Pas­sende Namen für Figuren finden

Pas­sende Namen für Figuren finden

Einen pas­senden Namen zu finden ist ein wich­tiger Schritt beim Erschaffen von Figuren (bzw. Cha­rak­teren). Denn der Name sagt sehr viel über eine Person, ihre Welt und ihren Platz darin. Was gibt es für uns Autoren also zu beachten? In diesem Artikel habe ich alle sinn­vollen Tipps zur Benen­nung von Figuren zusam­men­ge­stellt, die mir jemals unter­ge­kommen sind.

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Als Leser schließen wir oft Freund­schaften mit den fik­tiven Figuren. Oder wir hassen sie. Doch wie auch immer unsere Bezie­hung zu ihnen aus­sieht:

Figuren (bzw. Cha­rak­tere) sind ein zen­trales Ele­ment einer jeden Geschichte und wir müssen sie irgendwie anhand von Namen iden­ti­fi­zieren können.

Dass pas­sende Namen wichtig sind, liegt damit klar auf der Hand. Die Frage ist nur: Wie findet man sie?

Worauf muss man als Autor achten? Welche Stol­per­fallen gibt es? Und wie bekommt man Ideen und Inspi­ra­tion?

All das bespre­chen wir in diesem Artikel!

Namen und Bedeu­tung

Das erste, worauf man beim Suchen von pas­senden Namen achtet, ist oft die Bedeu­tung. Dabei geht es nicht nur um spre­chende Namen:

Eine schöne Prin­zessin braucht zum Bei­spiel nicht unbe­dingt Bella (ita­lie­nisch), Cosmea (alt­grie­chisch) oder Layla (ara­bisch) heißen, obwohl das alles Namen sind, die etwas mit Schön­heit zu tun haben (und im Fall einer schönen Trä­gerin eben spre­chende Namen sind). Aber wenn die schöne Prin­zessin Trollzeh heißt, dann ist bei der Namens­wahl etwas schief­ge­laufen.

Sprach­liche Bedeu­tung

Des­wegen lautet der offen­sicht­lichste Tipp, die Bedeu­tung von Namen zu recher­chieren. Google, Wiki­pedia und Web­seiten für Baby­namen sind dabei eine große Hilfe. Und das gilt nicht nur für Geschichten im realen Set­ting, son­dern auch für Fan­tasy. Denn abge­sehen davon, dass frei erdachte Namen durchaus eine Bedeu­tung in einer anderen Sprache haben können, lassen sich manche Autoren für ihre Fan­ta­sie­namen tat­säch­lich von realen Spra­chen inspi­rieren.

Wichtig ist dabei aber auch, bei der Namens­be­deu­tung nicht zu wört­lich zu sein.

Zum Bei­spiel ruft ein Gärtner mit dem Nach­namen Bäumer eher ein Schmun­zeln hervor.

Kon­text und Set­ting

Außerdem ist bei Namen auch auf den Kon­text bzw. das Set­ting zu achten. Damit meine ich

  • die Epoche, in der Deine Figuren leben,
  • ihr Alter,
  • ihr Land,
  • ihre (Sub-)Kultur …
  • … gene­rell die Welt, in der sie leben.

Im heu­tigen Deutsch­land ist es zum Bei­spiel eher unwahr­schein­lich, eine ältere Dame mit dem Namen Chantal anzu­treffen. Gleich­zeitig wäre ein drei­zehn­jäh­riges Mäd­chen mit dem Namen Wal­traud heut­zu­tage sehr zu bemit­leiden. Ein Anwalt mit dem Vor­namen Kevin hätte mit Vor­ur­teilen zu kämpfen. Und ein Voll­blut­deut­scher im 18. Jahr­hun­dert würde nicht Tarek heißen.

Und wäh­rend bei vielen Namen „nur“ Bedeu­tung, Her­kunft und Mode­er­schei­nungen zu beachten sind, sind manche Namen durch Geschichte, Reli­gion und Kultur „auf­ge­laden“ und wecken bestimmte Asso­zia­tionen. Denke zum Bei­spiel an solche Namen:

  • Osama
  • Romeo
  • Pablo
  • Adolf

Bedenke, dass es in jedem Kul­tur­kreis Namen gibt, die für Dich nicht „auf­ge­laden“ sind. Du magst sie harmlos finden, aber jemand anderes könnte durch eine Namens­wahl belei­digt sein! Des­wegen: Recher­chiere selbst noch so gewöhn­lich klin­gende Namen! Und nicht nur aus reli­giösen und kul­tu­rellen Gründen sollte man Namen goo­geln: Es kann immer pas­sieren, dass man ver­se­hent­lich gegen irgend­je­mandes Per­sön­lich­keits­recht oder Copy­right ver­stößt!

World-Buil­ding

Zusam­men­ge­fasst lässt sich sagen, dass Namen vor allem ein Teil des World-Buil­dings sind:

Ein Name verrät nicht nur viel über den Träger, son­dern auch über seine Welt und vor allem seinen Platz darin!

In einem Essay von 2014 habe ich einige Bei­spiele für his­to­ri­sche und aus­län­di­sche Namens­sys­teme zusam­men­ge­tragen. Mögen sie Dir als gute Inspi­ra­tion dienen!

Das Opti­sche und das Klin­gende

Nicht zu ver­nach­läs­sigen ist auch das „Äußere“ von Namen. Beson­ders im Fall von Fan­ta­sie­namen wird häufig emp­fohlen, sie nicht zu kom­pli­ziert zu machen. Am besten man spricht sie ein paar Mal laut aus, um zu testen, ob es sich nicht um einen Zun­gen­bre­cher han­delt.

Außerdem sollte man sich die Namen merken können. Das erreicht man nicht nur mit der Wahl eines ein­fa­chen Namens, son­dern auch mit Alli­te­ra­tionen von Vor- und Nach­namen:

  • Donald Duck, Severus Snape, Peter Pan …

Bedenken sollte man nur, dass ein zu exzes­siver Gebrauch von sol­chen Alli­te­ra­tionen bei allzu rea­lis­ti­schen Romanen irgend­wann unfrei­willig komisch wird.

Außerdem kann man hier ein­wenden, dass es durchaus erfolg­reiche Figuren mit ziem­lich kom­pli­zierten Namen gibt (zum Bei­spiel Pip­pi­lotta Vik­tualia Roll­gar­dina Pfef­fer­minz Efra­ims­tochter Lang­strumpf). Hinzu kommt, dass man als Leser von Aus­lands­li­te­ratur durchaus mit Namen aus fremden Kul­tur­kreisen zu tun hat, von denen man oft nicht weiß, wie sie aus­ge­spro­chen werden.

Als Kind fand ich zum Bei­spiel viele Namen in Harry Potter recht zun­gen­bre­che­risch. (Das gilt beson­ders für die Namen der Hog­warts-Häuser: „Slüt-herin“ war damals die Nemesis der kleinen Feael.) Und – oha! – ich bin trotzdem ein Fan geworden!

Wäh­rend ich also sehr wohl dazu raten würde, diesen Tipp im Hin­ter­kopf zu behalten, finde ich per­sön­lich,

dass man sich hier durchaus Spiel­räume ein­ge­stehen darf.

Am besten wäre es wohl, wenn ein allzu kom­pli­zierter Name auf dem Papier bleibt, wäh­rend im Alltag – wie im realen Leben meis­tens auch – ein ein­fa­cher Spitz­name ver­wendet wird. Auf­passen sollte man nur bei gewissen exo­ti­schen Namen, die heut­zu­tage bes­ten­falls kli­schee­haft und schlimms­ten­falls nach Pornos klingen können.

Namen und Ver­wechs­lungs­ge­fahr

Sehr wichtig ist auch zu bedenken, dass Du ver­mut­lich eine ganze Reihe von Figuren in Deinem Roman hast. Wäh­rend Du selbst mit deren Namen ver­traut bist, liest ein Leser sie zum ersten Mal.

Und wenn Namen sich zu ähn­lich sind, kommt es schnell zu Ver­wechs­lungen.

Des­wegen lautet ein häu­figer Tipp, Wie­der­ho­lungen von Anfangs­buch­staben zu ver­meiden. Statt also eine Ronja, eine Rox­anne und eine Rosa auf die epi­sche Reise zu schi­cken, wären Ronja, Anna und Lisa sicher­lich die bes­sere Wahl.

Das Pro­blem ist hier, dass die Zahl der mög­li­chen Anfangs­buch­staben durchaus beschränkt ist. Außerdem kann es sich durchaus mit his­to­ri­schen und kul­tu­rellen Gege­ben­heiten und damit dem World-Buil­ding beißen.

Was tut man zum Bei­spiel im Fall von Kul­turen, in denen es üblich war oder ist, Namen von Ver­wandten alli­te­rieren zu lassen? Oder inner­halb einer ein­zigen Familie ins­ge­samt nur fünf ver­schie­dene Namen zu ver­wenden?

Das sind Phä­no­mene, die es in der Rea­lität durchaus gab und gibt.

Des­wegen ist wohl auch dieser Tipp eher als Anre­gung im Hin­ter­kopf zu behalten, aber nicht auf Teufel komm raus umzu­setzen.

Was hin­gegen etwas leichter umzu­setzen ist, ist, die Längen und Beto­nungen von Namen zu vari­ieren. Rox­anne und Rosa beginnen zwar mit dem­selben Buch­staben, aber „Roxánne“ ist länger als „Rósa“ und auch die Beto­nungen liegen an unter­schied­li­chen Stellen. Bei Rosa und Ronja ist die Ver­wechs­lungs­ge­fahr wesent­lich größer.

Ein wei­terer recht simpler Trick, Ver­wechs­lungen zu ver­meiden, wäre, ein­fach nicht zu viele Namen ein­zu­bauen. Der Leser wird sich eh nicht alle Namen merken können. Des­wegen brau­chen unwich­tige Figuren, die nur einmal auf­tau­chen, zum Bei­spiel keine Namen.

Auch soll­test Du lange Namens­auf­zäh­lungen ver­meiden, wenn die Figuren nicht schon vorher indi­vi­duell vor­ge­stellt wurden.

Zum Bei­spiel ist eine Auf­lis­tung von Harry Potter, Ron Weasley, Her­mine Granger, Par­vati Patil, Lavender Brown, Dean Thomas, Neville Long­bottom und Seamus Fin­nigan unter Harry Potter-kun­digen Leuten durchaus legitim. Eine Auf­lis­tung von Nadja Müller, Flo­rian Gruber, Sibylle Schmidt, Lukas Neu­mann, Ellie Fuhr­mann und Niko Wolf, die gerade zum ersten Mal in der Geschichte auf­tau­chen, ist eher ver­wir­rend. Als Leser sieht man vor seinem geis­tigen Auge nur eine Reihe gesichts­loser Namens­schilder, deren Auf­schrift man beim nächsten Satz schon wieder ver­gessen hat.

Abschlie­ßende Tipps

Zum Schluss noch eine Reihe von klei­neren Tipps:

  • Wie bereits ange­spro­chen, benutzen Men­schen gerne auch Ver­kür­zungen, Kose- und Spitz­namen. Und das nicht nur im Fall von kom­pli­zierten Namen, son­dern auch bei ganz geläu­figen. Wenn die Figuren mit ihren Namen spielen, macht es ihre Inter­ak­tionen oft authen­ti­scher.
  • Nicht schaden kann auch eine inter­es­sante Hin­ter­grund­ge­schichte. Im Roman Fan­girl von Rainbow Rowell zum Bei­spiel heißen die Prot­ago­nistin und ihre Zwil­lings­schwester Cather und Wren. Die Geschichte dazu ist, dass deren Mutter ursprüng­lich an den Namen Cathe­rine dachte und keine Lust hatte, sich neue Namen aus­zu­denken. Solche Geschichten lassen die Erzäh­lung nochmal eine Spur leben­diger wirken.
  • Bei man­chen Namen muss man auch auf­passen: Denn sie wurden schon zu oft benutzt. Im eng­lisch­spra­chigen Bereich bin ich bei meinen Recher­chen zum Bei­spiel immer wieder auf die Klage gestoßen, dass es ein­fach zu viele Jacks und Jakes gibt. Und wenn ich mir das so über­lege: Ja, stimmt, gut beob­achtet! Was mir außerdem per­sön­lich auf­stößt, sind die ganzen Aryas und Liliths. – Es gibt ein­fach Namen, die man nicht mehr lesen kann. Egal, wie schön sie viel­leicht sind.
  • Was mir per­sön­lich bei Fan­tasy-Namen oft sauer auf­stößt, ist das X- und Y‑Stuffing: Wenn Namen mit den Buch­staben X und Y voll­ge­stopft werden, ein­fach damit sie exo­tisch wirken. Das ist meiner Mei­nung nach irgend­wann nicht mehr ori­gi­nell, son­dern kli­schee­haft und ein­fallslos. Das­selbe gilt auch für sinn­lose und will­kür­liche Akzente (á, à, ᾶ …), Apo­strophe (Ke’ks), exo­ti­sche Buch­sta­ben­kom­bi­na­tionen (rh, th, kh, rz, sz, …) und Dia­kri­tika (ș, ż, ø, ă, ë, …). Sinnlos sind sie, wenn sie nicht mit einer bestimmten Aus­sprache ver­bunden sind (zum Bei­spiel für Laute, die es im Deut­schen nicht gibt), son­dern nur zwecks Deko­ra­tion ver­wendet werden.
  • Das Internet ist voll von inter­es­santen Hilfs­mit­tel­chen! Von Auf­lis­tungen beliebter Vor­namen bis hin zu Gene­ra­toren für Steam­punk-Namen ist alles ver­treten. Man muss hier nicht zwangs­läufig abschreiben, aber solche Listen und Gene­ra­toren sind eine gute Inspi­ra­ti­ons­quelle. Hier einige Links:
  • Ein ganz beson­deres Hilfs­mit­tel­chen ist Wiki­pedia. Weil ich nor­disch-ger­ma­ni­sche und kel­ti­sche Namen in Fan­tasy mitt­ler­weile kli­schee­haft finde, bediene ich mich in meinem aktu­ellen Pro­jekt an alt­sla­wi­schen Namen. Dazu gebe ich zum Bei­spiel auf Wiki­pedia „Sla­wi­sche Vor­namen“ ein, schaue mich um und ändere die Sprache dann in eine sla­wi­sche, zum Bei­spiel Pol­nisch. Und ent­weder ich beherr­sche die Sprache selbst oder ich benutze eine Über­set­zungs­soft­ware. Denn hier fällt der Artikel auf jeden Fall aus­führ­li­cher aus und vor allem gibt es zwei tolle Links: Näm­lich eine lange Liste mit männ­li­chen und eine lange Liste mit weib­li­chen Namen. Und ich kann mich fröh­lich bedienen!

Und als letzten Tipp hätte ich:

Sämt­liche Regeln und Richt­li­nien können gebro­chen werden, wenn es eine Rolle in der Geschichte spielt.

Zum Bei­spiel könnte die Figur dar­unter leiden, dass nie­mand ihren Namen aus­spre­chen oder richtig schreiben kann. Oder die Figur wird ständig genervt, weil sie nun mal zufällig wirk­lich Harry Potter heißt. Oder es geht um Zwil­lings­schwes­tern, die umso mehr ver­wech­selt werden, weil sie Ronja und Rosa heißen.

Man könnte sagen: Pas­sende Namen für seine Figuren zu finden ist eine Wis­sen­schaft für sich. Aber gerade des­wegen macht die Namens­suche so viel Spaß! Zumin­dest mir. Was ist mit Dir? Hast Du noch wei­tere Tipps und Ideen? Der Kom­men­tar­be­reich unten wartet!

2 Kommentare

  1. pas­sende Namen für Cha­rak­tere diese Infor­ma­tionen sehr inter­es­sant und her­vor­ra­gend! Vielen Dank für das Teilen dieser Infor­ma­tionen. Und ich habe hier auch einige Infor­ma­tionen zu allen Arten von Namens­ge­ne­ra­toren gefunden, besu­chen Sie hier und über­prüfen Sie alle Gene­ra­toren

    Dale

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