Pro­pa­ganda und Sto­rytel­ling

Pro­pa­ganda und Sto­rytel­ling

Geschichten haben eine kraft­volle Wir­kung auf unser Denken und Fühlen. Und sind damit ein per­fektes Mittel für Pro­pa­ganda. Schlimmer noch, manchmal pro­pa­giert ein Autor auch bestimmte Ansichten, ohne es selbst zu merken. Werfen wir also einen Blick auf das Zusam­men­spiel von Pro­pa­ganda und Sto­rytel­ling und über­legen uns, wie wir als Autoren damit umgehen können.

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Geschichten tragen zur For­mung von Mei­nungen bei. Und dabei ist es egal, ob sie fik­tional sind oder auf realen Ereig­nissen beruhen. Denn sie ver­mit­teln Ideen und Werte, sie prägen unsere Welt­wahr­neh­mung und fällen Urteile. Und wenn das Ver­mit­telte destruktiv ist … Na ja, hier ein Zitat von Victor Klem­perer:

„Worte können wie win­zige Arsen­dosen sein: Sie werden unbe­merkt ver­schluckt; sie scheinen keine Wir­kung zu tun — und nach einiger Zeit ist die Gift­wir­kung doch da.“
— Victor Klem­perer

Manche Geschichten werden bewusst für Pro­pa­gan­da­zwecke instru­men­ta­li­siert. Doch auch indi­rekt frisst sich Pro­pa­ganda durch Geschichten in unsere Köpfe, näm­lich wenn der Erzähler bzw. Autor eine bestimmte Denk­weise ver­in­ner­licht hat und sie unbe­wusst wei­ter­gibt.

Des­wegen befassen wir uns heute mit dem Zusam­men­spiel von Pro­pa­ganda und dem Geschich­ten­er­zählen. Und nebenbei erkläre ich auch, warum ich die deut­sche Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung für einen schlechten Witz halte.

Vor­wort

Das Thema geht mir in vie­lerlei Hin­sicht sehr nahe und es ist wohl der per­sön­lichste Artikel, den ich bisher geschrieben habe. Und gerade weil er so per­sön­lich ist, warne ich jetzt schon mal vor:

Er hat einen sehr sub­jek­tiven Cha­rakter. Anders kann ich über das Thema leider nicht reden.

Erwarte daher bitte keine wis­sen­schaft­liche Abhand­lung. Vieles von dem, was ich erzähle, hat seinen Ursprungs­kern in meinem Leben, meinen Beob­ach­tungen und meinem Ver­such, die Dinge zu deuten, manchmal mit Hilfe von For­schern und Autoren, die klüger sind als ich. Außerdem sind die Dar­stel­lungen der in diesem Artikel ange­schnit­tenen Sach­ver­halte stark zusam­men­ge­kürzt und ver­ein­facht. Den­noch fin­dest Du unter am Ende des Arti­kels eine Liste mit Link­tipps, die vor allem als erste Anre­gungen gemeint sind, wenn Du besser nach­voll­ziehen möch­test, wo ich ideo­lo­gisch her­komme.

Ich bin mir auch dessen bewusst, dass Teile dieses Arti­kels (oder der kom­plette Artikel) nicht jedem Leser schme­cken werden. Wenn Du mir nicht zustimmst, darfst Du mir gerne in den Kom­men­taren wider­spre­chen, solange Du es höf­lich und kon­struktiv tust.

Belei­di­gungen ein­zelner Per­sonen oder Gruppen werden gelöscht.

Erwarte im Übrigen auch bei einem höf­li­chen Kom­mentar bitte nicht, dass ich dis­ku­tiere. Ers­tens ist das aus Zeit­gründen schwierig und zwei­tens wurde noch nie jemand durch eine Internet-Dis­kus­sion über­zeugt. Ich lese mir Deinen Kom­mentar ein­fach durch, denke nach und ent­scheide dann für mich selbst, ob ich zustimme oder nicht.

Ansonsten bedanke ich mich bei der Krea­tiv­Crew für die Anre­gungen und das ein oder andere gute Stich­wort. Und warne außerdem vor: Es wird um einige hef­tige Themen wie Genozid und Kriegs­ver­bre­chen gehen und ich werde meine Aus­füh­rungen im Video zu diesem Artikel an einigen Stellen auch mit ver­stö­renden Bil­dern unter­malen. Von daher:

Lesen (und anschauen) auf eigene Gefahr!

Wenn Du Dir also sicher bist, dass Du den Artikel hand­haben kannst, dann kommen wir end­lich zum Thema:

Defi­ni­tionen

Klären wir zunächst ein paar Begriffe, damit wir sie später beden­kenlos ver­wenden können.

Pro­pa­ganda

Unter „Pro­pa­ganda“ ver­steht man laut dem Duden eine

„sys­te­ma­ti­sche Ver­brei­tung poli­ti­scher, welt­an­schau­li­cher o. ä. Ideen und Mei­nungen mit dem Ziel, das all­ge­meine Bewusst­sein in bestimmter Weise zu beein­flussen“.

Im all­ge­meinen Sprach­ge­brauch gibt es aber noch eine wei­tere, „inof­fi­zi­elle“ Bedeu­tung:

Pro­pa­ganda ist alles, was nicht mit der eigenen Mei­nung bzw. Wahr­neh­mung über­ein­stimmt. Und jeder, der anders denkt als man selbst, ist dumm, hirn­ver­wa­schen etc.

Meinen Beob­ach­tungen nach wird der Pro­pa­gan­da­be­griff heut­zu­tage meis­tens in der zweiten, sub­jek­tiven Bedeu­tung gebraucht. Vor allem online. Beson­ders gerne, wenn die Politik und die soge­nannten „Main­stream-Medien“ bzw. auf der anderen Seite soge­nannte „Ver­schwö­rungs­theo­re­tiker“ und „Wut­bürger“ kri­ti­siert werden sollen.

Die Schwie­rig­keit ist, dass jeder von uns eine bestimmte Mei­nung hat. Und wenn einem ein Thema sehr am Herzen liegt, dann ver­sucht man, andere Men­schen zu beein­flussen. Und betreibt somit Pro­pa­ganda.

Wenn man nun aber anderen Pro­pa­ganda vor­wirft, schwingt in der Regel die Annahme mit, dass es eine ein­zige Wahr­heit gäbe und das Gegen­über lügen würde. Das Gegen­über wie­derum ver­steht den Pro­pa­ganda-Vor­wurf nicht, weil es ja von der Wahr­heit der eigenen Ansichten über­zeugt ist. Und so ent­steht ein end­loses Gek­abbel, in dem sich beide Seiten gegen­seitig Pro­pa­ganda vor­werfen, ein­ander nicht zuhören und ein kon­struk­tiver Dialog somit unmög­lich wird.

Die Folge ist, dass die Par­teien immer stärker aus­ein­an­der­driften und es für beide nur noch Schwarz und Weiß gibt. Und die Men­schen zwi­schen den Fronten werden früher oder später zu einer Ent­schei­dung gedrängt, weil es keinen Mit­telweg zu geben scheint. Viele ent­scheiden sich dann auch. Wer bei­spiels­weise auf Miss­stände in der Bericht­erstat­tung der Leit­me­dien auf­merksam wird, beginnt ihnen zu miss­trauen und wird anfällig für Ver­schwö­rungs­theo­rien. Dieses Prinzip hat Rezo vor Kurzem ja in seiner Zer­stö­rung der Presse vor­bild­lich erläu­tert.

Dass Pro­pa­ganda in der Regel ein sehr nega­tives Schlag­wort und ein hef­tiger Vor­wurf ist, liegt daran, dass vor allem tota­li­täre Regime ihre Ideo­lo­gien gerne durch staat­lich gelenkte Pro­pa­ganda ver­mit­teln, um die Men­schen­massen für eigene Zwecke aus­zu­nutzen und sie damit ins Ver­derben zu stürzen.

Ich möchte aller­dings betonen, dass das Beein­flussen der Mei­nung anderer Men­schen an sich erst mal neu­tral ist. Denn wir alle tun das. Die ganze Wer­be­indus­trie ist im Prinzip Pro­pa­ganda. Und nur in den sel­tensten Fällen hat das Aus­wir­kungen wie im Dritten Reich oder in Nord­korea.

Wei­tere Begriffe

Der Bestä­ti­gungs­fehler, auf Eng­lisch con­fir­ma­tion bias genannt, ist die Ten­denz, Infor­ma­tionen so aus­zu­wählen und zu inter­pre­tieren, dass sie die eigenen Ansichten und/oder Erwar­tungen bestä­tigen. Das geht zum Bei­spiel damit einher, dass man „pas­sende“ Infor­ma­tionen höher bewertet und besser in Erin­ne­rung behält als „unpas­sende“. Es kann sogar pas­sieren, dass man Infor­ma­tionen, die den eigenen Erwar­tungen wider­spre­chen, gar nicht erst wahr­nimmt oder sogar gezielt ver­meidet.

Ver­wandt damit ist die soge­nannte Filter- oder Infor­ma­ti­ons­blase. Dar­unter ver­steht man Algo­rithmen im Internet, die die Inter­essen eines Nut­zers ana­ly­sieren und ihm über­wie­gend Infor­ma­tionen anbieten, die ihm gefallen müssten. Soll heißen: Wenn Du bei­spiels­weise durch den Besuch einer Web­site oder das Anschauen eines Videos Inter­esse an einer Ver­schwö­rungs­theorie gezeigt hast, werden die Algo­rithmen Dir ver­stärkt ähn­li­ches Mate­rial vor­setzen. Bei man­chen Men­schen führt das dazu, dass sie von der Ver­schwö­rungs­theorie immer mehr über­zeugt werden.

In eine ähn­liche Rich­tung geht auch der von Timothy Leary geprägte Begriff des Rea­li­täts­tun­nels (rea­lity tunnel): Laut dieser Theorie hat jeder von uns unter­be­wusste Filter von Über­zeu­gungen und Erfah­rungen im Kopf, die unsere Wahr­neh­mung sub­jektiv ein­färben. Das heißt aber nicht, dass es keine objek­tive Wahr­heit gäbe. Viel­mehr sind wir durch unsere Sinne, Erfah­rungen, Erzie­hung, Glau­bens­sätze und andere Fak­toren ein­fach nicht in der Lage, sie wahr­zu­nehmen. Somit lebt jeder von uns in seinem eigenen Rea­li­täts­tunnel. (Und das gilt im Übrigen auch für Gruppen. Wenn man zum Bei­spiel von der Ber­liner Blase spricht, dann meint man, dass die Poli­tiker und die Eliten gene­rell in ihrer eigenen Welt, in ihrem eigenen Rea­li­täts­tunnel, leben und die Rea­lität der Bevöl­ke­rung des­wegen gar nicht wahr­nehmen.)

Schließ­lich wollen wir auch noch den Dun­ning-Kruger-Effekt erwähnen, näm­lich die Beob­ach­tung, dass unwis­sende oder zumin­dest schlecht infor­mierte Men­schen oft sehr über­zeugt von ihren Annahmen sind und dem­entspre­chend sehr selbst­si­cher auf­treten. Ein Gefühl von 100-pro­zen­tiger Sicher­heit ist näm­lich nur bei sehr ober­fläch­li­chen Kennt­nissen mög­lich. Denn kennt man sich etwas besser aus, dann weiß man, dass man vieles nicht weiß, und sich dem­entspre­chend auch leicht irren kann. Selbst Experten sind sich idea­ler­weise nie kom­plett sicher. Wobei auch sie dem Dun­ning-Kruger-Effekt zum Opfer fallen können, denn sie sind oft Fach­idioten und durch ihre lang­jäh­rige Erfah­rung mit ihrem Thema manchmal auch viel zu sehr von sich selbst über­zeugt. Vor­sicht also, wenn ein „Experte“ nicht über sein unmit­tel­bares Fach­ge­biet spricht, und hin­ter­frage seine Ansichten ruhig, wenn er die Argu­mente seines Gegen­über zum Bei­spiel nur des­wegen abtut, weil der­je­nige etwas jünger und/oder weniger erfahren ist.

Pro­pa­ganda: Not­wen­dig­keit und Übel

Jetzt, wo wir die Begriffe geklärt haben, geht’s end­lich ans Ein­ge­machte. Und zwar mit einer pro­vo­kanten Behaup­tung:

Pro­pa­ganda ist an sich nicht nur nicht schlecht, son­dern sogar not­wendig.

Warum?

Mit größter Wahr­schein­lich­keit bist Du zufrieden, wenn nicht sogar froh, in einer Demo­kratie zu leben. Und Du gehst zu den Wahlen, weil Du das für eine wich­tige Säule einer funk­tio­nie­renden Demo­kratie hältst. Doch aus­ge­hend von Alter und Her­kunft des durch­schnitt­li­chen Besu­chers dieser Web­site muss ich annehmen, dass Deine Mei­nung zum Thema Demo­kratie wahr­schein­lich gar nicht Deine Mei­nung ist. Denn Du hast — aus­ge­hend von meiner Sta­tistik — wahr­schein­lich noch nie oder nicht aus­rei­chend lange in einer Dik­tatur gelebt, um ver­glei­chen zu können. Viel eher wurde Dir Deine Mei­nung über die Demo­kratie wäh­rend Deiner Kind­heit sys­te­ma­tisch ver­ab­reicht: Sei es in der Schule, in den Medien oder durch die Kom­mu­ni­ka­tion mit anderen Men­schen. Du wur­dest von Deinem Umfeld ziel­ge­richtet geformt, um ein funk­tio­nie­render Bürger der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, der Repu­blik Öster­reich oder der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft zu sein. Denn wenn Du und Mil­lionen anderer Men­schen in Deinem Land nicht ent­spre­chend indok­tri­niert worden wären, würden sie viel­leicht nicht an die Demo­kratie glauben und nicht zu den Wahlen gehen und die Demo­kratie würde nicht funk­tio­nieren. Durch die Ver­mitt­lung bestimmter Werte erhält sich die Demo­kratie also selbst auf­recht. — Und das im Prinzip auf ganz ähn­liche Weise wie jedes andere System auch: In einer Dik­tatur wird man erzogen, die Ideo­logie und den Dik­tator anzu­him­meln, in einer Mon­ar­chie lernt man den König oder Kaiser zu ver­ehren etc.

Also kurz zusam­men­ge­fasst:

Jedes System „lebt“ von bestimmten Werten und muss sie daher auch pro­pa­gieren, um sich selbst zu erhalten.

Pro­pa­ganda für eine bes­sere Welt?

Und natür­lich sind Sys­teme und ihre Werte auch ständig im Wandel und die neuen Werte müssen eben auch pro­pa­giert werden. Wenn wir eine gerech­tere Gesell­schaft erschaffen wollen, dann müssen wir als Gesell­schaft eine ein­heit­liche Ein­stel­lung zu Dingen wie bei­spiels­weise Ras­sismus, Sexismus und Mob­bing her­aus­ar­beiten. Dabei ist es auch wichtig zu defi­nieren, was unter diesen Begriffen zu ver­stehen ist und woran man diese Phä­no­mene erkennt: Nicht nur zur „Erzie­hung“ der Täter und der stillen Zuschauer, son­dern auch für die Betrof­fenen selbst, damit sie erkennen, was da gerade mit ihnen pas­siert und dass sie sich wehren dürfen. Und gerade Letz­teres finde ich per­sön­lich am wich­tigsten, weil man oft eben tat­säch­lich zu spät merkt, was einem über­haupt zuge­stoßen ist:

Ich als Russ­land­deut­sche zum Bei­spiel habe erst vor ein paar Jahren begriffen, dass viele Erfah­rungen, die Russ­land­deut­sche und andere Men­schen aus den ehe­ma­ligen Ost­block-Staaten in Deutsch­land machen, tat­säch­lich unter die wei­tere Defi­ni­tion von Ras­sismus fallen. D. h. nicht unter das ver­al­tete Kon­zept von Men­schen­rassen (denn die Russ­land­deut­schen sind ja gene­ti­sche Deut­sche und die anderen Migranten aus dem Ost­block sind häufig auch „Weiße“), son­dern unter den Ansatz eines Ras­sismus ohne Rassen, der sich eher auf die ver­meint­liche Min­der­wer­tig­keit einer Ethnie oder Kultur bezieht.

Was ich also sagen will, ist:

Die Grenze zwi­schen Pro­pa­ganda und Auf­klä­rungs­ar­beit scheint sehr flie­ßend zu sein.

Wenn Men­schen mit kon­ser­va­tiver Ein­stel­lung also von „links-grüner Pro­pa­ganda“ schreien, ist das an sich eigent­lich gar nicht falsch, wenn damit Auf­klä­rung und die Ver­mitt­lung von Werten und Ideen mit linker und/oder „grüner“ Fär­bung gemeint sind.

Pro­pa­ganda in der Demo­kratie

Ich hoffe, es ist rüber­ge­kommen, dass Pro­pa­ganda und Demo­kratie sich nicht gegen­seitig aus­schließen. Tat­säch­lich könnte man sogar sagen, dass Pro­pa­ganda in den „west­li­chen“ Demo­kra­tien nahezu gedeiht. Man nennt sie nur nicht „Pro­pa­ganda“, son­dern „Public Rela­tions“. Und das meine ich nicht rhe­to­risch, son­dern buch­stäb­lich: Ein Neffe von Sig­mund Freud namens Edward Ber­nays nutzte die For­schung seines Onkels, um — zusammen mit anderen — die moderne Pro­pa­ganda-Theorie zu begründen. Und der euphe­mis­ti­sche Begriff „Public Rela­tions“ wurde ganz bewusst gewählt, weil der Begriff „Pro­pa­ganda“ nach dem Zweiten Welt­krieg sehr negativ belastet war. Das deut­sche Wort dafür wäre „Öffent­lich­keits­ar­beit“, aber ich würde es nicht als exakte Über­set­zung betrachten.

Und wie Du bestimmt mit­be­kommen hast, ist Public Rela­tions mehr oder weniger omni­prä­sent. Die Wirt­schaft nutzt Public Rela­tions für Wer­be­kam­pa­gnen und die Politik nutzt Public Rela­tions, um die Massen zu mani­pu­lieren, Wahlen zu beein­flussen und die Men­schen durch das Pro­pa­gieren einer Konsum-Kultur von poli­ti­schem Enga­ge­ment abzu­halten, sowie für die soge­nannte psy­cho­lo­gi­sche Kriegs­füh­rung. — Und nein, das ist keine Ver­schwö­rungs­theorie. Ich emp­fehle an dieser Stelle die Doku­men­ta­tion The Cen­tury of the Self.

Natür­lich ist aber nicht alles, was Du siehst und hörst, bewusste Pro­pa­ganda, und ich zumin­dest kann es durchaus ver­stehen, wenn Jour­na­listen durch Pro­pa­ganda-Vor­würfe und Wörter wie „Lügen­presse“ irri­tiert sind. Dass unsere heu­tige Bericht­erstat­tung, d. h. die Geschichten, die uns tag­täg­lich über unsere reale Welt ver­ab­reicht werden, gerne mal lücken­haft, feh­ler­be­haftet und poli­tisch ten­den­ziös ist, halte ich dabei aber für eine Tat­sache: In die Link­liste packe ich Dir ein paar leicht ver­dau­liche und teils unter­halt­same Anre­gungen für eine ver­tie­fende Recherche.

Doch obwohl ich die Defi­zite in unserer Medi­en­land­schaft sehe und auch für bedenk­lich halte, finde ich es nicht ange­bracht, den Jour­na­listen pau­schal eine böse Absicht zu unter­stellen, gegen sie zu hetzen und ein Feind­bild zu kre­ieren.

  • Denn ers­tens macht die schnelle, gehetzte Natur unserer heu­tigen Medi­en­land­schaft eine sorg­fäl­tige Recherche und Prä­sen­ta­tion von Fakten äußerst schwer: Neue Nach­richten müssen gerade im Zeit­alter von Internet und Social Media blitz­schnell raus­ge­hauen werden, sodass für Sorg­falt weniger Zeit bleibt als noch vor einigen Jahren. Zumin­dest meines Wis­sens.
  • Zwei­tens sind Jour­na­listen Men­schen wie Du und ich mit ihrer eigenen Fil­ter­blase, ihrem eigenen Rea­li­täts­tunnel, einer Anfäl­lig­keit für Bestä­ti­gungs­fehler und den Dun­ning-Kruger-Effekt sowie einer bestimmten poli­ti­schen, sozialen und kul­tu­rellen Prä­gung, die durch Public-Reala­tions-Aktionen beein­flusst ist und unter anderem auch durch Geschichten ver­mit­telt wird.

Natür­lich erfolgt ten­den­ziöse Bericht­erstat­tung manchmal bewusst (im Vor­wort von Crea­ting Rus­so­phobia beschreibt Guy Mettan einige Vor­fälle aus seiner Ver­gan­gen­heit), oft aber eben auch unbe­wusst und unab­sicht­lich. Schlei­chend. Nach Mettan ist das im Fall der nega­tiven Wahr­neh­mung von Russ­land hier im „Westen“ sogar das Ergebnis einer jahr­hun­der­te­langen Tra­die­rung von negativ besetzten Ste­reo­typen, Kli­schees und Vor­ur­teilen. Und unab­hängig davon, ob man seinen Thesen zur Rus­so­phobie im „Westen“ zustimmt oder nicht, muss man doch zugeben, dass das Grund­prinzip dahinter durchaus ein­leuch­tend ist:

Men­schen mit einer bestimmten Grund­ein­stel­lung geben diese Ein­stel­lung durch Geschichten an andere weiter. Und oft merken sie es nicht einmal.

Pro­pa­ganda repro­du­ziert sich also gewis­ser­maßen von alleine. Wie eine Seuche: Ein Infi­zierter steckt andere an.

Und wir Autoren, Geschich­ten­er­finder und ‑erzähler, sind da mit­ten­drin. Denn auch wir sind sozu­sagen „Opfer“ von Pro­pa­ganda und ver­breiten unsere Ansichten in unseren Werken weiter.

Und weil wir in der Regel mit sehr künst­le­ri­schen, emo­tio­nalen Geschichten han­tieren, haben unsere Worte eine beson­ders starke Wir­kung …

Mani­pu­la­tive Geschichten

Geschichten sind in erster Linie emo­tional und wenn sie gut sind, erleben die Rezi­pi­enten eine Katharsis. Sie iden­ti­fi­zieren sich mit den oft durchweg posi­tiven fik­tiven oder quasi-realen Figuren, fühlen sich durch sie moti­viert und neigen teil­weise auch dazu, nar­ra­tive Struk­turen wie die Hel­den­reise auf ihr eigenes Leben zu über­tragen. Es ent­steht eine sehr per­sön­liche Bezie­hung zur Geschichte und selbst bei rein fik­tio­nalen Werken glaubt man, irgend­eine Art von Wahr­heit für sich mit­zu­nehmen.

Und des­wegen sind Geschichten bes­tens geeignet, um bestimmte Werte und Ideo­lo­gien in die Köpfe der Rezi­pi­enten ein­zu­pflanzen.

Denn auch wenn die Rezi­pi­enten theo­re­tisch wissen, dass ein fik­tio­nales Werk fik­tional und ein auf realen Ereig­nissen basie­rendes Werk immer noch eine starke fik­tio­nale Kom­po­nente hat, prägen sich die ein­zelnen Bilder, Figuren und Szenen in der Praxis ein und über­schatten even­tuell sogar das theo­re­ti­sche Wissen.

Wahr­neh­mung und Erzäh­lung

In einem frü­heren Artikel habe ich bereits erläu­tert, warum schon fak­tuale Erzäh­lungen eine fik­tio­nale Kom­po­nente haben. Ganz kurz zusam­men­ge­fasst: Der Autor einer fak­tualen Erzäh­lung hat eine bestimmte Welt­sicht und diese wie­derum beein­flusst, welche Fakten er für seine Dar­stel­lung realer Ereig­nisse aus­wählt und wie er sie mit­ein­ander ver­knüpft. Oder wie in einem anderen Artikel erläu­tert:

Das Erzählen ist auto­ma­tisch eine Ver­fäl­schung der objek­tiven Ereig­nisse.

Für diesen Artikel bedeutet das:

Ein His­to­riker kann sich noch so sehr um die Wahr­heit bemühen, ein Jour­na­list kann noch so ehr­lich und unvor­ein­ge­nommen recher­chieren und ein Autor von fik­tio­nalen Werken kann sich noch so sehr um kom­plexes World-Buil­ding bemühen: Das Ergebnis wird immer eine bestimmte Welt­sicht pro­pa­gieren. Es liegt ein­fach in der Natur des Erzäh­lens.

Es liegt aber auch in der Natur der Wahr­neh­mung. In einem äußerst span­nenden TED-Talk erklärt Bobby Duffy, wie wir unsere eigenen „Fake News“ erschaffen:

  • So erwe­cken emo­tional auf­wüh­lende Geschichten Auf­merk­sam­keit und prägen sich ein. Im Kopf der Bürger sind sie daher prä­senter als objek­tive, sta­tis­tisch nach­weis­bare Tat­sa­chen. Daher können Men­schen fel­sen­fest davon über­zeugt sein, dass Gewalt oder Schwan­ger­schaften bei Teen­agern zunehmen würden, obwohl sie in Wirk­lich­keit abnehmen.
  • Auch sollte man bedenken, dass gerade Nega­tives sich stärker in unseren Hirnen ein­nistet und wir unsere Gegen­wart daher als bedroh­li­cher wahr­nehmen, als sie ist, wäh­rend Erin­ne­rungen die Ver­gan­gen­heit ins Posi­tive ver­zerren und wir ver­gan­gene Ereig­nisse dem­entspre­chend posi­tiver in Erin­ne­rung haben als sie tat­säch­lich waren.

Soll also heißen:

Traue weder Deiner eigenen Wahr­neh­mung noch der Wahr­neh­mung anderer Leute. Denn jede Wahr­neh­mung ist ver­fälscht. (Und die Erzäh­lung des Wahr­ge­nom­menen erst recht.)

Topoi und Erzähl­muster

Eine wei­tere span­nende Beob­ach­tung zu dem Thema machen die Autoren von „Opa war kein Nazi“: Hier werden inter­ge­ne­ra­tio­nelle Fami­li­en­ge­spräche über die NS-Zeit in deut­schen Fami­lien wis­sen­schaft­lich unter­sucht. Und beob­achtet werden unter anderem fol­gende für das heu­tige Thema rele­vante Dinge:

  • Filme spielen eine große Rolle bei der Rezep­tion, aber auch bei der Pro­duk­tion von Zeit­zeugen-Erzäh­lungen. Soll heißen: Erzäh­lungen von Zeit­zeugen sind oft so schwammig und wider­sprüch­lich, dass man nicht einmal weiß, wo oder wann das Erzählte statt­ge­funden hat und wer was getan hat. Die so ent­stan­denen Lücken füllen die Zuhörer oft durch Bilder aus, die sie aus Doku­men­ta­tionen und vor allem aus Spiel­filmen kennen, die oft ja das Gefühl ver­mit­teln, die Gescheh­nisse selbst erlebt zu haben. Sogar die Zeit­zeugen ver­weisen teil­weise auf diese Bilder. Mehr noch, oft werden diese Bilder auch für ganz andere Kon­texte ver­wendet: So werden Bilder vom Holo­caust von den „ari­schen“ Voll­blut­deut­schen bei­spiels­weise für die eigenen tra­gi­schen Erfah­rungen am Ende des Krieges beschworen.
  • Oft findet auch eine Vik­ti­mi­sie­rung und/oder Heroi­sie­rung der eigenen Ange­hö­rigen statt, spe­ziell bei der Kinder- und Enkel­ge­nera­tion: Die „Nazis“ waren immer die anderen und die Ange­hö­rigen der eigenen Familie waren ein­fach nur Opfer der Umstände, die nur aus finan­zi­ellen oder Kar­riere-Gründen in die NSDAP ein­traten, ein Gestapo-Mann hat „in Wirk­lich­keit“ Juden bei der Flucht aus Deutsch­land geholfen und die Oma, die eben noch erzählt hat, welche Lügen sie sich hat ein­fallen lassen, um bei Kriegs­ende keine befreiten Häft­linge des nahe­ge­le­genen KZs Bergen-Belsen bei sich ein­quar­tieren zu müssen, weil sie ja so „wider­lich“ waren, mutiert im Kopf ihrer Enkelin über Umwege zu einer Heldin, die wäh­rend der Nazi-Herr­schaft Juden ver­steckt hat. Es ist ein ganz banaler Bestä­ti­gungs­fehler: Die eigenen Ange­hö­rigen können keine schlechten Men­schen sein, des­wegen wird jeder noch so kleine posi­tive Aspekt maximal her­vor­ge­hoben und selbst die empö­rendsten Erzäh­lungen, in denen unmiss­ver­ständ­lich von Kriegs­ver­bre­chen die Rede ist, werden ein­fach über­hört.
  • Geschichten sind in der Regel an bestimmte Erwar­tungen gekop­pelt. Gemeint sind Motive und Muster, die von allen Gesprächs­teil­neh­mern als selbst­ver­ständ­lich akzep­tiert werden. Das fängt damit an, dass man auto­ma­tisch annimmt, dass der Held der Geschichte, näm­lich der Zeit­ge­nosse, der sich erin­nert, ein in jeder Hin­sicht guter Mensch ist. Und das reicht dann bis hin zu ras­sis­ti­schen Ste­reo­typen, die weder den Zeit­ge­nossen noch ihren Zuhö­rern bewusst sind. So beob­ach­teten die For­scher unter anderem ste­reo­type Bilder wie den „bösen Russen“, den „guten Ame­ri­kaner“ oder den „rei­chen Juden“. Wenn ein Russe in einer Erzäh­lung bei­spiels­weise als Ant­ago­nist auf­tritt, wird das vom Publikum nickend akzep­tiert und nie­mand denkt daran, dass auch Ame­ri­kaner Kriegs­ver­bre­chen begangen haben, die Briten durch ihre Luft­an­griffe mas­sen­haft Zivi­listen auf dem Gewissen haben und die Russen ers­tens keine homo­gene Gruppe sind, weil die Bevöl­ke­rung der Sowjet­union sich aus über 100 Eth­nien zusam­men­setzte, und zwei­tens nach dem ras­sis­ti­schen Ver­nich­tungs­krieg gegen sie durchaus Grund zur Rache hatten. Wenn ein Russe aber doch eine posi­tive Rolle in einer Erzäh­lung ein­nimmt, so ist das plötz­lich erklä­rungs­be­dürftig, weil der eine „gute“ Russe in den Köpfen der Gesprächs­teil­nehmer anschei­nend eine Abwei­chung von der Regel dar­stellt. Soll heißen: Es wird mit schwarz-weißen Kli­schees ope­riert, obwohl in der Rea­lität jeder Dreck am Ste­cken hatte. Es werden ver­ein­fa­chende Prin­zi­pien, die man unter anderem wohl auch aus fik­tio­nalen Geschichten kennt, über die Rea­lität gestülpt. — Und ach ja, die „rei­chen Juden“ sind in den Fami­li­en­er­zäh­lungen immer nach Ame­rika aus­ge­wan­dert. Von Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern hat ja nie­mand etwas gewusst …

Und? Schon das kalte Kotzen gekriegt? — Dann wird es Zeit für einen Exkurs …

Exkurs: Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung und das Suhlen in der Opfer­rolle

Wie bereits erwähnt, halte ich die deut­sche Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung für einen schlechten Witz. Das liegt vor allem daran, dass sie lücken­haft fak­ten­ori­en­tiert ist, dabei aber keine nen­nens­werten Kon­se­quenzen gezogen werden:

  • Die sechs Mil­lionen ermor­deten Juden sind zwar ein bekannter Fakt, aber man spricht eher selten dar­über, inwie­fern der „ari­sche“ Durch­schnitts­deut­sche vom Holo­caust pro­fi­tiert hat. Ich meine: Wenn Du zufällig auto­chthon (d. h. ein­ge­boren) deutsch bist, weißt Du, ob Deine Vor­fahren bei­spiels­weise neue Eigen­tümer von kon­fis­ziertem jüdi­schem Besitz geworden sind? Weißt Du, ob und wie sie im Dritten Reich Kar­riere gemacht haben, weil sie das Glück hatten, als „arisch“ ein­ge­stuft worden zu sein? Weißt Du, inwie­fern ihr Status als „Arier“ dazu bei­getragen hat, dass sie nicht ver­folgt wurden und sich fort­pflanzen und Dir die Exis­tenz ermög­li­chen konnten?
  • Weil ich noch in der Sowjet­union geboren wurde, stößt mir per­sön­lich immer wieder auf, wie unwis­send die Deut­schen über das Ausmaß ihrer ras­sis­ti­schen Ver­bre­chen sind, beson­ders in Bezug auf den Ver­nich­tungs­krieg im Osten. Es stimmt zwar, dass Ver­bre­chen auf allen Seiten begangen wurden, aber den­noch muss man betonen, dass die deut­schen Ver­bre­chen durch ihren ras­sis­ti­schen Cha­rakter beson­ders her­vor­ste­chen. Im Sinne von: Die Ver­bre­chen wurden nicht nur von durch­ge­drehten Indi­vi­duen verübt, son­dern von vorn­herein von ganz oben ange­ordnet. Ich spreche da zum Bei­spiel vom Kom­mis­sar­be­fehl, einer Anord­nung, Polit­kom­mis­sare der Roten Armee sofort zu erschießen und sie dem­entspre­chend nicht als Kriegs­ge­fan­gene zu behan­deln. Ich spreche da von sowje­ti­schen Kriegs­ge­fan­genen, die als Unter­men­schen in Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern gehalten wurden. Ich spreche von der Lenin­grader Blo­ckade, als die Wehr­macht Lenin­grad, das heu­tige St. Peters­burg, aus­hun­gerte und bom­bar­dierte, um die Zivil­be­völ­ke­rung später, wenn man das Gebiet besetzte, nicht ver­sorgen zu müssen. Ich spreche da von der Schaf­fung von „Lebens­raum“ in den besetzten Gebieten, wo man die Zivil­be­völ­ke­rung ermor­dete. Und ich spreche nicht zuletzt auch von Weiß­russ­land, das im Zuge des Krieges ein Viertel seiner Bevöl­ke­rung ver­loren hat. Und wäh­rend Holo­caust­leug­nung Gott sei Dank in Deutsch­land heute unter Strafe gestellt wird, hört man in Bezug auf den Ver­nich­tungs­krieg im Osten immer wieder Stimmen, die die Schuld der Sowjet­union selbst in die Schuhe schieben. Diese war zwar alles andere als ein Unschulds­lamm, doch die über­wäl­ti­gende Mehr­heit der schweren Ver­luste geht auf die Deut­schen und ihre Helfer zurück. Auch gibt es bis an den heu­tigen Tag den Mythos, die Wehr­macht habe im Osten „ehren­haft“ gekämpft, und die beiden Aus­stel­lungen, die in den 90er und frühen 2000er Jahren über die Ver­bre­chen der Wehr­macht auf­klären sollten, ern­teten in einigen Kreisen, u. a. sei­tens der CSU, einen Back­lash.

Wenn es um die deut­sche Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung geht, hatte ich schon als Kind ein flaues Gefühl im Magen. Ich hab’s den auto­chthonen Deut­schen ein­fach nicht abge­kauft. Lange Zeit konnte ich aber nicht genau sagen, warum. Wahr­schein­lich lag es aber daran, dass bei all dem zwar lücken­haft, aber den­noch pene­trant ver­mit­telten Fak­ten­wissen kein per­sön­li­cher, emo­tio­naler Bezug her­ge­stellt wurde. Wenn man über „Nazis“ spricht, fühlt sich nie­mand ange­spro­chen, und die jün­geren Gene­ra­tionen fragen sich: „Was hat das mit mir zu tun?“

  • Nun, es hat, sofern Du auto­chthon deutsch bist, ziem­lich viel mit Dir zu tun, weil Deine als „arisch“ ein­ge­stuften Vor­fahren zumin­dest inso­fern pri­vi­le­giert waren, als dass sie nicht ver­folgt oder gar ermordet wurden: Du exis­tierst.
  • Es hat auch inso­fern mit Dir zu tun, als dass Du sta­tis­tisch betrachtet und vor dem Hin­ter­grund der Beob­ach­tungen in „Opa war kein Nazi“ wahr­schein­lich ein viel zu gutes Bild von Deinen Groß­el­tern bzw. Urgroß­el­tern hast. Durch die orale Tra­di­tion von Erin­ne­rungen durch Fami­li­en­ge­spräche werden Tat­sa­chen, wie bereits erwähnt, gerne ins Gegen­teil gekehrt und aus Tätern und Mit­läu­fern werden Opfer und Helden oder wenigs­tens Bürger mit Zivil­cou­rage. Und wie wir alle mitt­ler­weile wissen sollten, war die Anzahl der Men­schen, die tat­säch­lich etwas gegen das Regime unter­nommen oder Unschul­dige beschützt haben, in Wirk­lich­keit ver­schwin­dend gering. Soll heißen: Deine Ange­hö­rigen sind nicht auto­ma­tisch bes­sere Men­schen, nur weil sie Deine Ange­hö­rigen sind.
  • Es hat nicht zuletzt inso­fern mit Dir zu tun, als dass Du kein bes­serer Mensch bist als die Mit­läufer und Täter des Nazi-Regimes. Und ich bin auch kein bes­serer Mensch. Die meisten von uns haben doch Angst, den Mund auf­zu­ma­chen, wenn wir es eigent­lich sollten. Die meisten von uns schauen hilflos zu, wäh­rend jemand gemobbt wird. Und einige Sach­be­ar­beiter in Job­cen­tern haben Bezie­hern von Hartz IV ganz unem­pa­thisch und unhin­ter­fragt sämt­liche Leis­tungen gestri­chen, weil das ihr Job war und 100-pro­zen­tige Sank­tionen erst 2019 als ver­fas­sungs­widrig ein­ge­stuft wurden. Soll heißen: Die Prin­zi­pien, die Ver­hal­tens­weisen, die zu Oppor­tu­nismus führen, sind bis an den heu­tigen Tag am Werk und werden teil­weise auch noch belohnt. Die Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung findet auf der Ebene von Fakten statt, aber von einem rich­tigen Umdenken sind wir noch mei­len­weit ent­fernt.
  • Und ein letzter Punkt stammt aus der Feder des jüdi­schen Autors Charles Lewinsky. Als Nicht-Jüdin habe ich hier keine Auto­rität und fasse des­wegen nur zusammen: In seinem Kam­mer­spiel Ein ganz gewöhn­li­cher Jude kri­ti­siert er unter anderem den hyper­sen­si­blen Umgang der heu­tigen nicht-jüdi­schen Deut­schen mit jüdi­schen Deut­schen, die aber gerne end­lich nicht mehr als eine son­der­liche Spe­zies, son­dern als gewöhn­liche Mit­deut­sche gesehen werden möchten. Es fällt sogar eine ver­stö­rende und leider wohl auch tref­fende Aus­sage: näm­lich dass die Deut­schen den Juden Ausch­witz nie ver­zeihen werden.

Doch so sehr die Pro­pa­ganda-Aktion namens „deut­sche Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung“ auch ein schlechter Witz sein mag … Hier kommt die Pointe: Hier in Deutsch­land gibt es diesen „Witz“ wenigs­tens. Das kann — zumin­dest meiner Beob­ach­tung nach — von den meisten anderen Nationen nicht behauptet werden:

  • So hat man Deutsch­lands besten Nazi-Kumpel Japan vor allem im Zusam­men­hang mit den Atom­an­griffen auf Hiro­shima und Naga­saki und auch mit Pearl Harbor in Erin­ne­rung. Dagegen hört man wenig über das Mas­saker von Nan­king, ein Ver­bre­chen der japa­ni­schen Besatzer an der chi­ne­si­schen Bevöl­ke­rung. In einem Zeit­raum von etwa sechs bis sieben Wochen wurden über 200.000 und mög­li­cher­weise sogar über 300.000 Men­schen auf teil­weise sehr per­fide Weise gefol­tert und abge­schlachtet: So gab es bei­spiels­weise Wett­be­werbe, wer 100 Men­schen schneller geköpft bekommt, und Väter wurden gezwungen, ihre eigenen Töchter zu ver­ge­wal­tigen. Noch heute gibt es in Japan Poli­tiker und andere Per­sonen des öffent­li­chen Lebens, die dieses Mas­saker ver­leugnen. Die (kul­tu­relle) Auf­ar­bei­tung leisten meines Wis­sens haupt­säch­lich die Chi­nesen, teil­weise mit Unter­stüt­zung des „Wes­tens“. Was die japa­ni­sche Auf­ar­bei­tung angeht, so sind mir nur zwei Filme bekannt, von denen einer die Kriegs­ver­bre­cher als Mär­tyrer dar­stellt.
  • Ein anderes Bei­spiel, das ich sehr kom­pli­ziert finde und das auch mir per­sön­lich nahe­geht, ist die Auf­ar­bei­tung in der ehe­ma­ligen Sowjet­union. Dieses Land musste ja, wie bereits aus­ge­führt, in einem ras­sis­tisch moti­vierten Ver­nich­tungs­krieg um sein Recht auf Exis­tenz kämpfen und hat dabei 27 Mil­lionen Men­schen, dar­unter 15,2 Mil­lionen Zivi­listen, ver­loren. Dass sich hier im Prinzip ein eigen­stän­diges Genre von Kul­turgut über den Zweiten Welt­krieg und seine Opfer, Mär­tyrer und Helden her­aus­ge­bildet hat, ist mehr als ver­ständ­lich. Und dass die Deut­schen darin meis­tens die „Bösen“ sind, ist auch nach­voll­ziehbar. Des­wegen finde ich es eben­falls nach­voll­ziehbar, dass die Plün­de­rungen und Ver­ge­wal­ti­gungen beim Ein­marsch in Deutsch­land kein Thema waren und es auch immer noch nicht sind. Den­noch haben sie statt­ge­funden, sind aber nicht in Köpfen der Men­schen prä­sent.
    Was auch wenig Beach­tung findet, sind die Kol­lek­tiv­strafen gegen ganze Eth­nien. Der Vor­wurf war, dass sie mehr­heit­lich mit den Deut­schen kol­la­bo­riert haben sollen. Teil­weise stimmte das und teil­weise eben nicht. Und selbst wenn bei einem Volk die Mehr­heit kol­la­bo­riert hat, haben es ja nicht alle getan. Des­wegen haben unter den Depor­ta­tionen auch sehr viele Unschul­dige gelitten und ich finde, es wird recht wenig kul­tu­rell auf­ge­ar­beitet. Nur hier und da werden Fakten erwähnt. Und das, obwohl es durchaus eine Auf­ar­bei­tung anderer sta­li­nis­ti­scher Repres­sionen gibt.
    Regel­recht gefähr­lich finde ich aller­dings die his­to­ri­sche Auf­ar­bei­tung in ehe­ma­ligen Sowjet­re­pu­bliken, in denen Nazi-Kol­la­bo­ra­teure heute teil­weise als Helden gefeiert werden: So wurden wäh­rend des Zweiten Welt­krieges bei­spiels­weise let­ti­sche SS-Ver­bände gebildet, doch heute werden diese als „Legio­näre“ beti­telten SS-Leute von Teilen der let­ti­schen Bevöl­ke­rung als Frei­heits­kämpfer ver­ehrt. Und der Kriegs­ver­bre­cher und Nazi-Kol­la­bo­ra­teur Stepan Ban­dera wird in der West­ukraine von vielen als Natio­nal­held gesehen. Natür­lich kann man sich dabei fragen, warum sich manche über­haupt erst gegen die Sowjet­union gewandt hatten bzw. Leute feiern, die — aus wel­chen per­sön­li­chen Gründen auch immer — gegen die Sowjet­union gekämpft haben, und man wird eine dre­ckige Vor­ge­schichte ent­de­cken. Gleich­zeitig aber frage ich mich zumin­dest, inwie­fern es gerecht­fer­tigt ist, sich einem anderen ver­bre­che­ri­schen Regime anzu­schließen, dessen Taten nochmal ein ganz neues Level errei­chen.
  • Und ein letztes Bei­spiel schließ­lich betrifft meine eigene Min­der­heit, näm­lich die Russ­land­deut­schen. Wenn über uns seriös berichtet wird, dann sind wir meis­tens unschul­dige Opfer des Sowjet­re­gimes, und auch in den russ­land­deut­schen Fami­lien selbst herrscht dieses Nar­rativ. — Zumin­dest, soweit ich aus meiner eigenen Erfah­rung und Gesprä­chen mit anderen Russ­land­deut­schen berichten kann. Und auch ich habe das lange Zeit so gesehen, bis ich von der Geschichte der deut­schen Schrift­stel­lerin Herta Müller erfuhr. Ihre Familie gehörte zu einer deut­schen Min­der­heit in Rumä­nien und wurde vom kom­mu­nis­ti­schen Regime repres­siert. Der Grund dafür: Ein großer Teil der Rumä­ni­en­deut­schen und alle Männer ihres Hei­mat­dorfes, dar­unter ihr Vater, waren rei­hen­weise frei­willig in die SS ein­ge­treten. Wenn ich an Sta­lins Stelle so etwas sehen würde und wüsste, dass es in meinem eigenen Land auch deut­sche Min­der­heiten gibt, und dann die Deut­schen bei mir ein­mar­schieren: Natür­lich lasse ich sie depor­tieren. Grausam, ja, und unge­recht, aber alles andere wäre schlicht und ergrei­fend ver­ant­wor­tungslos. Und Stalin war ja alles Mög­liche, aber nicht dumm. Zumal das offenbar auch inter­na­tional in die Kate­gorie „gän­gige Paxis“ fällt: So wurden in den USA nach dem Angriff auf Pearl Harbor 110.000 japa­nisch­stäm­mige Männer, Frauen und Kinder, mehr als die Hälfte von ihnen US-Bürger, zwangs­um­ge­sie­delt und in Lagern inter­niert. Will­kommen im totalen Krieg. (Für Leute, die keine Ironie ver­stehen: Der totale Krieg ist sch****. Krieg ist sch**** gene­rell.)
    Weil der Groß­teil der Russ­land­deut­schen nun aber gar nicht erst dazu gekommen ist, mit den ein­mar­schierten „Deutsch­land­deut­schen“ zu kol­la­bo­rieren, werden wir nie erfahren, ob diese Befürch­tung gerecht­fer­tigt war oder nicht. Aber ich per­sön­lich emp­finde den Blick nach Rumä­nien als „creepy“ und bin trotz der Trau­mata, die in meiner Familie von Gene­ra­tion zu Gene­ra­tion ver­erbt werden, irgendwie froh, dass zumin­dest eine Hälfte meiner deut­schen Vor­fahren gar nicht erst die Gele­gen­heit bekommen hat, sich nach­weis­lich zu „beschmutzen“. Im Gegen­satz zu Gestalten wie meinem Volks­ge­nossen Samuel Kunz, der andert­halb Jahre als Wach­mann in einem Ver­nich­tungs­lager tätig war. (Bei der anderen Hälfte meiner deut­schen Vor­fahren weiß ich aller­dings nicht. Es heißt zwar, sie hätten nichts ver­zapft, aber so nach der Lek­türe von „Opa war kein Nazi“ weiß ich gar nichts mehr.) Jeden­falls frage ich mich durchaus nach dem „Was wäre, wenn …“, und finde es schade, dass diese Frage sonst nie gestellt wird.

Ich hoffe, ver­deut­licht zu haben, dass Geschichte vor allem dre­ckig ist und es unter den Kriegs­par­teien ver­mut­lich keine Unschulds­lämmer gibt. (Abge­sehen von den Juden, Sinti und Roma, Homo­se­xu­ellen und anderen Ver­folgten, die aber nun mal keine Kriegs­par­teien bil­deten.) Doch die Geschichte wirkt inso­fern nach, als dass wir bis an den heu­tigen Tag nach Schul­digen suchen und uns gegen­seitig den Schwarzen Peter zuschieben. Mir fällt wirk­lich keine Nation, keine Ethnie, keine Min­der­heit ein, die ihre Ver­gan­gen­heit wirk­lich nüch­tern auf­ar­beitet.

Jeder suhlt sich in der Opfer­rolle, statt Ver­ant­wor­tung zu über­nehmen.
(Selbst die Deut­schen, die in Sachen Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung wohl am meisten leisten.)

Gedenk­ver­an­stal­tungen werden zu poli­ti­schen Streit­punkten und Heu­chelei-Kon­zerten, die Pro­pa­ganda des Frie­dens ver­sagt kläg­lich. Die schwarz-weiß-male­ri­schen Geschichten, die wir uns über die Ver­gan­gen­heit erzählen, all die Bücher und Filme über strah­lende Helden und böse, böse Orks, lehren nicht etwa Ver­ge­bung und Empa­thie für­ein­ander, son­dern uns gegen­seitig anzu­klagen und zu hassen.

Kri­tisch hin­ter­fragen tut weh

Das wird sich wohl auch nicht allzu bald ändern. Denn uns stehen die Loya­li­täts­be­zie­hungen zu unserer Familie, unser stark sub­jek­tives Schwarz-Weiß-Denken sowie ein reli­giös und kul­tu­rell tra­dierter Glaube an gute und böse Men­schen im Weg:

  • Wir selbst sind ja gute Men­schen. Nie­mand wacht mor­gens auf und denkt: „Hey, heute begehe ich etwas ganz Schlimmes!“ Nur einige wenige Psy­cho­pa­then tun das. Und die meisten Ver­bre­cher sind eben normal den­kende Men­schen wie Du und ich. Aber wir sind gute Men­schen, nicht? Wir wün­schen ja nie­mandem etwas Böses.

Oder wie die der ver­folgte Jude Josef in Remar­ques Roman Zeit zu leben und Zeit zu sterben es so schön for­mu­liert:

„Es gibt KZ-Kom­man­danten mit Humor, SS-Wachen, die unter­ein­ander gut­mütig und kame­rad­schaft­lich sind. Und es gibt Mit­läufer, die sich nur an das soge­nannte Gute klam­mern und das Grau­en­volle über­sehen oder es als vor­über­ge­hend und harte Not­wen­dig­keit erklären. Das sind die Leute mit dem elas­ti­schen Gewissen.“
E. M. Remarque: Zeit zu leben und Zeit zu sterben, Kapitel XXI.

Ich fürchte, die meisten von uns, mich selbst ein­ge­nommen, haben ein „elas­ti­sches Gewissen“.

  • Wir wollen unsere eigene Familie nicht hin­ter­fragen. Nicht die liebe Oma oder den lieben Opa. Nicht Mama oder Papa. Denn das sind gute Men­schen, denn sie tun uns Gutes, und wir wollen von der Familie ja auch nicht ver­stoßen werden. Vor allem wollen wir nicht als Ange­hö­rige einer Familie von „schlechten“ Men­schen gebrand­markt und von der Gesell­schaft ver­stoßen werden.

Und unsere eigenen Kinder sind sowieso Engel. Hier noch ein anderes, sehr tref­fendes Zitat:

„Aber jetzt begreife ich, wes­halb ich für diese schmale ver­härmte Frau anders bin als alle Sol­daten der Welt: ich bin ihr Kind.

Ich bin es immer für sie geblieben, auch als Soldat. Sie hat im Kriege nur einen Knäuel gefähr­li­cher Bes­tien gesehen, die ihrem bedrohten Kinde nach dem Leben trach­teten. Aber ihr ist nie der Gedanke gekommen, daß dieses bedrohte Kind eine ebenso gefähr­liche Bestie für die Kinder anderer Mütter war.“

E. M. Remarque: Der Weg zurück, Dritter Teil, II.

An seinem Bild der eigenen Nation, Familie oder ander­wei­tigen Gruppe zu kratzen bedeutet, sein Selbst­bild infrage zu stellen. Und wir sind es gewohnt, uns mit den „Guten“ zu iden­ti­fi­zieren. Das ist wohl das klas­sischste Erzähl­muster über­haupt: Wir sind die Guten und die anderen sind die Bösen. Wir nehmen diese Erzähl­muster dankbar an. Sei es, wenn wir über die Ver­gan­gen­heit reden oder wenn man uns durch die Medien von der Not­wen­dig­keit eines Kriegs über­zeugen will.

An dieser Stelle ein pas­sendes Zitat, das zu denken geben sollte:

„Mora­li­sche Empö­rung ist der Hei­li­gen­schein der Schein­hei­ligen.“
— Helmut Qual­tinger

Viel­leicht habe ich aber auch ein­fach gut reden. Ich mit meiner „bunten“ Fami­li­en­ge­schichte. In Wahr­heit bin ich nur eine halbe Russ­land­deut­sche, die andere Hälfte ist gene­tisch komi-syr­ja­nisch, aber schon seit vielen Gene­ra­tionen fried­lich und schlei­chend rus­si­fi­ziert. Einer meiner Urgroß­väter wurde mit der Unter­schrift eines SS-Sturm­bann­füh­rers ins Deut­sche Reich ein­ge­bür­gert und diente in der Wehr­macht. Sein Bruder, mein Urgroß­onkel, lan­dete bei der SS. Ein anderer Urgroß­vater war ein orden­be­hängter Offi­zier der Roten Armee. Die beiden letzten Urgroß­väter, ein deut­scher und ein rus­si­scher, starben in sowje­ti­schen Lagern. Ich selbst habe erst im Alter von sieben Jahren erfahren, dass ich halbe Deut­sche bin, und bin mit dem sowje­tisch-rus­si­schen Nar­rativ vom Zweiten Welt­krieg auf­ge­wachsen, hier in Deutsch­land aber Empa­thie für die „Täter­na­tion“ ent­wi­ckelt. Ich bin gewis­ser­maßen pri­vi­le­giert, das Ganze aus unter­schied­li­chen Per­spek­tiven betrachten zu können.

Vor allem aber: Durch den Ver­lauf des Zweiten Welt­krieges — inklu­sive aller Ver­bre­chen — ist es in meiner Familie zu Umsied­lungen gekommen, durch die meine deut­schen Groß­el­tern sich über­haupt erst ken­nen­lernen und hei­raten konnten. Ich gehöre zu denen, die dem Zweiten Welt­krieg wohl am meisten ihre Exis­tenz „ver­danken“. Ich muss mich damit aus­ein­an­der­setzen. Und das ist im Übrigen auch noch ein letzter Punkt, warum die deut­sche Ver­gan­gen­heit Dich per­sön­lich betrifft, und zwar ganz unab­hängig davon, ob Du auto­chthon deutsch bist oder nicht: Ohne den Zweiten Welt­krieg, das NS-Regime und seiner Ver­bre­chen würde es diesen Kanal nicht geben und Du wür­dest diesen Artikel jetzt, in diesem Moment, nicht lesen.

Künst­le­ri­sche Werke: Absicht­liche und unab­sicht­liche Pro­pa­ganda?

Nun magst Du Dich aber fragen, was das alles, wor­über ich eben geredet habe, mit Pro­pa­ganda zu tun hat. Ging es doch eher um ver­zerrte Wahr­neh­mungen und den Ein­fluss von Geschichten darauf.

Nun, bewusste, ziel­ge­rich­tete Pro­pa­ganda ver­ab­reicht uns Geschichten, die sich in unser Bewusst­sein und unsere Erzäh­lungen fressen und uns somit zu unwis­senden Trä­gern von Pro­pa­ganda machen.

Einer der Gründe, warum Erzäh­lungen vom „bösen Russen“ in den Fami­li­en­ge­sprä­chen über die NS-Zeit so unhin­ter­fragt ange­nommen wurden, dürfte zum Bei­spiel sein, dass die Zuhörer, die Kinder- und Enkel­ge­nera­tion, von der rus­so­phoben Pro­pa­ganda des Kalten Krieges beein­flusst waren.

Ich finde daher, dass man per­sön­liche Wahr­neh­mungen, Erin­ne­rungen und Erzäh­lungen nicht strikt von bewusster Pro­pa­ganda trennen kann. Sie sind zu eng mit­ein­ander ver­schlungen. — Vor­aus­ge­setzt natür­lich, die bewussten Pro­pa­ganda-Bemü­hungen passen zu den per­sön­li­chen Wahr­neh­mungen und Nar­ra­tiven:

Denn was durch die Inter­views in „Opa war kein Nazi“ näm­lich auch deut­lich geworden ist, ist die Dis­kre­panz zwi­schen Fami­li­en­er­in­ne­rungen und der Staats­pro­pa­ganda in der DDR. Die Erzäh­lungen des Staates passten nicht zu den per­sön­li­chen Erzäh­lungen in der Familie, wes­wegen das DDR-Nar­rativ von der NS-Zeit in den Köpfen nicht dau­er­haft Wur­zeln geschlagen hat.

Pro­pa­gan­dis­ti­sche Werke?

Über­tragen lässt sich das Ganze aber natür­lich auch auf Kul­turgut:

  • Es gibt Geschichten, die bewusst zu Pro­pa­gan­da­zwe­cken pro­du­ziert werden.

So wurde die Ver­fil­mung von George Orwells Animal Farm aus dem Jahre 1954 von der CIA finan­ziert. Die pro­pa­gan­dis­ti­sche Absicht liegt hier klar auf der Hand.

  • Es gibt Geschichten, die viel­leicht nicht bewusst zu Pro­pa­gan­da­zwe­cken erschaffen wurden, aber den­noch die zu ihrer Zeit pro­pa­gierten Werte spie­geln.

Nu pogodi! ist ein sowje­ti­scher Kin­der­se­rien-Klas­siker. Die Geschichte spielt in einer ähn­li­chen Welt wie Zoo­mania, in der Tiere in einer zivi­li­sierten Gesell­schaft leben, und es geht um einen Wolf, der einen Hasen ver­folgt, weil er ihn fressen will, dabei aber immer wieder auf amü­sante Art schei­tert. Ins­ge­samt erin­nert der Plot an Tom und Jerry, aber es gibt einen gra­vie­renden Unter­schied: Der Hase schlägt nicht zurück. Denn er ist die Per­so­ni­fi­ka­tion aller sozia­lis­ti­schen Tugenden: Er ist jung und ath­le­tisch, klug und wis­sen­schaft­lich inter­es­siert und hat ein gutes Herz voller Mit­ge­fühl, das er sogar dem Wolf ent­ge­gen­bringt. Der Wolf hin­gegen per­so­ni­fi­ziert Laster: Er ist kri­mi­nell, ein Ket­ten­rau­cher, ver­stößt gegen Regeln und achtet nicht auf die Gefühle anderer. Und das ist auch sein Ver­derben, denn sein Schei­tern ist immer selbst­ver­schuldet. In einigen Folgen bringt er sich sogar in so große Schwie­rig­keiten, dass er vom Hasen gerettet werden muss.
Mit der sowje­ti­schen Ideo­logie deckt sich das inso­fern, als dass Nu pogodi! das Für-ein­ander-Daseins pre­digt. Der „Kri­mi­nelle“ war zumin­dest offi­ziell nicht etwas „Böses“, das ver­nichtet gehört, son­dern musste umer­zogen werden. Viele frühe naiv-ideo­lo­gi­sche sowje­ti­sche Filme aus der Schwarz-Weiß-Ära haben genau diesen Plot und die sta­li­nis­ti­schen Arbeits­lager waren eine ziem­lich per­verse Aus­prä­gung dieser Ideo­logie.
Aller­dings muss man aber sagen, dass der ideo­lo­gi­sche Aspekt in Nu pogodi! extrem subtil ist. Ich denke daher nicht, dass hier bewusst Pro­pa­ganda betrieben werden sollte, zumal die Serie auch nach dem Zusam­men­bruch der Sowjet­union im glei­chen Sinne fort­ge­setzt wurde. Viel­mehr spie­gelt der Zei­chen­trick ein­fach die Werte, die man damals gemeinhin als wichtig ein­stufte: Sei freund­lich, mach Sport, bilde Dich weiter, küm­mere Dich um Deine Mit­men­schen und strecke sogar Leuten, die Dir Böses wün­schen, eine hel­fende Hand aus.

  • Es gibt Geschichten, die die Rea­lität für das Ziel­pu­blikum bewusst oder unbe­wusst „zurecht­biegen“.

So denke ich nicht, dass ich noch allzu groß erklären muss, warum die Geschichte des „weißen Mannes“ ver­bre­che­risch ist. Stich­punkt Kolo­nia­lismus, Impe­ria­lismus, zahl­reiche Geno­zide etc. Wie erzählt man also Geschichten über diese Ver­bre­chen, ohne dass das „weiße“ Ziel­pu­blikum sich schlecht fühlen muss? — Ganz ein­fach, man benutzt den Topos des White Savior, eines weißen Prot­ago­nisten, der sich auf die Seite von Far­bigen stellt und sie beschützt, weil diese offenbar hilflos sind wie kleine Kinder und nicht für sich selbst ein­treten können. So kann sich das „weiße“ Publikum mit einer posi­tiven „weißen“ Hel­den­figur iden­ti­fi­zieren und die gezeigten Miss­stände trotzdem kri­tisch sehen. Die „bösen“ Weißen sind dabei, wie auch die „Nazis“, immer die anderen.

  • Und es gibt auch viele Geschichten, bei denen man — oder ich zumin­dest — nicht ein­schätzen kann, inwie­fern sie bewusst oder unbe­wusst pro­pa­gan­dis­tisch sind, die aber durchaus Folgen für unsere Wahr­neh­mung haben.

Die HBO-Serie Cher­nobyl zum Bei­spiel erweckt leicht den Ein­druck einer authen­ti­schen Dar­stel­lung der Nukle­ar­ka­ta­strophe von 1986, arbeitet aber mit künst­le­ri­schen Über­trei­bungen. Somit werden die an sich bereits schlimmen Folgen und auch das Sowjet­re­gime selbst ins Nega­tive ver­zerrt, ohne dass der durch­schnitt­liche Zuschauer das bemerkt. Es prägen sich also Bilder und Fakten ins Bewusst­sein ein, die so gar nicht oder nur teil­weise stimmen. Das wie­derum führt zu einer noch stär­keren Ableh­nung der Kern­energie in der Gesell­schaft. — Und das in einer Zeit, in der wir immer mehr Energie ver­brau­chen und dafür durch fos­sile Brenn­stoffe unsere Umwelt ver­schmutzen, weil erneu­er­bare Ener­gien ers­tens noch nicht so weit sind, um unseren Bedarf kom­plett zu decken, und zwei­tens auch ihre Schat­ten­seiten haben, über die man erstaun­lich wenig redet. Natür­lich will ich nicht sagen, dass Atom­kraft die Lösung aller Pro­bleme ist, und finde, dass hoff­nungslos ver­al­tete Kraft­werke wie die von Tscher­nobyl und Fuku­shima lahm­ge­legt gehören. Aller­dings halte ich eine welt­weite Atom­ka­ta­strophe für weniger wahr­schein­lich als die kata­stro­phalen Folgen eines unauf­halt­samen Kli­ma­wan­dels und befürchte, dass die Angst­ma­cherei durch die über­trie­bene Dar­stel­lung in der Serie Cher­nobyl eher Leuten nützt, die von fos­silen Brenn­stoffen pro­fi­tieren und sich nicht um die lang­fris­tigen Folgen fürs Klima küm­mern.

Wenn eine Geschichte nicht zur (ver­meint­li­chen) Wahr­heit passt

Wie aber bereits ange­deutet, können Pro­pa­ganda oder unter­be­wuss­tere Formen der Beein­flus­sung ihre Wir­kung nur ent­falten, wenn ihre Bot­schaft zu dem passt, was in den Köpfen bereits vor­handen ist:

  • Viel­leicht reagiere ich über, aber ich per­sön­lich habe den Ein­druck, dass ame­ri­ka­ni­sche Filme über den Zweiten Welt­krieg, in denen die Ame­ri­kaner als hel­den­hafte Befreier dastehen, hier­zu­lande akzep­tierter sind als rus­si­sche Filme, in denen die Men­schen der Sowjet­union hel­den­haft ihr Land ver­tei­digen. Das heißt, wenn die Deut­schen rus­si­sche Pro­duk­tionen über­haupt erst wahr­nehmen … Und diese feh­lende Wahr­neh­mung hat Folgen: So zeigt eine Studie, dass die USA von vielen als Haupt­ver­ant­wort­liche für den Sieg über Nazi-Deutsch­land gesehen werden, wäh­rend der Bei­trag der Sowjet­union gerne unter­schätzt wird. Die For­scher ver­muten, dass die ver­zerrte Wahr­neh­mung durch die von Hol­ly­wood domi­nierte Popu­lär­kultur ent­standen ist.
  • Etwas bedenk­lich finde ich auch die Akzep­tanz gegen­über Filmen wie Duell – Enemy at the Gates, eine ame­ri­ka­nisch-west­eu­ro­päi­sche Pro­duk­tion über ein Scharf­schüt­zen­duell bei Sta­lin­grad, in dem grausam über­zo­gene Mythen über Sta­lins Befehl Nr. 227 bestä­tigt und wei­ter­ver­breitet werden: In Wirk­lich­keit war die Sowjet­union kei­nes­wegs so bekloppt, ihre eigenen Sol­daten zu erschießen, wenn sie vor dem Feind flohen. Solche Mythen sind u. a. des­wegen so gefähr­lich, weil sie die schreck­liche These nähren, die Sowjet­union sei für ihre schweren Ver­luste im Zweiten Welt­krieg selbst ver­ant­wort­lich. (Und wenn mir jetzt jemand mit der Mit­schuld der Sowjet­union am Aus­bruch des Zweiten Welt­krieges kommen will: Eine Mit­schuld am Aus­bruch des Krieges ist eine Sache — aber die Wahl eines ras­sis­tisch moti­vierten Ver­nich­tungs­cha­rak­ters des Krieges eine völlig andere.)

Alles in allem kommt es bei der künst­le­ri­schen Dar­stel­lung von Fakten nicht nur darauf an, ob die Fakten im Werk selbst stimmen, son­dern vor allem auch darauf, ob sie ins Welt­bild des Publi­kums passen. Oder wie Henry Kis­singer es for­mu­lierte:

„It is not a matter of what is true that counts, but a matter of what is per­ceived to be true.“
— Henry Kis­singer

Dieser Punkt dürfte eine große Hürde für „gute“ Pro­pa­ganda bzw. Auf­klä­rung dar­stellen. Wenn Du also diesen Weg beschreiten möch­test, soll­test Du Dir wohl sehr gute Argu­mente zurecht­legen.

Was können wir als Geschich­ten­er­zähler tun?

Was bleibt schließ­lich zu sagen?

Ob Du es wahr­haben willst oder nicht, Du als Geschich­ten­er­zähler bist Träger und Ver­mittler bestimmter Werte und Ideo­lo­gien.

Kannst Du Dich dem ent­ziehen? Ich fürchte, nein. Aber Du kannst kri­tisch hin­ter­fragen, recher­chieren und ver­meint­liche Selbst­ver­ständ­lich­keiten genauer unter die Lupe nehmen.

Bedenke aber, dass das, was Du zusam­men­re­cher­chierst, auch nicht unbe­dingt die Wahr­heit wie­der­spie­gelt. Des­wegen: Glaub nie­mandem. Glaub Dir selbst nicht, glaub anderen nicht und glaub mir nicht. Selbst noch so sehr um Objek­ti­vität bemühte Wis­sen­schaftler unter­liegen ideo­lo­gi­schen Ein­flüssen.

Wenn es also einen Weg gibt, der zu einer reifen Mei­nung führt, dann ist das, denke ich, Demut:

Weniger reden, mehr zuhören.

Du bist nun mal von bewusster und unbe­wusster Pro­pa­ganda umgeben. Hör also zu, was die ver­schie­denen Par­teien zu sagen haben. Lerne ihre Per­spek­tiven kennen. Wo liegen die Wider­sprüche und wo über­schneiden sie sich? Wie nehmen sie sich gegen­seitig wahr und gibt es viel­leicht Miss­ver­ständ­nisse? Warum denken die Leute so, wie sie denken? Welche Inter­essen haben sie? Wie wurden sie erzogen? Das sind nur einige wenige Fragen, die Du Dir beim Hin­ter­fragen einer Dar­stel­lung stellen kannst.

Ich finde außerdem, dass wir auf­hören sollten, Men­schen, die wir als Täter wahr­nehmen, mit einer Keule zu ver­ur­teilen, und uns statt­dessen um Empa­thie bemühen. Denn Du bist kein bes­serer Mensch. Und die Men­schen im NS-Deutsch­land bei­spiels­weise waren keine schlech­teren Men­schen. — Das ist doch die eigent­liche Tragik des Ganzen! Die mensch­liche Natur, die mensch­liche Gleich­gül­tig­keit, die mensch­liche Angst, die die Tra­gödie des Holo­caust über­haupt erst mög­lich gemacht haben! — Und sie sind immer noch da: In Dir. Sich auf das hohe mora­li­sche Ross zu schwingen und auf andere mit dem Finger zu zeigen finde ich da sehr ver­messen.

Das ist im Übrigen keine rein intel­lek­tu­elle Über­le­gung von mir, son­dern etwas, das, wie ich finde, für mich selbst gut funk­tio­niert hat:

Durch meine Kind­heit in Russ­land ent­wi­ckelte ich ein Bild, laut dem die deut­schen „Faschisten“ eine Art Orks waren. Inter­es­sant ist, dass dieses Bild in Russ­land sich nur auf Hit­ler­deutsch­land bezieht und die Sicht auf das heu­tige Deutsch­land deut­lich posi­tiver ist als die Sicht im heu­tigen Deutsch­land auf das heu­tige Russ­land. Daher fand ich Deutsch­land nach unserem Umzug hierher auch ganz cool. Nur als ich etwas älter wurde, fragte ich mich, wo denn die Ver­bin­dung zwi­schen den heu­tigen Deut­schen und den „Orks“ der NS-Zeit ist. Die „Ork-Bevöl­ke­rung“ wurde ja nicht ein­fach durch nor­male Men­schen ersetzt.

Die Ant­wort auf diese Frage erhielt ich, als ich in der Schule das Buch Nelly wartet auf den Frieden lesen musste: Nelly ist ein ideo­lo­gie­ver­wa­schenes Nazi-Mäd­chen und ein Mensch zugleich. Sie wurde in die Zeit hin­ein­ge­boren, in die sie hin­ein­ge­boren wurde, sie ist jung und hat keinen Grund zum Hin­ter­fragen. Ebenso wie auch die erwach­senen Men­schen dieser Zeit ein­fach ihr Leben gelebt haben, auf sich selbst und ihre eigenen per­sön­li­chen Inter­essen fixiert. Wie die Men­schen überall. Ich vergaß den Ver­nich­tungs­krieg nicht, aber ich ent­wi­ckelte auch Empa­thie für Nelly und ihre Familie, Freunde und Bekannten. Auch sie haben in dieser Zeit gelitten. Und so wurde mir erst­mals klar, dass der Zweite Welt­krieg eben nicht schwarz-weiß war. Auf allen Seiten waren Men­schen, die sich gegen­seitig schlimme Dinge angetan und gelitten haben. Und ich finde es tra­gisch, dass bis an den heu­tigen Tag zwi­schen den ver­schie­denen Nationen kein rich­tiger groß­flä­chiger Aus­tausch über die erlit­tenen Erfah­rungen statt­findet. Statt­dessen viel gegen­sei­tige Ver­teu­fe­lung.

Ich meine, mach ruhig Pro­pa­ganda für Deine Her­zens­an­ge­le­gen­heiten. Etwas anderes kannst Du durch und durch beein­fluss­bares und beein­flusstes Indi­vi­duum ja auch nicht tun. Auch dieser Artikel hier ist schließ­lich Pro­pa­ganda. Zumin­dest ein bewusster Ver­such. Aber ich würde Dich bitten, Anders­den­kende zumin­dest mit Respekt zu behan­deln. Denn sie sind, wie gesagt, keine Orks, son­dern Men­schen wie Du und ich. Hetz­pro­pa­ganda ist schon vom Prinzip her sch****.

Mir per­sön­lich wäre es aber am liebsten, wenn es mehr Geschichten gäbe, die Ver­ständnis für­ein­ander pro­pa­gieren. Egal, ob sie in der realen oder in einer fik­tiven Welt spielen. Denn Geschichten sind, wie hof­fent­lich rüber­ge­kommen ist, mäch­tiger als Fakten: Museen und Aus­stel­lungen werden Otto Nor­mal­ver­brau­cher von nichts über­zeugen. Aber eine emo­tio­nale, ergrei­fende Geschichte kann das.

Als Posi­tiv­bei­spiel emp­fehle ich Remar­ques Zeit zu Leben und Zeit zu sterben, einen Roman über den Hei­mat­ur­laub eines Wehr­machts­sol­daten. Es ist eine ergrei­fende Lie­bes­ge­schichte, die an die Frage der per­sön­li­chen Mit­schuld des Ein­zelnen gekop­pelt ist. Emp­fehlen tue ich aber nur die aktu­ellste Aus­gabe, die Remar­ques ursprüng­li­chem Manu­skript folgt. Die Erst­aus­gabe von 1954 wurde näm­lich für das zarte deut­sche Nach­kriegs­gemüt zurecht­zen­siert.

Rezo ja lol ey: Die Zer­stö­rung der Presse
https://youtu.be/hkncijUZGKA

Katha­rina Diet­rich: Junge Spätaussiedler/innen im Span­nungs­feld zwi­schen Ras­sis­mus­er­fah­rungen und eigenen Ras­sismen. Empi­risch unter­sucht in qua­li­ta­tiven Inter­views mit jungen Men­schen aus Russ­land und Kasach­stan
https://www.idaev.de/fileadmin/user_upload/pdf/download/Dietrich_AussiedlerInnen_Rassismus.pdf

ME!j!N: Nie­mals ange­kommen (sehr ankla­gender Rap über russ­land­deut­sche Aus­siedler)
https://www.youtube.com/watch?v=46UZ8HlQGWM
(In der Kom­men­tar­sek­tion wim­melt es übri­gens von Leuten, die sich damit absolut iden­ti­fi­zieren können.)

Adam Curtis: The Cen­tury of the Self
https://www.youtube.com/watch?v=eJ3RzGoQC4s

Fern­seh­kritik-TV: Ukraine-Kon­flikt: 4 Mani­pu­la­tionen bei ARD + ZDF
https://www.youtube.com/watch?v=Z1vX2mjDPZM

heise online: Ukraine-Kon­flikt: ARD-Pro­gramm­beirat bestä­tigt Publi­kums­kritik
https://www.heise.de/tp/features/Ukraine-Konflikt-ARD-Programmbeirat-bestaetigt-Publikumskritik-3367400.html

Die Anstalt vom 23. Sep­tember 2014
https://www.claus-von-wagner.de/tv/anstalt/20140923-erster-weltkrieg

Guy Mettan: Crea­ting Rus­so­phobia: From the Great Reli­gious Schism to Anti-Putin Hys­teria
https://amzn.to/2OSj3w5

Bobby Duffy: How We Create Our Own Fake News
https://youtu.be/4ZSXuPZq7nw

Harald Welzer, Sabine Moller, Karo­line Tschuggnall: »Opa war kein Nazi«: Natio­nal­so­zia­lismus und Holo­caust im Fami­li­en­ge­dächtnis
https://amzn.to/2CPJ2Sk

Felix Römer: Der Kom­mis­sar­be­fehl: Wehr­macht und NS-Ver­bre­chen an der Ost­front 1941/42
https://amzn.to/2PfTwgl

Ver­stö­rende Erin­ne­rungen und Tage­buch­ein­träge der Opfer der Lenin­grader Blo­ckade
https://www.heise.de/tp/features/Hitler-In-die-russischen-Staedte-gehen-wir-nicht-hinein-sie-muessen-vollstaendig-ersterben-4288622.html?seite=2

Irene Alten­müller: Wie eine Aus­stel­lung die Deut­schen spal­tete
https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Wehrmachtsausstellung-loest-1995-Proteste-aus,wehrmachtsausstellung100.html

Oliver Hirsch­biegel: Ein ganz gewöhn­li­cher Jude (Ver­fil­mung von Charles Lewin­skys Kam­mer­spiel)
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Auf Klo: So fühle ich mich als Jüdin in Deutsch­land
https://youtu.be/mHBOf-P2wbo

Let­ti­sche Waffen-SS
https://de.wikipedia.org/wiki/Lettische_SS-Verb%C3%A4nde

Stepan Ban­dera
https://de.wikipedia.org/wiki/Stepan_Bandera

Samuel Kunz, mut­maß­li­cher russ­land­deut­scher NS-Ver­bre­cher
https://de.wikipedia.org/wiki/Samuel_Kunz

John Halas, Joy Bat­chelor: Auf­stand der Tiere (Nach Animal Farm / Farm der Tiere von George Orwell)
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Sojus­multfilm: Hase und Wolf (Nu pogodi!)
https://de.wikipedia.org/wiki/Hase_und_Wolf

The Cynical His­to­rian: Cher­nobyl | Based on a True Story
https://www.youtube.com/watch?v=vqmOfbe1YbA

Lukas Wie­sel­berg: Eigener Bei­trag wird über­schätzt (Zusam­men­fas­sung der Studie: Com­pe­ting national memo­ries of World War II)
https://science.orf.at/v2/stories/2990653/

Michael Shel­len­berger: Why rene­wa­bles can’t save the planet
https://youtu.be/N‑yALPEpV4w

TIK: The Myth and Rea­lity of Joseph Stalin’s Order No. 227 „Not a Step Back!“
https://www.youtube.com/watch?v=JOKAIDpOY80

Erich Maria Remarque: Zeit zu leben und Zeit zu sterben
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Dou­glas Sirk: Zeit zu leben und Zeit zu sterben (Ver­fil­mung)
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