Lesen wie ein Autor: Besser schreiben lernen durch Analysieren

Lesen wie ein Autor: Besser schreiben lernen durch Analysieren

Autoren lesen anders als ande­re Bücher­wür­mer. Denn sie wol­len ler­nen und ihr eige­nes Schrei­ben ver­bes­sern. Ihr Blick ist ana­ly­tisch. Und wenn auch Du Dich ver­bes­sern möch­test: In die­sem Arti­kel erklä­re ich Schritt für Schritt, wie man die Wer­ke ande­rer Autoren analysiert.

Die Foli­en für die­ses Video gibt es für Ste­ady-Abon­nen­ten und Kanal­mitglieder auf You­Tube als PDF zum Download.

Mei­ner – und nicht nur mei­ner – Beob­ach­tung nach schrei­ben Men­schen, die viel lesen, ten­den­zi­ell bes­se­re Tex­te. Damit ist das Lesen für einen Autor auch ein Lernprozess.

Noch effek­ti­ver ist er aber, wenn man beim Lesen nicht ein­fach schmö­kert, son­dern – wie ich in einem frü­he­ren Arti­kel bereits emp­foh­len habe – die Wer­ke ande­rer Autoren bewusst liest und ana­ly­siert. Wenn man die Struk­tu­ren und Tech­ni­ken hin­ter qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­gen Tex­ten versteht.

Die dafür benö­tig­ten Ana­ly­se­kom­pe­ten­zen lernt man in der Schu­le jedoch nur bedingt. Spä­ter kann man natür­lich Lite­ra­tur­wis­sen­schaft stu­die­ren. – Doch das ist kein Weg für jedermann.

Des­we­gen habe ich hier eine spe­zi­ell auf Autoren zuge­schnit­te­ne Schritt-für-Schritt-Anlei­tung, wie man ande­re Tex­te „seziert“, um aus ihren zu lernen.

Vorbemerkung

Vor­her aber ein klei­ner Hin­weis: Heu­te fokus­sie­re ich mich nicht auf die Ana­ly­se ein­zel­ner Teil­be­rei­che wie Erzähl­per­spek­ti­ve, Plot, Figu­ren etc., son­dern auf das Ana­ly­sie­ren gene­rell. Denn das Ana­ly­se­ver­fah­ren ist bei jedem Teil­be­reich im Prin­zip gleich. Und zu all den ver­schie­de­nen Ein­zel­aspek­ten beim Schrei­ben ver­öf­fent­li­che ich lau­fend eige­ne Arti­kel. Wenn Du also bei einem bestimm­ten Werk einen sol­chen Ein­zel­aspekt ana­ly­sie­ren möch­test, dann emp­feh­le ich, dass Du die Theo­rie und die Tipps aus die­sen Arti­keln mit der Theo­rie und den Tipps in die­sem Arti­kel kombinierst.

Schritt 1: Fragestellung formulieren

Eine Ana­ly­se macht man nicht ein­fach so ins Blaue hin­ein. Denn es gibt unend­lich vie­le Gesichts­punk­te, unter denen man ein Werk ana­ly­sie­ren kann.

Um also nen­nens­wer­te Erkennt­nis­se gewin­nen zu kön­nen, musst Du zunächst erst mal wis­sen, was Du über­haupt her­aus­fin­den möch­test. Des­we­gen:

For­mu­lie­re eine Fragestellung!

Beob­ach­te Dei­ne Reak­tio­nen beim Lesen des Wer­kes. Beob­ach­te die Reak­tio­nen ande­rer Leu­te. Hal­te Aus­schau nach Besonderheiten.

Wir­ken die Figu­ren hier beson­ders leben­dig? Rührt eine Sze­ne zu Trä­nen? Hat Dich ein Plot Twist regel­recht umgehauen?

Das alles sind gute Grün­de, ein Werk zu analysieren.

Eben­falls gute Grün­de zum Ana­ly­sie­ren sind die Feh­ler des ande­ren Autors:

War­um wirkt der Prot­ago­nist unsym­pa­thisch? War­um ist der Plot so ver­wirr­wend? War­um kann man den Schreib­stil nicht ernst nehmen?

Alter­na­tiv kannst Du auch direkt von einem bestimm­ten Gesichts­punkt aus­ge­hen und einer etwas all­ge­mei­ne­ren Fra­ge­stel­lung nachgehen:

Wie wird in Dei­nem Lieb­lings­buch eigent­lich die Erzähl­per­spek­ti­ve gehand­habt und wie wel­che Wir­kung hat sie? Wie geht ein bestimm­ter Autor mit Meta­phern um und wel­chen Effekt hat das? Wie wer­den in einem bestimm­ten Werk neue Figu­ren eingeführt?

Wie Du also siehst: Du kannst fra­gen, was immer Du willst. Wich­tig ist, dass Du über­haupt eine Fra­ge hast und Dein Ana­ly­se­feld ein­schränkst. Ein Ziel hast. Dir selbst Gren­zen setzt. Denn alles ana­ly­sie­ren kannst Du nicht.

Schritt 2: Recherche und Theorie

Wenn Du nun also defi­niert hast, was Du her­aus­fin­den möch­test, dann ergibt sich von selbst, mit wel­chen Teil­be­rei­chen Du Dich näher aus­ein­an­der­set­zen musst. Und um Dich mit die­sen Teil­be­rei­chen in einem ein­zel­nen Werk zu beschäf­ti­gen, brauchst Du mög­lichst viel Hin­ter­grund­wis­sen zu die­sen The­men. – Und hier kom­men Recher­che und theo­re­ti­sche Model­le ins Spiel.

Denn man muss nicht jedes Mal das Rad neu erfinden:

Über die Funk­ti­ons­wei­se und Wir­kung ver­schie­de­ner Stil­mit­tel wur­de schon sehr viel gesagt, es gibt vie­le Model­le zur Ana­ly­se der Erzähl­per­spek­ti­ve und es gibt Erfah­rungs­wer­te, Tipps und Model­le von ande­ren Autoren, die ver­su­chen, das Schrei­ben zu sys­te­ma­ti­sie­ren. Usw. usf.

Recher­chie­re also die für Dei­ne Ana­ly­se rele­van­ten The­men. Ob übers Inter­net, in Biblio­the­ken oder wo auch immer. Krat­ze so viel Mate­ri­al zusam­men wie Du ver­dau­en kannst.

Am bes­ten ist es aber natür­lich, wenn Du die­se The­men nicht nur dann recher­chierst, wenn Du sie brauchst, son­dern Dich per­ma­nent wei­ter­bil­dest. Dadurch wirst Du irgend­wann jeder­zeit auf ein brei­tes Arse­nal von Hin­ter­grund­wis­sen und Werk­zeug zurück­grei­fen und direkt beim Lesen anwen­den können.

Beson­ders güns­tig ist es, wenn das von Dir zu ana­ly­sie­ren­de Werk bereits von ande­ren ana­ly­siert wur­de:

Gibt es dazu schon Auf­sät­ze oder sogar gan­ze Mono­gra­phien? Gibt es dazu Dis­kus­sio­nen in Online-Foren? Gibt es inter­es­san­te Rezen­sio­nen zu die­sem Werk? Gibt es evtl. sogar bereits Ana­ly­sen mit genau Dei­ner Fragestellung?

Du musst den Aus­sa­gen in den bereits ver­öf­fent­lich­ten Publi­ka­tio­nen zu dem The­ma aber nicht unbe­dingt zustim­men. Wenn Du meinst, dass der Autor einer ande­ren Ana­ly­se sich irrt, dann ist das Dein gutes Recht. Die Lek­tü­re ande­rer Publi­ka­tio­nen zu Dei­nem The­ma soll nur dem Zweck die­nen, ande­re Sicht­wei­sen ken­nen­zu­ler­nen, auf bestimm­te Text­stel­len auf­merk­sam zu wer­den und den eige­nen Denk­pro­zess anzukurbeln.

Sinn­voll ist es im Übri­gen auch, nicht nur Publi­ka­tio­nen zum gewähl­ten Werk zu suchen, son­dern auch zu ähn­li­chen Wer­ken:

Gibt es ande­re Erzäh­lun­gen, in denen eine ähn­li­che Wir­kung wie im zu ana­ly­sie­ren­den Werk erzeugt wur­de? Wird der Autor des zu ana­ly­sie­ren­den Wer­kes oft mit einem bestimm­ten ande­ren Autor ver­gli­chen? Wur­de das zu ana­ly­sie­ren­de Werk direkt von einem bestimm­ten ande­ren Werk inspiriert?

Ver­glei­che mit ähn­li­chen Wer­ken oder Inspi­ra­tio­nen kön­nen manch­mal durch­aus sehr auf­schluss­reich sein.

Schritt 3: Beobachtungen und Gedanken zusammentragen

Nun hast Du also jede Men­ge Mate­ri­al von theo­re­ti­schen Model­len über Schreib­tipps bis hin zu Ana­ly­se­be­mü­hun­gen ande­rer Leute.

Im nächs­ten Schritt wen­dest Du die­ses Mate­ri­al auf das zu ana­ly­sie­ren­de Werk an:

Klap­pe­re die Model­le Punkt für Punkt ab, prü­fe das Werk auf die Ein­hal­tung oder Nicht-Ein­hal­tung bestimm­ter Schreib­tipps, prü­fe die Aus­sa­gen in den bereits exis­tie­ren­den Ana­ly­sen und prü­fe, ob die Beob­ach­tun­gen zu ähn­li­chen Wer­ken auch für das von Dir zu ana­ly­sie­ren­de Werk gelten.

Mache Dir zu all dem Noti­zen. Notie­re auch alles, was Dir selbst auf­fällt, sogar ganz spon­ta­ne Gedan­ken, auf­fäl­li­ge oder ander­wei­tig wich­ti­ge Text­stel­len … Ein­fach alles.

Das soll­test Du aber nach Mög­lich­keit nicht durch­ein­an­der machen: Denn meis­tens zeich­nen sich bereits zu Beginn einer Ana­ly­se bestimm­te Unter­the­men ab.

Begin­ne also mög­lichst früh, Dei­ne Noti­zen zu sor­tie­ren.

Mit gro­ßer Wahr­schein­lich­keit wirst Du die­se vor­läu­fi­ge Ord­nung spä­ter sowie­so noch wei­ter anpas­sen. Sie muss also nicht per­fekt sein. Aber sie soll­te zumin­dest exis­tie­ren. Denn sonst wirst Du Dich irgend­wann in Dei­nen eige­nen Noti­zen ver­lie­ren. Beu­ge dem also von Anfang an vor.

Schritt 4: Zusammenhänge herstellen

Der nächs­te Schritt ist viel­leicht der schwie­rigs­te. Hier geht es näm­lich dar­um, die Recher­che­er­geb­nis­se und die eige­nen Beob­ach­tun­gen und Gedan­ken mit­ein­an­der logisch zu ver­knüp­fen und ggf. Gesetz­mä­ßig­kei­ten und Struk­tu­ren auf­zu­zei­gen.

Wenn Du nun die Men­ge an Noti­zen betrach­test, mag das auf den ers­ten Blick als unmög­lich erschei­nen. Doch Du hast Dei­ne Noti­zen nicht umsonst in Unter­the­men aufgeteilt.

Gehe also in klei­nen Schrit­ten vor und wid­me Dich einem Unter­the­ma nach dem anderen.

Fas­se Dei­ne Erkennt­nis­se außer­dem für jedes Unter­the­ma in einem klei­nen Zwi­schen­fa­zit zusam­men. Dadurch brauchst Du Dir für das Gesamt­fa­zit am Ende nur die­se Zwi­schen­fa­zits durch­zu­le­sen, sie mit­ein­an­der zu ver­knüp­fen und zusammenzufassen.

In der Pra­xis kann das Zum Bei­spiel so aussehen:

Du unter­suchst, war­um eine Geschich­te Dich so stark emo­tio­nal berührt.

  • In einem Unter­the­ma stellst Du fest, dass man durch den intern foka­li­sier­ten Erzäh­ler einen tie­fen Ein­blick in das Innen­le­ben der Figur bekommt. Dadurch fühlt man mit der Figur sehr stark mit.
  • In einem ande­ren Unter­the­ma beob­ach­test Du, dass der Text sehr viel erleb­te Rede ent­hält, was zu einer Ver­schmel­zung von Erzäh­ler­re­de und Figu­ren­re­de führt. Auch dadurch wird Nähe zur Figur aufgebaut.
  • Nach der Ana­ly­se vie­ler Unter­the­men kommst Du im Gesamt­fa­zit zu dem Schluss, dass der Autor in jedem Teil­be­reich – von der Erzähl­per­spek­ti­ve über den Sprach­ge­brauch bis hin zur Plotstruk­tur – alle Regis­ter gezo­gen hat, um den Leser an den Gedan­ken und Gefüh­len der Haupt­fi­gur teil­ha­ben zu lassen.

Durch die­ses Vor­ge­hen erkennst Du nach und nach, dass guten Büchern in der Regel tat­säch­lich eine auf die beab­sich­tig­te Wir­kung ange­pass­te Aus­wahl von Erzähl­tech­ni­ken zugrun­de liegt. Dabei kann der Autor die­se Aus­wahl sowohl bewusst als auch intui­tiv getrof­fen haben. Aber Fakt ist und bleibt:

Wenn ein Buch gut ist, dann hat das einen Grund.

Eben­so hat es einen Grund, wenn ein Werk schlecht ist. Die­ser wird wäh­rend einer sorg­fäl­ti­gen Ana­ly­se sichtbar.

Hier bie­tet es sich aller­dings an, über Ver­bes­se­rungs­vor­schlä­ge nach­zu­den­ken. Denn es ist zwar schön und gut, wenn Du weißt, was Du nicht machen sollst. Bes­ser ist es aller­dings zu wis­sen, was Du statt­des­sen machen kannst.

Beim Her­stel­len von Zusam­men­hän­gen musst Du aller­dings dar­auf ach­ten, dass Du nicht nur das siehst, was Du sehen möch­test. Dass Du nicht Din­ge über­siehst, die Dei­ner Mei­nung eigent­lich wider­spre­chen. Wenn es in dem Text zum Bei­spiel etwas gibt, das ein­fach nicht zu Dei­ner Inter­pre­ta­ti­on pas­sen will, dass soll­te die­ses Etwas genau­er betrach­tet werden.

Tren­ne vor allem klar zwischen:

  • Din­gen, die Dei­ne per­sön­li­che Emp­fin­dung sind,

  • der Mei­nung ande­rer Leser und

  • dem, was tat­säch­lich im Text steht!

Wenn Du oder jemand ande­res zum Bei­spiel meint, Figur X wäre arro­gant, dann soll­te das anhand des Tex­tes begrün­det wer­den kön­nen. Und wenn es kei­ne Text­stel­len gibt, die vom arro­gan­ten Cha­rak­ter der Figur zeu­gen, dann sind die sub­jek­ti­ven Arro­ganz­vor­wür­fe ein­zel­ner Leser nichts wert.

Soll­ten aber ziem­lich vie­le Leser der Mei­nung sein, Figur X wäre arro­gant, obwohl es im Text kei­ner­lei Anhalts­punk­te dafür gibt, dann wäre das natür­lich ein span­nen­des The­ma für eine wei­te­re Analyse.

Schritt 5: Das Gelernte selbst anwenden

Wenn Du also nun weißt, wie gute Autoren mit ihren Geschich­ten die beab­sich­tig­te Wir­kung erzie­len, dann weißt Du auch genau, was Du tun musst, wenn Du die­sel­be oder zumin­dest eine ähn­li­che Wir­kung errei­chen möch­test. Und durch die Aus­ein­an­der­set­zung mit schlech­ten Büchern lernst Du auch, wel­che Gefah­ren lau­ern und wie Du ihnen aus­wei­chen kannst.

Das alles bedeu­tet aller­dings nicht, dass Du ande­re Autoren kopierst. Da brauchst Du Dir kei­ne Sor­gen machen. Wir alle sind Indi­vi­du­en und Du kannst tun, was Du willst, aber Du wirst nie­mals genau­so schrei­ben wie ein ande­rer Autor. Man wird höchs­tens Ein­flüs­se erken­nen können.

Umge­kehrt bedeu­tet das auch, dass es sinn­los ist, genau so schrei­ben zu wol­len wie Dein Lieb­lings­au­tor. Denn so geni­al die­ser Autor auch sein mag: Jeder gute Autor ist auf sei­ne eige­ne Wei­se geni­al und Dei­ne Auf­ga­be ist es eher, Dei­nen eige­nen Stil zu fin­den.

Denn ein eige­ner Stil ist tau­send­mal genia­ler als ein Abklatsch der Genia­li­tät eines ande­ren Autors.

Und ja, wie bereits kurz erwähnt, wäh­len gute Autoren die rich­ti­gen Erzähl­tech­ni­ken manch­mal intui­tiv. Ich will gegen Bauch­ge­fühl auch nichts sagen. Außer dass man, wenn man nicht als Wun­der­kind auf die Welt gekom­men ist, das Gelin­gen oder Nicht-Gelin­gen des eige­nen Wer­kes so dem Zufall über­lässt. Und wenn wir davon aus­ge­hen, dass Du Dei­nen Roman so gut hin­be­kom­men möch­test, wie er nur wer­den kann,

dann ist das Ler­nen aus den Erfol­gen und Feh­lern ande­rer Autoren das Bes­te, was Du tun kannst.

Schlussbemerkungen

Das in die­sem Arti­kel vor­ge­stell­te Ver­fah­ren mag sehr wis­sen­schaft­lich anmu­ten, doch es ist tat­säch­lich ver­ein­facht. Denn zu einer lite­ra­tur­wis­sen­schaft­li­chen Arbeit gehö­ren neben bestimm­ten For­ma­lia auch Din­ge wie eine The­se in der Ein­lei­tung, eine Begrün­dung für die Wahl bestimm­ter Model­le und Ver­fah­ren etc. Wenn Du hin­ge­gen ein­fach für Dich selbst ana­ly­sierst, um etwas zu ler­nen, dann kannst Du rela­tiv „frei nach Schnau­ze“ vor­ge­hen. Solan­ge die Ana­ly­se für Dich selbst ins­ge­samt Sinn ergibt und Erkennt­nis­se lie­fert, ist alles gut.

Du magst Dich aber auch fra­gen: Wer macht denn ernst­haft sol­che Ana­ly­sen? - Die Ant­wort ist: Ich. Als Teen­ager habe ich näm­lich ange­fan­gen, auf Fan​fik​ti​on​.de äußerst aus­führ­li­ches Feed­back zu ver­tei­len. Und obwohl die­ses Feed­back nicht die Form einer wis­sen­schaft­li­chen Ana­ly­se hat­te, lag mei­nen Kom­men­ta­ren genau das geschil­der­te Ver­fah­ren zugrun­de. Und es war die wohl lehr­reichs­te Zeit mei­nes Schrei­ber­ling­da­seins.

Und auch, wenn das geschil­der­te Ver­fah­ren viel­leicht auf­wen­dig und schwer­fäl­lig wirkt: Das muss nicht so sein. Denn die ein­zel­nen Schrit­te müs­sen zum Bei­spiel nicht unbe­dingt nach­ein­an­der abge­ar­bei­tet wer­den, son­dern kön­nen flie­ßend inein­an­der über­ge­hen. So kannst Du Dir zum Bei­spiel bereits beim Lesen und spä­ter beim Recher­chie­ren Mar­kie­run­gen und Noti­zen machen und die­se sofort ordnen.

Außer­dem kann der gan­ze Pro­zess natür­lich auch kom­plett im Kopf statt­fin­den. – Vor allem, wenn die Fra­ge­stel­lung nicht sehr umfang­reich ist. Mei­ner Erfah­rung nach bleibt jedoch mehr hän­gen, wenn man sei­ne Ergeb­nis­se tat­säch­lich schrift­lich fest­hält, zum Bei­spiel in Form von Feed­back direkt an den Autor oder in Form einer Rezen­si­on.

Und mit der Zeit wird das Ana­ly­sie­ren eh schnel­ler. Mit zuneh­men­der Übung wird Dir ein­fach mehr auf­fal­len und Du musst nicht mehr all­zu viel recher­chie­ren. In man­chen Fäl­len wirst Du sogar schon auf den ers­ten Blick sagen kön­nen, war­um in einer Geschich­te etwas funk­tio­niert oder nicht.

Die Kehr­sei­te ist da natür­lich, dass man Ana­ly­sie­ren beim Lesen irgend­wann nicht mehr abstel­len kann. Man kann sich bei einem guten Buch dann nicht mehr fal­len las­sen. Es wird zu einer Art Berufs­krank­heit. Aber man kann damit leben. Und vor allem schätzt man dadurch hoch­qua­li­ta­ti­ve Bücher, die man trotz die­ser „Ana­ly­se­krank­heit“ immer noch genie­ßen kann, umso mehr.

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