Weitere Stilmittel der Wiederholung

Weitere Stilmittel der Wiederholung

Heu­te wid­men wir uns ein letz­tes Mal den rhe­to­ri­schen Stil­mit­teln der Wie­der­ho­lung. Nament­lich geht es um die Alli­te­ra­ti­on, das Polyp­to­ton, die Figu­ra ety­mo­lo­gi­ca, die Dia­pho­ra, die Paro­no­ma­sie, den paro­no­masti­schen Inten­si­täts­ge­ni­tiv, den Par­al­le­lis­mus, den Chi­as­mus, die Epano­dos, die Tau­to­lo­gie und den Pleo­nas­mus. Jede die­ser Stil­fi­gu­ren wird unter Ein­be­zie­hung von Bei­spie­len ver­ständ­lich erklärt.

Die Foli­en für die­ses Video gibt es für Ste­ady-Abon­nen­ten und Kanal­mitglieder auf You­Tube als PDF zum Download.

In Teil 1, 2 und 3 die­ser Stil­mit­tel-Rei­he ging es um die Tro­pen. In Teil 4 und 5 ging es um Figu­ren der Wie­der­ho­lung. Da passt es gut, wenn wir uns in die­sem sechs­ten Teil nun ein letz­tes Mal den Figu­ren der Wie­der­ho­lung widmen.

Die Auf­zäh­lung der ver­schie­de­nen Arten von Wie­der­ho­lun­gen bleibt aller­dings auch nach die­sem Arti­kel unvoll­stän­dig. Die Figu­ren, die nur in der Poe­sie vor­kom­men, habe ich zum Bei­spiel bewusst weg­ge­las­sen, weil sie mit Geschich­ten nur wenig zu tun haben. Und eini­ge Arten von Wie­der­ho­lun­gen habe ich bestimmt auch ver­ges­sen. In die­sem Fall bit­te ich euch, mich unten in den Kom­men­ta­ren auf mei­ne Ver­säum­nis­se hin­zu­wei­sen. Die­se ver­ges­se­nen Figu­ren der Wie­der­ho­lung wer­den bei Gele­gen­heit natür­lich nachgeholt.

So. Und nun stür­zen wir uns ins Gefecht!

Alliteration

Die Alli­te­ra­ti­on bezeich­net eine Wie­der­ho­lung von Anfangs­lau­ten.

Die­se Art von Wie­der­ho­lung ist unter ande­rem im Mar­ke­ting sehr beliebt. Man fin­det sie zum Bei­spiel in Wer­be­slo­gans wie:

  • Geiz ist geil!“ (Saturn),

aber auch

Die Alli­te­ra­ti­on hat im Übri­gen auch eine sehr lan­ge Geschich­te: So gab es bei man­chen Völ­kern frü­her die Tra­di­ti­on, die Namen von Ver­wand­ten alli­te­rie­ren zu las­sen. Hier zum Bei­spiel eini­ge Namen aus dem Beowulf-Epos:

  • Healf­de­ne, Heoro­gar, Heoro­weard, Hroth­gar, Hroth­mund, Hrot­hulf, Hreth­ric, Halga …

Eine Extrem­form der Alli­te­ra­ti­on – wenn alle Wör­ter den glei­chen Anfangs­laut haben - nennt man …

Tautogramm

Bei­spiel:

„Milch macht müde Männer munter!“
Wer­be­slo­gan der west­deut­schen Milch­wirt­schaft in den 1950er Jahren.

Wie ihr euch den­ken könnt, kommt die Beliebt­heit der Alli­te­ra­ti­on nicht von unge­fähr. Alli­te­ra­tio­nen sind prä­gnant, leicht zu mer­ken und sie kön­nen eine Ver­bin­dung zwi­schen den alli­te­rie­ren­den Wör­tern bzw. Namen herstellen.

Polyptoton

Ein Polyp­to­ton ist die Wie­der­ho­lung eines Wort­stam­mes, bei­spiels­wei­se inner­halb eines ein­zi­gen Satzes.

Bei­spiel:

„Wie ich damals einem Grei­se als Greis etwas über das Grei­sen­al­ter dar­ge­legt habe, so in die­sem Buch einem Freun­de als engs­ter Freund etwas über die Freund­schaft.“
Mar­cus Tul­li­us Cice­ro: Lae­li­us de amicitia, Kapi­tel 5.

Ein Son­der­fall ist hier die …

Figura etymologica

Die­se ist gege­ben, wenn die wie­der­hol­ten Wör­ter ver­bun­den sind und unter­schied­li­chen Wort­ar­ten ange­hö­ren. Das kann bei­spiels­wei­se eine Ver­bin­dung von einem Sub­stan­tiv und einem Verb sein, die den­sel­ben Wort­stamm haben.

Bei­spiel:

„Du lie­bes Kind, komm‘, geh‘ mit mir!
Gar schö­ne Spie­le spiel ich mit dir; …“
Johann Wolf­gang Goe­the: Erl­kö­nig.

Der Effekt, den ein Polyp­to­ton erzielt, lässt sich zusam­men­fas­sen als: Dop­pelt hält bes­ser. Es wird etwas bekräf­tigt, einer Aus­sa­ge Nach­druck ver­lie­hen und, wenn rich­tig gehand­habt, hat ein Polyp­to­ton auch eine spie­le­ri­sche Wirkung.

Noch spie­le­ri­scher wird es mit der …

Diaphora und Paronomasie

Diaphora

Bei der Dia­pho­ra han­delt es sich um Klang­wie­der­ho­lun­gen durch Hom­ony­me und manch­mal auch Homo­pho­ne.

Hom­ony­me sind Wör­ter, die gleich geschrie­ben wer­den, aber eine unter­schied­li­che Bedeu­tung haben. Wenn wir zum Bei­spiel sagen:

Wenn hin­ter Flie­gen Flie­gen flie­gen, flie­gen Flie­gen Flie­gen nach.

Dann haben wir die Flie­ge im Sin­ne von „Insekt“ und „flie­gen“ als Verb.

Homo­pho­ne hin­ge­gen sind Wör­ter, die gleich oder ähn­lich klin­gen (und unter­schied­lich geschrie­ben wer­den), aber eben­falls eine unter­schied­li­che Bedeu­tung haben.

Bei­spiel:

Wenn ich ’nen See seh‘, brauch ich kein Meer mehr.

Paronomasie

Die Paro­no­ma­sie ist ein ähn­li­ches Phä­no­men: Auch sie ver­bin­det Hom­ony­me oder Homo­pho­ne.

Bei­spie­le:

  • Lie­ber arm dran als Arm ab.
  • Wer ras­tet, der ros­tet.

An die­sen Bei­spie­len sieht man, dass die Hom­ony­me bzw. Homo­pho­ne sehr bewusst aus­ge­wählt wur­den: Die Ver­bin­dung der gleich klin­gen­den Wör­ter lässt die Aus­sa­ge ins­ge­samt noch prä­gnan­ter wirken.

Und auch die Paro­no­ma­sie hat einen Son­der­fall, näm­lich die uns bereits bekann­te Figu­ra ety­mo­lo­gi­ca. Der Unter­schied ist hier­bei, dass bei der Figu­ra ety­mo­lo­gi­ca bei­de Wör­ter den­sel­ben Stamm haben. Im bereits ange­spro­che­nen Bei­spiel haben „Spiel“ und „spie­len“ den­sel­ben Ursprung. „Arm“ im Sin­ne von „wenig Geld“ und „Arm“ im Sin­ne von „Kör­per­teil“ hin­ge­gen haben rein gar nichts mit­ein­an­der zu tun. Dass die bei­den Wör­ter gleich klin­gen, ist rei­ner Zufall.

Im Zusam­men­hang mit der Paro­no­ma­sie gibt es noch ein wei­te­res inter­es­san­tes Phä­no­men – und es trägt den Namen …

Paronomastischer Intensitätsgenitiv

Die­ser ist gege­ben, wenn ein Wort im Geni­tiv Plu­ral wie­der­holt wird.

Bei­spie­le:

  • König der Köni­ge
  • Spiel der Spie­le

Das ist eine durch­aus sehr belieb­te Spie­le­rei – vor allem, wenn es um Buch- und Film­ti­tel geht.

Parallelismus und Chiasmus

Die­se bei­den zei­gen, dass man auch Satz­glie­der wie­der­ho­len kann.

Paralleleismus

Hier haben zwei oder mehr (Teil-)Sätze die­sel­be Abfol­ge von Satz­glie­dern.

Bei­spiel:

Sie hören weit, sie sehen fern.“
Erich Käst­ner: Die Ent­wick­lung der Mensch­heit.

Chiasmus

Hier hin­ge­gen hat der zwei­te (Teil-)Satz eine spie­gel­ver­kehr­te Abfol­ge von Satz­glie­dern.

Bei­spiel:

„Ach Gott! die Kunst ist lang! /​ Und kurz ist unser Leben.“
Johann Wolf­gang Goe­the: Faust I, V. 558f.

Wäh­rend wir beim Par­al­le­lis­mus-Bei­spiel das Sub­jekt in bei­den Teil­sät­zen an ers­ter Stel­le hat­ten, haben wir das Sub­jekt in die­sem Bei­spiel zuerst an ers­ter und dann an letz­ter Stelle.

Eine Son­der­form des Chi­as­mus ist die …

Epanodos

Hier wer­den näm­lich nicht nur die Satz­glie­der gespie­gelt, son­dern auch die Wör­ter, die sich in die­sen Satz­glie­dern befinden.

Bei­spiel:

„Wer nicht kann, was er will, der wol­le, was er kann.“
Apho­ris­mus von Leo­nar­do da Vinci.

Tautologie und Pleonasmus

Tautologie

Sie ist eine inhalt­li­che Wie­der­ho­lung, bei­spiels­wei­se durch Syn­ony­me oder glei­che Wörter:

  • nie und nim­mer
  • Geschäft ist Geschäft

Pleonasmus

Hier hin­ge­gen wer­den ganz ver­schie­de­ne Wör­ter gebraucht, die aber trotz­dem die­sel­be Bedeu­tung impli­zie­ren:

  • run­de Kugel
    (Eine Kugel ist immer rund!)
  • Gra­tis-Geschenk
    (Ein Geschenk ist immer gratis!)

Wie die meis­ten ande­ren For­men der Wie­der­ho­lung auch, sor­gen die Tau­to­lo­gie und der Pleo­nas­mus für eine Ver­stär­kung des Gesag­ten: Eine run­de Kugel fühlt sich beim Lesen „run­der“ an als eine „nor­ma­le“ Kugel.

Ansons­ten eig­nen sich die Tau­to­lo­gie und der Pleo­nas­mus wun­der­bar dazu, einen Text aus­zu­schmü­cken und Atmo­sphä­re auf­zu­bau­en. Es wer­den zwar vie­le schein­bar über­flüs­si­ge Wör­ter gebraucht. – Aber Wör­ter haben nicht nur eine „inhalt­li­che“ (deno­ta­ti­ve) Bedeu­tung, son­dern auch eine kon­no­ta­ti­ve. Und die­se kon­no­ta­ti­ve Bedeu­tung ist in der Regel mit Emo­tio­nen verbunden.

Abschließende Hinweise

Die in die­sem Arti­kel auf­ge­lis­te­ten Arten von Wie­der­ho­lung kann man natür­lich noch wei­ter in Unter­ar­ten auf­glie­dern. Aber das trägt zum Grund­ver­ständ­nis und Über­blick nicht mehr viel bei. Des­we­gen habe ich sie weggelassen.

Außer­dem gilt: Vor­sicht Stil­blü­ten! Schlech­te Stil­krea­tio­nen kön­nen zwar aus allen Stil­mit­teln her­aus ent­ste­hen, aber nach mei­nem sub­jek­ti­ven Emp­fin­den ist die Gefahr bei den in die­sem Arti­kel auf­ge­lis­te­ten Stil­mit­teln beson­ders groß.

Und schließ­lich natür­lich tre­ten ver­schie­de­ne Arten von Wie­der­ho­lung oft in Kom­bi­na­tio­nen auf. Zum Bei­spiel sieht man häu­fig einen Par­al­le­lis­mus zusam­men mit einer Ana­pher, sodass die (Teil-)Sätze nicht nur die­sel­be Struk­tur haben, son­dern auch mit dem­sel­ben Wort beginnen.

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