Passende Namen für Figuren finden

Passende Namen für Figuren finden

Einen pas­sen­den Namen zu fin­den ist ein wich­ti­ger Schritt beim Erschaf­fen von Figu­ren (bzw. Cha­rak­te­ren). Denn der Name sagt sehr viel über eine Per­son, ihre Welt und ihren Platz dar­in. Was gibt es für uns Autoren also zu beach­ten? In die­sem Arti­kel habe ich alle sinn­vol­len Tipps zur Benen­nung von Figu­ren zusam­men­ge­stellt, die mir jemals unter­ge­kom­men sind.

Die Foli­en für die­ses Video gibt es für Ste­ady-Abon­nen­ten und Kanal­mitglieder auf You­Tube als PDF zum Download.

Als Leser schlie­ßen wir oft Freund­schaf­ten mit den fik­ti­ven Figu­ren. Oder wir has­sen sie. Doch wie auch immer unse­re Bezie­hung zu ihnen aussieht:

Figu­ren (bzw. Cha­rak­te­re) sind ein zen­tra­les Ele­ment einer jeden Geschich­te und wir müs­sen sie irgend­wie anhand von Namen iden­ti­fi­zie­ren kön­nen.

Dass pas­sen­de Namen wich­tig sind, liegt damit klar auf der Hand. Die Fra­ge ist nur: Wie fin­det man sie?

Wor­auf muss man als Autor ach­ten? Wel­che Stol­per­fal­len gibt es? Und wie bekommt man Ideen und Inspiration?

All das bespre­chen wir in die­sem Artikel!

Namen und Bedeutung

Das ers­te, wor­auf man beim Suchen von pas­sen­den Namen ach­tet, ist oft die Bedeu­tung. Dabei geht es nicht nur um spre­chen­de Namen:

Eine schö­ne Prin­zes­sin braucht zum Bei­spiel nicht unbe­dingt Bel­la (ita­lie­nisch), Cos­mea (alt­grie­chisch) oder Lay­la (ara­bisch) hei­ßen, obwohl das alles Namen sind, die etwas mit Schön­heit zu tun haben (und im Fall einer schö­nen Trä­ge­rin eben spre­chen­de Namen sind). Aber wenn die schö­ne Prin­zes­sin Troll­zeh heißt, dann ist bei der Namens­wahl etwas schiefgelaufen.

Sprachliche Bedeutung

Des­we­gen lau­tet der offen­sicht­lichs­te Tipp, die Bedeu­tung von Namen zu recher­chie­ren. Goog­le, Wiki­pe­dia und Web­sei­ten für Baby­na­men sind dabei eine gro­ße Hil­fe. Und das gilt nicht nur für Geschich­ten im rea­len Set­ting, son­dern auch für Fan­ta­sy. Denn abge­se­hen davon, dass frei erdach­te Namen durch­aus eine Bedeu­tung in einer ande­ren Spra­che haben kön­nen, las­sen sich man­che Autoren für ihre Fan­ta­sie­na­men tat­säch­lich von rea­len Spra­chen inspirieren.

Wich­tig ist dabei aber auch, bei der Namens­be­deu­tung nicht zu wört­lich zu sein.

Zum Bei­spiel ruft ein Gärt­ner mit dem Nach­na­men Bäu­mer eher ein Schmun­zeln hervor.

Kontext und Setting

Außer­dem ist bei Namen auch auf den Kon­text bzw. das Set­ting zu ach­ten. Damit mei­ne ich

  • die Epo­che, in der Dei­ne Figu­ren leben,
  • ihr Alter,
  • ihr Land,
  • ihre (Sub-)Kultur …
  • … gene­rell die Welt, in der sie leben.

Im heu­ti­gen Deutsch­land ist es zum Bei­spiel eher unwahr­schein­lich, eine älte­re Dame mit dem Namen Chan­tal anzu­tref­fen. Gleich­zei­tig wäre ein drei­zehn­jäh­ri­ges Mäd­chen mit dem Namen Wal­traud heut­zu­ta­ge sehr zu bemit­lei­den. Ein Anwalt mit dem Vor­na­men Kevin hät­te mit Vor­ur­tei­len zu kämp­fen. Und ein Voll­blut­deut­scher im 18. Jahr­hun­dert wür­de nicht Tarek heißen.

Und wäh­rend bei vie­len Namen „nur“ Bedeu­tung, Her­kunft und Mode­er­schei­nun­gen zu beach­ten sind, sind man­che Namen durch Geschich­te, Reli­gi­on und Kul­tur „auf­ge­la­den“ und wecken bestimm­te Asso­zia­tio­nen. Den­ke zum Bei­spiel an sol­che Namen:

  • Osa­ma
  • Romeo
  • Pablo
  • Adolf

Beden­ke, dass es in jedem Kul­tur­kreis Namen gibt, die für Dich nicht „auf­ge­la­den“ sind. Du magst sie harm­los fin­den, aber jemand ande­res könn­te durch eine Namens­wahl belei­digt sein! Des­we­gen: Recher­chie­re selbst noch so gewöhn­lich klin­gen­de Namen! Und nicht nur aus reli­giö­sen und kul­tu­rel­len Grün­den soll­te man Namen goo­geln: Es kann immer pas­sie­ren, dass man ver­se­hent­lich gegen irgend­je­man­des Per­sön­lich­keits­recht oder Copy­right verstößt!

World-Building

Zusam­men­ge­fasst lässt sich sagen, dass Namen vor allem ein Teil des World-Buil­dings sind:

Ein Name ver­rät nicht nur viel über den Trä­ger, son­dern auch über sei­ne Welt und vor allem sei­nen Platz darin!

In einem Essay von 2014 habe ich eini­ge Bei­spie­le für his­to­ri­sche und aus­län­di­sche Namens­sys­te­me zusam­men­ge­tra­gen. Mögen sie Dir als gute Inspi­ra­ti­on dienen!

Das Optische und das Klingende

Nicht zu ver­nach­läs­si­gen ist auch das „Äuße­re“ von Namen. Beson­ders im Fall von Fan­ta­sie­na­men wird häu­fig emp­foh­len, sie nicht zu kom­pli­ziert zu machen. Am bes­ten man spricht sie ein paar Mal laut aus, um zu tes­ten, ob es sich nicht um einen Zun­gen­bre­cher handelt.

Außer­dem soll­te man sich die Namen mer­ken kön­nen. Das erreicht man nicht nur mit der Wahl eines ein­fa­chen Namens, son­dern auch mit Alli­te­ra­tio­nen von Vor- und Nach­na­men:

  • Donald Duck, Seve­rus Sna­pe, Peter Pan …

Beden­ken soll­te man nur, dass ein zu exzes­si­ver Gebrauch von sol­chen Alli­te­ra­tio­nen bei all­zu rea­lis­ti­schen Roma­nen irgend­wann unfrei­wil­lig komisch wird.

Außer­dem kann man hier ein­wen­den, dass es durch­aus erfolg­rei­che Figu­ren mit ziem­lich kom­pli­zier­ten Namen gibt (zum Bei­spiel Pip­pi­lot­ta Vik­tua­lia Roll­gar­di­na Pfef­fer­minz Efra­ims­toch­ter Lang­strumpf). Hin­zu kommt, dass man als Leser von Aus­lands­li­te­ra­tur durch­aus mit Namen aus frem­den Kul­tur­krei­sen zu tun hat, von denen man oft nicht weiß, wie sie aus­ge­spro­chen werden.

Als Kind fand ich zum Bei­spiel vie­le Namen in Har­ry Pot­ter recht zun­gen­bre­che­risch. (Das gilt beson­ders für die Namen der Hog­warts-Häu­ser: „Slüt-herin“ war damals die Neme­sis der klei­nen Fea­el.) Und – oha! – ich bin trotz­dem ein Fan geworden!

Wäh­rend ich also sehr wohl dazu raten wür­de, die­sen Tipp im Hin­ter­kopf zu behal­ten, fin­de ich persönlich,

dass man sich hier durch­aus Spiel­räu­me ein­ge­ste­hen darf.

Am bes­ten wäre es wohl, wenn ein all­zu kom­pli­zier­ter Name auf dem Papier bleibt, wäh­rend im All­tag – wie im rea­len Leben meis­tens auch – ein ein­fa­cher Spitz­na­me ver­wen­det wird. Auf­pas­sen soll­te man nur bei gewis­sen exo­ti­schen Namen, die heut­zu­ta­ge bes­ten­falls kli­schee­haft und schlimms­ten­falls nach Por­nos klin­gen können.

Namen und Verwechslungsgefahr

Sehr wich­tig ist auch zu beden­ken, dass Du ver­mut­lich eine gan­ze Rei­he von Figu­ren in Dei­nem Roman hast. Wäh­rend Du selbst mit deren Namen ver­traut bist, liest ein Leser sie zum ers­ten Mal.

Und wenn Namen sich zu ähn­lich sind, kommt es schnell zu Verwechslungen.

Des­we­gen lau­tet ein häu­fi­ger Tipp, Wie­der­ho­lun­gen von Anfangs­buch­sta­ben zu ver­mei­den. Statt also eine Ron­ja, eine Rox­an­ne und eine Rosa auf die epi­sche Rei­se zu schi­cken, wären Ron­ja, Anna und Lisa sicher­lich die bes­se­re Wahl.

Das Pro­blem ist hier, dass die Zahl der mög­li­chen Anfangs­buch­sta­ben durch­aus beschränkt ist. Außer­dem kann es sich durch­aus mit his­to­ri­schen und kul­tu­rel­len Gege­ben­hei­ten und damit dem World-Buil­ding bei­ßen.

Was tut man zum Bei­spiel im Fall von Kul­tu­ren, in denen es üblich war oder ist, Namen von Ver­wand­ten alli­te­rie­ren zu las­sen? Oder inner­halb einer ein­zi­gen Fami­lie ins­ge­samt nur fünf ver­schie­de­ne Namen zu verwenden?

Das sind Phä­no­me­ne, die es in der Rea­li­tät durch­aus gab und gibt.

Des­we­gen ist wohl auch die­ser Tipp eher als Anre­gung im Hin­ter­kopf zu behal­ten, aber nicht auf Teu­fel komm raus umzusetzen.

Was hin­ge­gen etwas leich­ter umzu­set­zen ist, ist, die Län­gen und Beto­nun­gen von Namen zu vari­ie­ren. Rox­an­ne und Rosa begin­nen zwar mit dem­sel­ben Buch­sta­ben, aber „Roxán­ne“ ist län­ger als „Rósa“ und auch die Beto­nun­gen lie­gen an unter­schied­li­chen Stel­len. Bei Rosa und Ron­ja ist die Ver­wechs­lungs­ge­fahr wesent­lich größer.

Ein wei­te­rer recht simp­ler Trick, Ver­wechs­lun­gen zu ver­mei­den, wäre, ein­fach nicht zu vie­le Namen ein­zu­bau­en. Der Leser wird sich eh nicht alle Namen mer­ken kön­nen. Des­we­gen brau­chen unwich­ti­ge Figu­ren, die nur ein­mal auf­tau­chen, zum Bei­spiel kei­ne Namen.

Auch soll­test Du lan­ge Namens­auf­zäh­lun­gen ver­mei­den, wenn die Figu­ren nicht schon vor­her indi­vi­du­ell vor­ge­stellt wurden.

Zum Bei­spiel ist eine Auf­lis­tung von Har­ry Pot­ter, Ron Weas­ley, Her­mi­ne Gran­ger, Par­va­ti Patil, Laven­der Brown, Dean Tho­mas, Neville Long­bot­tom und Sea­mus Fin­nig­an unter Har­ry Pot­ter-kun­di­gen Leu­ten durch­aus legi­tim. Eine Auf­lis­tung von Nad­ja Mül­ler, Flo­ri­an Gru­ber, Sibyl­le Schmidt, Lukas Neu­mann, Ellie Fuhr­mann und Niko Wolf, die gera­de zum ers­ten Mal in der Geschich­te auf­tau­chen, ist eher ver­wir­rend. Als Leser sieht man vor sei­nem geis­ti­gen Auge nur eine Rei­he gesichts­lo­ser Namens­schil­der, deren Auf­schrift man beim nächs­ten Satz schon wie­der ver­ges­sen hat.

Abschließende Tipps

Zum Schluss noch eine Rei­he von klei­ne­ren Tipps:

  • Wie bereits ange­spro­chen, benut­zen Men­schen ger­ne auch Ver­kür­zun­gen, Kose- und Spitz­na­men. Und das nicht nur im Fall von kom­pli­zier­ten Namen, son­dern auch bei ganz geläu­fi­gen. Wenn die Figu­ren mit ihren Namen spie­len, macht es ihre Inter­ak­tio­nen oft authentischer.
  • Nicht scha­den kann auch eine inter­es­san­te Hin­ter­grund­ge­schich­te. Im Roman Fan­girl von Rain­bow Rowell zum Bei­spiel hei­ßen die Prot­ago­nis­tin und ihre Zwil­lings­schwes­ter Cather und Wren. Die Geschich­te dazu ist, dass deren Mut­ter ursprüng­lich an den Namen Cathe­ri­ne dach­te und kei­ne Lust hat­te, sich neue Namen aus­zu­den­ken. Sol­che Geschich­ten las­sen die Erzäh­lung noch­mal eine Spur leben­di­ger wirken.
  • Bei man­chen Namen muss man auch auf­pas­sen: Denn sie wur­den schon zu oft benutzt. Im eng­lisch­spra­chi­gen Bereich bin ich bei mei­nen Recher­chen zum Bei­spiel immer wie­der auf die Kla­ge gesto­ßen, dass es ein­fach zu vie­le Jacks und Jakes gibt. Und wenn ich mir das so über­le­ge: Ja, stimmt, gut beob­ach­tet! Was mir außer­dem per­sön­lich auf­stößt, sind die gan­zen Aryas und Liliths. – Es gibt ein­fach Namen, die man nicht mehr lesen kann. Egal, wie schön sie viel­leicht sind.
  • Was mir per­sön­lich bei Fan­ta­sy-Namen oft sau­er auf­stößt, ist das X- und Y‑Stuffing: Wenn Namen mit den Buch­sta­ben X und Y voll­ge­stopft wer­den, ein­fach damit sie exo­tisch wir­ken. Das ist mei­ner Mei­nung nach irgend­wann nicht mehr ori­gi­nell, son­dern kli­schee­haft und ein­falls­los. Das­sel­be gilt auch für sinn­lo­se und will­kür­li­che Akzen­te (á, à, ᾶ …), Apo­stro­phe (Ke’ks), exo­ti­sche Buch­sta­ben­kom­bi­na­tio­nen (rh, th, kh, rz, sz, …) und Dia­kri­ti­ka (ș, ż, ø, ă, ë, …). Sinn­los sind sie, wenn sie nicht mit einer bestimm­ten Aus­spra­che ver­bun­den sind (zum Bei­spiel für Lau­te, die es im Deut­schen nicht gibt), son­dern nur zwecks Deko­ra­ti­on ver­wen­det werden.
  • Das Inter­net ist voll von inter­es­san­ten Hilfs­mit­tel­chen! Von Auf­lis­tun­gen belieb­ter Vor­na­men bis hin zu Gene­ra­to­ren für Steam­punk-Namen ist alles ver­tre­ten. Man muss hier nicht zwangs­läu­fig abschrei­ben, aber sol­che Lis­ten und Gene­ra­to­ren sind eine gute Inspi­ra­ti­ons­quel­le. Hier eini­ge Links: 
  • Ein ganz beson­de­res Hilfs­mit­tel­chen ist Wiki­pe­dia. Weil ich nor­disch-ger­ma­ni­sche und kel­ti­sche Namen in Fan­ta­sy mitt­ler­wei­le kli­schee­haft fin­de, bedie­ne ich mich in mei­nem aktu­el­len Pro­jekt an alt­sla­wi­schen Namen. Dazu gebe ich zum Bei­spiel auf Wiki­pe­dia „Sla­wi­sche Vor­na­men“ ein, schaue mich um und ände­re die Spra­che dann in eine sla­wi­sche, zum Bei­spiel Pol­nisch. Und ent­we­der ich beherr­sche die Spra­che selbst oder ich benut­ze eine Über­set­zungs­soft­ware. Denn hier fällt der Arti­kel auf jeden Fall aus­führ­li­cher aus und vor allem gibt es zwei tol­le Links: Näm­lich eine lan­ge Lis­te mit männ­li­chen und eine lan­ge Lis­te mit weib­li­chen Namen. Und ich kann mich fröh­lich bedienen!

Und als letz­ten Tipp hät­te ich:

Sämt­li­che Regeln und Richt­li­ni­en kön­nen gebro­chen wer­den, wenn es eine Rol­le in der Geschich­te spielt.

Zum Bei­spiel könn­te die Figur dar­un­ter lei­den, dass nie­mand ihren Namen aus­spre­chen oder rich­tig schrei­ben kann. Oder die Figur wird stän­dig genervt, weil sie nun mal zufäl­lig wirk­lich Har­ry Pot­ter heißt. Oder es geht um Zwil­lings­schwes­tern, die umso mehr ver­wech­selt wer­den, weil sie Ron­ja und Rosa heißen.

Man könn­te sagen: Pas­sen­de Namen für sei­ne Figu­ren zu fin­den ist eine Wis­sen­schaft für sich. Aber gera­de des­we­gen macht die Namens­su­che so viel Spaß! Zumin­dest mir. Was ist mit Dir? Hast Du noch wei­te­re Tipps und Ideen? Der Kom­men­tar­be­reich unten wartet!

2 Kommentare

  1. pas­sen­de Namen für Cha­rak­te­re die­se Infor­ma­tio­nen sehr inter­es­sant und her­vor­ra­gend! Vie­len Dank für das Tei­len die­ser Infor­ma­tio­nen. Und ich habe hier auch eini­ge Infor­ma­tio­nen zu allen Arten von Namens­ge­ne­ra­to­ren gefun­den, besu­chen Sie hier und über­prü­fen Sie alle Generatoren

    Dale

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