie ihrem Groß­neffen in der Pubertät schenken soll, ein Ende setzen.

Solche Über­le­gungen sind der erste Schritt, um Deine Wer­be­maß­nahmen inter­es­sant zu machen: Denn Deine Ziel­gruppe soll erkennen, dass Du ihre Bedürf­nisse ansprichst. Sonst wird Deine Wer­bung igno­riert. Und dass die Wer­bung an sich nicht lang­wei­liges, bil­liges 08/15 sein sollte, ver­steht sich von selbst: Denn wir schließen nun mal gerne von der Qua­lität der Wer­bung auf die Qua­lität des Pro­dukts. Nutze also anspruchs­volles Wer­be­ma­te­rial.

Und wenn Du Dich jetzt wun­derst, warum ich gleich mit Internet-Wer­bung los­lege: Off­line-Wer­bung (zum Bei­spiel Lese­zei­chen und Flyer oder Anzeigen in der Presse) lohnt sich für Autoren meis­tens nicht, weil sie teuer ist und dabei hohe Streu­ver­luste hat. Eine Aus­nahme bilden Anlässe rund um Bücher und Lite­ratur, bei­spiels­weise Lesungen oder Buch­messen. Denn hier tum­meln sich viele Lese­wil­lige und die Wahr­schein­lich­keit, dass sich jemand für Dein Buch inter­es­siert, ist dem­entspre­chend höher als zum Bei­spiel irgendwo auf der Straße, in Geschäften oder Praxen. Außerdem kannst Du natür­lich auch schauen, wo sich Deine Ziel­gruppe her­um­treibt und es dort ver­su­chen. Fakt ist aber: Off­line-Wer­bung geht mit Print­kosten einher und Anlässe, bei denen Du einer hohen Kon­zen­tra­tion von Lese­wil­ligen begeg­nest, sind ver­hält­nis­mäßig selten. Des­wegen werben Autoren heut­zu­tage vor allem online. Die sozialen Medien und Platt­formen wie Amazon sind in erster Linie rie­sige Daten­kraken, die für relativ wenig Geld ihre Algo­rithmen in Deinen Dienst stellen:

Du willst gezielt Leons Mutter Nicole anspre­chen, also eine Frau in ihren Vier­zi­gern mit Kin­dern im Teen­ager-Alter und Inter­esse an Lite­ratur? Herz­li­chen Glück­wunsch, prak­tisch alle Wer­be­platt­formen im Internet bieten Dir die Mög­lich­keit, die Ziel­gruppe Deiner Wer­be­an­zeigen der­maßen prä­zise ein­zu­schränken. Deine Wer­bung wird also nicht an Leute ver­schleu­dert, die sich grund­sätz­lich nicht dafür inter­es­sieren, und die Nicoles dieser Welt freuen sich, end­lich ein tolles Buch für ihre Kinder gefunden zu haben.

Nun ist Wer­bung schön und gut, aber die wenigsten Autoren können mit Geld um sich werfen. Zumal eine Con­ver­sion Rate von 2 Pro­zent grob, all­ge­mein und im Durch­schnitt als gutes Ergebnis gilt. Das heißt: Wenn von 100 Nicoles, die Dein Wer­be­banner sehen, zwei das Buch kaufen, ist das ein Erfolg. Daher ist es sehr zu emp­fehlen, so viele kos­ten­lose Optionen zu nutzen wie mög­lich.

Das sind vor allem …

Soziale Medien und Blogs

Ver­schie­dene Autoren ver­öf­fent­li­chen ver­schie­dene Inhalte und alles hat seine Vor- und Nach­teile: Wäh­rend berühmte Autoren es sich leisten können zu posten, was immer sie wollen, lohnt es sich für weniger bekannte, ihren Con­tent stra­te­gisch zu durch­denken. Am besten wäre es, wenn Du für Deine Social-Media-Kanäle einen geson­derten Mar­ke­ting­plan samt USP und Markt- und Wett­be­werbs­ana­lyse erstellst. Denn die Inhalte, die Du in den sozialen Medien kos­tenlos ver­öf­fent­lichst, mögen grund­sätz­lich dem Buch­ver­kauf dienen, doch sie sind auch selbst ein Pro­dukt, das mit den Ange­boten anderer Autoren kon­kur­riert. Recher­chiere also sorg­fältig, was andere Autoren auf den ver­schie­denen Platt­formen so treiben, wie das ankommt und ob es dort eine Markt­lücke gibt.

Dabei kannst Du mit den Recher­che­er­geb­nissen meiner wun­der­baren Prak­ti­kantin Lara beginnen: Im Juli hat sie eine Reihe von Social-Media-Prä­senzen eng­lisch- und deutsch­spra­chiger Autoren her­aus­ge­sucht und eine Ver­gleichs­ta­belle ange­legt. In den nach­fol­genden Wochen habe auch ich selbst noch ein paar Autoren hin­zu­ge­fügt. Du kannst diese Tabelle gerne kos­tenlos nutzen. Du fin­dest sie hier.

Ansonsten sind auch Buch­blogger eine inter­es­sante Mög­lich­keit. Ob sie in den sozialen Medien oder auf einer eigenen Platt­form ver­öf­fent­li­chen – sie haben ein Publikum, das ihrem Geschmack ver­traut. Wenn ein Buch­blogger sich also bereit­erklärt, Dein Werk zu rezen­sieren und die Kritik auch noch positiv aus­fällt, dann kannst Du Dich wohl auf ein paar Ver­käufe freuen. Dafür müss­test Du aber natür­lich Bezie­hungen zu den Blog­gern pflegen und ihnen Rezen­si­ons­exem­plare lie­fern.

Sons­tiges

Wenn die ganze Zeit von Internet die Rede ist, denkst Du sicher­lich auch an eine Web­site – ist eine solche meis­tens doch sozu­sagen die vir­tu­elle „Home­base“ eines jeden Ange­bots. Und ja, eine Web­site ist sehr, sehr sinn­voll. Die Mög­lich­keiten sind dabei viel­fältig vom Sel­ber­ma­chen mit einem Bau­kasten bis hin zum Beauf­tragen eines Web­de­si­gners. Aller­dings sollte das Ergebnis am Ende unbe­dingt pro­fes­sio­nell aus­sehen. Denn wie auch bei Wer­bung, schließen Men­schen gerne von der Qua­lität der Web­site auf das Pro­dukt. Und weil ich selbst einen Fuß im Web­de­sign habe, können wir, wenn Du möch­test, in einem spä­teren Artikel gerne über Autoren­web­sites reden.

Ein wei­terer wich­tiger Punkt ist – sofern Du self­pu­blishen möch­test – die Ent­schei­dung dar­über, über wel­chen Dis­tri­butor Dein Buch ver­öf­fent­licht wird. Im Inter­view mit Daniel Greene erläu­tert zum Bei­spiel der Best­seller-Autor Evan Winter, warum er sein Buch ursprüng­lich exklusiv über Amazon KDP ver­öf­fent­licht hat. Recher­chiere also sehr genau, welche Platt­formen unter wel­chen Bedin­gungen welche Vor­teile bieten. Und ent­scheide auf dieser Grund­lage, wel­cher Dis­tri­butor sich am besten für Dein kon­kretes Buch eignet.

Und grund­sätz­lich soll­test Du bei allen Mar­ke­ting­ka­nälen, ob Flyer, Wer­be­banner oder auch Buch­cover etc., auf die AIDA-Formel achten, die ich bereits in einem frü­heren Artikel erläu­tert habe. Denn sie hilft Dir, Dein Mate­rial und Deine Prä­senzen auf ihre Wer­be­taug­lich­keit durch­zu­che­cken, damit Deine Mar­ke­ting-Maß­nahmen für Deine Ziel­gruppe anspre­chend sind und Du kein Geld für inef­fek­tive Aktionen aus­gibst.

Schluss­wort

Das war jetzt nur ein sehr ober­fläch­li­cher Galopp durch die Welt des Mar­ke­tings. Grund­sätz­lich können wir auch noch den Ope­ra­ti­ons­plan anschneiden mit dem Auf­stellen eines Zeit­plans, der Bud­get­kal­ku­la­tion und Maß­nahmen zur Erfolgs­kon­trolle. Aber ich denke, es ist genug für heute. Ich hoffe, Du hast jetzt ein erstes Ver­ständnis dafür, was Mar­ke­ting ist und welche Mög­lich­keiten Dir zur Ver­fü­gung stehen. Wenn Du an tie­fer­ge­henden Arti­keln zu ein­zelnen Aspekten inter­es­siert bist, lass es mich gerne wissen.

2 Kommentare

  1. Herz­li­chen Dank!
    Ich schreie jetzt schon einmal laut „AUTOREN­WEB­SITE“ *hust*. Nicht dass es dir an The­men­vor­schlägen man­geln würde…

    Ich finde aber, eine Infor­ma­tion sollte man auch bedenken. Wenn man, wie Shad M Brooks bei­spiels­weise eine Reihe You­tube Fol­lower hat, kann die Reak­tion der Fol­lower auch recht heftig auf­fallen, weil man eben Erwar­tungen weckt. Sein erstes Buch Shadow of the Con­querer hat zwar in Summe recht gute Bewer­tungen. Schaut man sich aber einmal die tat­säch­li­chen Bewer­tungen an, sieht man recht schnell, dass ein bestimmtes Pro­blem immer und immer wieder erwähnt wird – näm­lich, dass er sein Magie­system und die ver­wen­deten Schwerter viel zu intensiv beschreibt (offenbar auch mehr als tell, als als show). Die Stern­zahl hängt im Wesent­li­chen davon ab, inwie­weit die Leser das Pro­blem werten und reicht von einem bis zu 4 Sternen Abzug.
    Shad wohl hat Glück, aber das kann sich natür­lich auch anders äußern. Wenn man einen üblen Schnitzer drin hat, kann sich das dann eben auch sehr schnell her­um­spre­chen.
    Meg LaTorre hat ein ähn­li­ches Pro­blem.

    Ganz zu schweigen davon, dass sich ein Auf­tritt von Autoren bei Social Media heut­zu­tage auch sehr schnell sehr ungünstig aus­wirken kann, wie J.K. Row­ling zeigt. Sie hatte aber zu dem Zeit­punkt ihre sieben Bücher bereits in einen Geld­spei­cher umge­wan­delt. Ver­mut­lich wäre sie (egal ob man das berech­tigt findet oder nicht) heute kaum einer Erwäh­nung wert, wenn sie sich so nach dem ersten Buch geäu­ßert hätte.

    Daraus folgt dann wohl, dass man sich mit kon­tro­versen Mei­nungen zurück­halten sollte, wenn man einen Best­seller schreiben will und sich noch nicht eta­bliert hat.

    Eine Sache, die viel­leicht auch nicht unwichtig ist, ist, dass im Internet nicht nur nette Leute sind. Je mehr Fische, desto mehr Trolle kommen unter der Brücke hervor. Darauf sollte man sich ein­stellen, ins­be­son­dere wenn man als Autor noch min­der­jährig ist. Ist viel­leicht auch was für einen Artikel „Autoren­web­site“ … *Hun­de­augen*

    AZR
    1. Alles klar, „Autoren­web­site“ kriegt eine höhere Prio­rität, kommt also wahr­schein­li­cher dran. 🙂

      Mit Deiner Ergän­zung hast Du natür­lich recht. Wenn man bereits bekannt ist, werden die Bücher zwar eher gekauft, aber auch die Erwar­tungen sind ent­spre­chend hoch und die Reak­tionen unter Umständen heftig. Gutes Mar­ke­ting durch soziale Medien kann eben ris­kant sein. – Aber nicht nur für Autoren, son­dern auch gene­rell. Das bringt eine gewisse Bekannt­heit schon mit sich und damit muss man umgehen können. Ebenso mit Trollen. Da durfte ich auch schon Bekannt­schaft mit machen. 🙄 Aber the­ma­tisch ist das eher für soziale Medien. Ich würde deinen Kom­mentar also auch als Anre­gung für dieses Thema sehen.

      Vielen Dank also für den Input und für die Berei­che­rung der The­men­liste! 😊

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