Figu­ren­ana­lyse von Prinz Zuko (Avatar – Der Herr der Ele­mente)

Figu­ren­ana­lyse von Prinz Zuko (Avatar – Der Herr der Ele­mente)

Die beste Figu­ren­ent­wick­lung der Fern­seh­ge­schichte? So wird zumin­dest der Wer­de­gang von Prinz Zuko in Avatar – Der Herr der Ele­mente oft bezeichnet. Was können wir also davon lernen, um selbst kom­plexe Figuren zu erschaffen? – Ana­ly­sieren wir Zuko doch mal!

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Avatar - nicht das Avatar mit den blauen India­nern! … Avatar – Der Herr der Ele­mente ist nicht ein­fach nur eine Zei­chen­trick­serie. Die Story hier ist kom­plex und mit Tief­gang, lie­fert gute Unter­hal­tung und mit Prinz Zuko ent­hält sie auch etwas, das viele als die beste Figu­ren­ent­wick­lung der Fern­seh­ge­schichte bezeichnen.

Ernst­haft … So toll die Serie ins­ge­samt auch ist: Wenn man dar­über spricht, ist irgendwie die Hälfte der Zeit über nur von Zuko die Rede. Der Prot­ago­nist ist Aang und er ist durchaus inter­es­sant und sym­pa­thisch, aber trotzdem heißt es überall: Zuko, Zuko, Zuko …

Er ist gefühlt jeder­manns Lieb­lings­figur, ein abso­luter Fan­girl-Schwarm und seit ich selbst mir die Serie vor­ge­knöpft habe, um zu ver­stehen, warum sie so gehyped wird: Zuko, Zuko, Zuko!

Offenbar haben die Autoren der Serie mit Zuko vieles sehr richtig gemacht.

Und des­wegen wollen wir heute von dieser besten Figu­ren­ent­wick­lung der Fern­seh­ge­schichte lernen.

Avatar: Worum geht es?

Die Welt in Avatar ist in vier Nationen auf­ge­teilt: das Erd­kö­nigkreich, die Was­ser­stämme, die Luft­no­maden und die Feu­er­na­tion. In jeder der Nationen kommt ein Teil der Bevöl­ke­rung mit der Fähig­keit zur Welt, das Ele­ment der eigenen Nation zu „bän­digen“, d.h. zu kon­trol­lieren.

Dabei kann nur ein ein­ziger Bän­diger auch andere Ele­mente als das eigene kon­trol­lieren lernen: der Avatar. Dieser wird in den ein­zelnen Ele­menten nach­ein­ander wie­der­ge­boren und soll die Welt im Gleich­ge­wicht halten.

Eines Tages ist der Avatar aber spurlos ver­schwunden und die Feu­er­na­tion star­tete einen Erobe­rungs­feldzug. Hun­dert Jahre später hat sie einen großen Teil der Welt unter­worfen und im Erd­kö­nig­reich Kolo­nien gegründet. – Da ent­de­cken die Was­ser­bän­di­gerin Katara und ihr Bruder Sokka einen Jungen im Eis­berg. Dieser ist Avatar Aang, der hun­dert Jahre im Eis kon­ser­viert war. Nach dem Genozid an den Luft­no­maden durch die Feu­er­na­tion ist der der letzte Luft­bän­diger. Nun muss er lernen, die anderen Ele­mente zu beherr­schen, um die Welt wieder ins Gleich­ge­wicht zu bringen. Im Ver­lauf der drei Staf­feln der Serie tut er genau das und erlebt dabei viele Aben­teuer.

Und genau hier kommt Zuko ins Spiel …

Zuko: Figur und Prä­sen­ta­tion

Prinz Zuko ist der Sohn des Feu­er­lords Ozai und damit der Kron­prinz der Feu­er­na­tion. Theo­re­tisch. Denn sein Vater kann ihn nicht leiden und hat ihn ver­bannt – im zarten Alter von nur 13 Jahren. Um „seine Ehre wie­der­her­zu­stellen“, d.h. von seinem Vater akzep­tiert zu werden und nach Hause zurück­kehren zu dürfen, muss er den Avatar fangen. Wenn man bedenkt, dass bereits sein Vater, sein Groß­vater und sein Urgroß­vater den Avatar nicht hatten finden können, wird schnell klar, dass Ozai Zuko diese Mis­sion nur auf­ge­tragen hat, um ihn lang­fristig los­zu­werden.

Die Gründe, warum Ozai Zuko so wenig leiden kann, werden im Ver­lauf der Serie erläu­tert: Zuko ist ihm als Feu­er­bän­diger ein­fach nicht begabt genug. Er ist gut darin, weil er viel trai­niert hat, aber er ist kein Wun­der­kind. – Das ist näm­lich seine kleine Schwester Azula, die von Ozai des­wegen klar bevor­zugt wird.

Wäh­rend Ozai Zuko also als Ent­täu­schung ansieht, will Zuko die Liebe und Aner­ken­nung seines Vaters erlangen und erweist sich als äußerst hart­nä­ckiger Ver­folger des Avatar. Im Ver­lauf der Geschichte wird der Prinz jedoch zu einem Flücht­ling, macht viele schwere Erfah­rungen und sam­melt Zuschau­er­sym­pa­thien, ändert seine Ansichten und schließt sich am Ende dem Avatar an, um seinen Vater zu Fall zu bringen.

Schauen wir uns diesen Pro­zess am besten Staffel für Staffel an:

Staffel 1: Der schwan­kende Ant­ago­nist

Im Ver­lauf der ersten Staffel ist Zuko ein klarer Feind des Avatar und seiner Freunde. Er ist der erste Gegner, dem sie begegnen, er ver­folgt sie, brennt Dörfer nieder und ist fast unun­ter­bro­chen wütend. Den­noch wird bereits hier ange­deutet, dass er kein platter Böse­wicht ist, son­dern eine kom­plexe Figur.

Zu Beginn der Serie ist Zuko schon fast drei Jahre auf der Suche nach dem Avatar und damit 16 Jahre alt. Er gibt sich sehr stolz und auto­ritär, sogar gegen­über seinem Onkel Iroh, der sein Mentor und gewis­ser­maßen auch Vater­er­satz ist. Über seine Moti­va­tion erfahren wir schon in der ersten Folge, dass ihm „Ehre“ sehr wichtig ist.

In Folge 3 kann er sogar bereits erste Sym­pa­thie­punkte sam­meln, als er seinem spä­teren Rivalen Zhao begegnet. Aus dieser Begeg­nung wird deut­lich, dass Zuko trotz seiner könig­li­chen Abstam­mung ein Underdog mit ver­letztem Stolz ist, denn Zhao hebt Zukos Ver­ban­nung klar hervor und belei­digt ihn auch per­sön­lich. Zuko for­dert Zhao zu einem Agni Kai, einem Feu­er­duell, heraus und besiegt ihn. Und obwohl ein Agni Kai eigent­lich ein Kampf auf Leben und Tod ist, ver­schont er seinen Gegner und lässt erst­mals seine tief ver­gra­bene weiche Natur durch­blitzen. Statt Dank­bar­keit wirft Zhao ihm aber wei­tere Belei­di­gungen an den Kopf und will ihn sogar von hinten angreifen. Onkel Iroh geht aller­dings dazwi­schen und betont, dass Zuko ehren­hafter ist als Zhao. Diese Bemer­kung ent­lockt Zuko schließ­lich sein erstes Lächeln inner­halb der Serie.

Die dritte Epi­sode ist auch des­halb wichtig, weil hier erst­mals deut­lich wird, dass Zukos Loya­lität gegen­über der Feu­er­na­tion - bei all seinem Pochen auf „Ehre“ - eher schwan­kend ist. Er will bewusst ver­heim­li­chen, dass er den Avatar gefunden hat, obwohl dieser die letzte ernst­hafte Bedro­hung für die Feu­er­na­tion dar­stellt. Damit stellt Zuko schon hier seine per­sön­li­chen Inter­essen, näm­lich den Avatar selbst ein­zu­fangen und seinem Vater zu bringen, über die Inter­essen der Feu­er­na­tion, näm­lich den Avatar so schnell wie mög­lich gefangen zu nehmen.

Diese beiden Aspekte seiner Per­sön­lich­keit, sein wei­cher Kern und seine schwan­kende Loya­lität gegen­über der Feu­er­na­tion, werden im wei­teren Ver­lauf der ersten Staffel noch weiter aus­ge­baut:

  • Der weiche Kern wird deut­lich in Folge 7, als er sich ent­scheidet seinen Onkel zu retten, statt den Avatar zu ver­folgen.
    In Folge 12 erfahren wir außerdem, dass dieser weiche Kern der Grund für seine Ver­ban­nung war: Er hatte sich beim Kriegsrat seines Vaters unauf­ge­for­dert gegen den grau­samen Plan eines Gene­rals aus­ge­spro­chen. Sein Vater wer­tete es als feh­lenden Respekt und for­derte Zuko zu einem Agni Kai heraus. Als Zuko sich wei­gerte gegen seinen Vater zu kämpfen, ver­brannte Ozai die Hälfte seines Gesichts und ver­bannte ihn. Es wird also klar, warum Zuko so ver­bit­tert ist. Und obwohl er mit seinen Unter­ge­benen und seinem Onkel in der Regel ziem­lich schlecht umgeht, rettet er in dieser Folge außerdem das Leben eines seiner Sol­daten und ent­schul­digt sich bei Iroh.
    In Folge 18 wird die tiefe Bezie­hung zwi­schen Zuko und seinem Onkel erneut beleuchtet und in Folge 19 gibt es eine rüh­rende Abschieds­szene, in der Onkel Iroh Zuko gesteht, dass er seit dem Tod seines eigenen Sohnes für ihn väter­liche Gefühle emp­findet. Obwohl Zuko seine Emo­tionen zurück­hält, wird klar, dass auch Zuko Iroh als Ersatz­vater betrachtet.
    In Folge 20 schließ­lich, dem Staf­fel­fi­nale, spricht Zuko selbst über seine schwie­rige Fami­li­en­si­tua­tion und bietet seinem Feind Zhao, der in Folge 18 erst einen Mord­an­schlag auf ihn orga­ni­siert hat, in der Not eine hel­fende Hand an.
  • Zukos schwan­kende Loya­lität gegen­über der Feu­er­na­tion wird vor allem in Folge 13 deut­lich, als Aang von Zhao gefangen genommen wird. Weil der Avatar Zukos ein­zige Hoff­nung ist, wieder nach Hause zurück­kehren zu dürfen, ver­kleidet er sich als der Blaue Geist und befreit Aang.
    Im Staf­fel­fi­nale, in dem die Flotte der Feu­er­na­tion den Nörd­li­chen Was­ser­stamm angreift, um den Avatar gefangen zu nehmen, mischt Zuko als dritte Partei im Kon­flikt heim­lich mit und will Aang ent­führen, bevor er Zhao in die Hände fällt.

Damit halten wir für Staffel 1 fest:

Obwohl Zuko in vielen Folgen ein­fach nur als wie­der­keh­render Ant­ago­nist fun­giert, wird deut­lich, dass er mehr ist als ein­fach nur ein Hand­langer der Feu­er­na­tion. Er kann bereits hier erste Sym­pa­thie­punkte sam­meln und es wird sogar sein spä­terer Wechsel zu Team Avatar ange­deutet: In Folge 13 arbeitet er mit Aang zusammen, um aus Zhaos Fes­tung zu ent­kommen, und Aang bietet ihm schon da Freund­schaft an. Im Staf­fel­fi­nale retten Aang und seine Freunde dem bewusst­losen Zuko das Leben. Die Wei­chen für Zukos Sei­ten­wechsel wurden also schon sehr früh gestellt.

Staffel 2: Der sym­pa­thi­sche Anti­held

Richtig inter­es­sant wird sein Arc jedoch erst in Staffel 2, wo er seinen Ant­ago­nis­ten­status ver­liert und mehr zum Prot­ago­nisten einer Par­al­lel­hand­lung wird. Wäh­rend Aang und seine Freunde durch das Erd­kö­nig­reich ziehen und jemanden suchen, der Aang das Erd­bän­digen bei­bringen könnte, sind Zuko und Iroh auf der Flucht. Nach ihrer Ein­mi­schung im Finale von Staffel 1 wurden sie von Feu­er­lord Ozai zu Kri­mi­nellen erklärt und werden von Zukos Schwester Azula ver­folgt. Doch als Ange­hö­rige der Feu­er­na­tion und Feu­er­bän­diger noch dazu sind sie auch im Erd­kö­nig­reich nicht sicher. Des­wegen reisen sie inko­gnito.

Der stolze Prinz Zuko hat jetzt nur noch seinen Onkel. Er hat keine Unter­ge­benen mehr, keinen Status, kein Geld. Er und Iroh über­leben in der Wildnis, wie sie können, lassen sich von Zivi­listen des Erd­kö­nig­rei­ches aus­helfen und bet­teln not­falls auch. Zuko kann das nicht ertragen. Daher lässt er den Blauen Geist wieder auf­leben und beginnt zu plün­dern.

Wäh­rend dieser Zeit sieht er aber auch das Leid, das die Feu­er­na­tion über die anderen Völker gebracht hat. Sein Mit­ge­fühl drückt sich dabei situativ unter­schied­lich aus. Mal ver­zichtet er darauf, eine Familie von Flücht­lingen zu über­fallen, obwohl er gerade am Ver­hun­gern ist, mal beschützt er Zivi­listen vor Sol­daten, die ihre Macht miss­brau­chen. Doch einen festen Platz scheint es für ihn in der Welt nicht mehr zu geben.

In Folge 7 werden seine Erleb­nisse dabei von Flash­backs in die Zeit seiner Kind­heit unter­bro­chen und der Zuschauer erfährt von der gut­her­zigen Natur seiner Mutter. Als sein Vater jedoch an die Macht kommen will, obwohl er nur der Zweit­ge­bo­rene des dama­ligen Feu­er­lords Azulon ist, schwebt Zuko in Lebens­ge­fahr. Seine Mutter opfert sich für ihn und ver­schwindet spurlos. Zuko, damals ein lieber, sen­si­bler Junge, bleibt allein in der Gesell­schaft seines grau­samen Vaters und seiner ver­rückten Schwester zurück.

Von seiner eigenen Nation ver­folgt, für alle anderen ein Feind, scheint er vom Avatar nicht mehr so sehr besessen zu sein: In Folge 8 ver­bündet er sich kurz­zeitig mit Aang gegen seine Schwester. Und als sein Onkel Iroh dabei ver­wundet wird, ver­scheucht er Aang und seine Freunde sogar.

Nachdem Zuko Iroh wieder gesund­ge­pflegt hat, machen die beiden sich auf nach Ba Sing Se, die Haupt­stadt des Erd­kö­nig­rei­ches, und beginnen dort ein neues Leben. Sie bekommen Jobs in einem Tee­laden, die Zuko zunächst als demü­ti­gend emp­findet. Sein Onkel hin­gegen macht mit seinen Tee­mach­künsten Kar­riere und eröffnet sogar seinen eigenen Tee­laden.

Zur selben Zeit sind aber auch Aang uns seine Freunde in der Stadt. Aangs Him­mels­bison Appa wurde ent­führt und die Gruppe sucht nach ihm. Der mit seinen Lebens­um­ständen nach wie vor über­for­derte Zuko sieht hier eine Chance, wird noch einmal zum Blauen Geist und macht Appa aus­findig. Bevor er ihn jedoch sei­ner­seits ent­führen kann, ermahnt ihn sein Onkel, sich end­lich von seinem Vater zu lösen und seine eigenen Werte und Ziele zu defi­nieren. Dar­aufhin lässt Zuko Appa frei. Dafür legt Appa später, in der dritten Staffel, als Zuko sich Team Avatar anschließen will, ein gutes Wort für ihn ein.

Diese Ent­schei­dung ist jedoch in so starkem Gegen­satz zu dem, wie Zuko bisher gelebt hat, dass er in eine Krise rutscht und sogar kör­per­lich krank wird. Nach seiner Gene­sung in Folge 19 wirkt er ver­än­dert, unge­wohnt fried­lich und genießt sein beschei­denes Leben. Mehr noch, als er in Folge 20 letzt­end­lich doch in Azulas Gefan­gen­schaft gerät, freundet er sich dort mit Katara aus Team Avatar an.

Nach all den Trau­mata und Meta­mor­phosen, die Zuko im Ver­lauf der zweiten Staffel erlebt hat, scheint einem Sei­ten­wechsel nichts mehr im Wege zu stehen. Der Zuschauer kennt den wei­chen, sen­si­blen Kern unter der arro­ganten und jäh­zor­nigen Schale, er weiß, warum Zuko so ist, wie er ist, er fühlt mit ihm mit und wünscht sich für ihn ein Happy End. Außerdem hat sich im Ver­lauf der zweiten Staffel auch Zukos Cha­rakter zum Bes­seren gewan­delt: Hat er in Staffel 1 noch alles und jeden ange­schnauzt, ist der Zuko in Staffel 2 selbst­be­herrschter, rück­sichts­voller und sogar etwas heroi­scher.

Und dann kommt im Staf­fel­fi­nale der Schock: Als Azula Zuko die Rück­kehr in die Feu­er­na­tion und die Aner­ken­nung seines Vaters anbietet und damit die Erfül­lung seiner sehn­lichsten Wün­sche im Ver­lauf von zwei Staf­feln, schlägt er sich auf ihre Seite und kämpft gegen Aang und seine Freunde. Er und Azula sind sieg­reich, Aang ist scheinbar tot und Zuko darf, wie ver­spro­chen, zurück­kehren. Dabei quält er sich jedoch mit dem Gedanken, seinen Onkel, der mitt­ler­weile ein Ver­bün­deter des Avatar ist, ver­raten zu haben.

Staffel 3: Der strah­lende Held

Dieser innere Kon­flikt ist die Grund­lage für seinen abso­luten Tief­punkt in der ganzen Serie. In Staffel 3 kehrt Zuko als Held in die Feu­er­na­tion zurück und bekommt end­lich die lang­ersehnte Liebe seines Vaters. Anders als zu Beginn von Staffel 2, hat er jetzt alles, was er sich je gewünscht hat, und ist den­noch unglück­li­cher als je zuvor. Er ist wütend auf sich selbst, hat Angst, dass Aang noch am Leben sein könnte, und als er in seiner Ver­zweif­lung Onkel Iroh im Gefängnis besucht, dreht der ihm den Rücken zu.

Langsam deutet sich aber auch ein Umdenken an: In Folge 6 erfährt Zuko, dass er müt­ter­li­cher­seits der Urenkel von Aangs vor­he­riger Inkar­na­tion, Avatar Roku, ist. In Folge 9 darf er beim Kriegsrat zur Rechten seiner Vaters sitzen und ist äußer­lich der per­fekte Prinz, doch später gibt er zu, dass er dabei nicht er selbst war. Wäh­rend eines Angriffs durch Aang und seine Ver­bün­deten packt er schließ­lich seine Sachen und stellt sich seinem Vater. Er ver­ur­teilt, was Ozai ihm alles angetan hat, bezeichnet die Ver­ban­nung aber das das Beste, was ihm hätte pas­sieren können.

Wäh­rend Aang und seine Ver­bün­deten eine erneute Nie­der­lage erleiden, will Zuko seinen Onkel aus dem Gefängtnis befreien. Doch der ist mitt­ler­weile selbst aus­ge­bro­chen und spurlos ver­schwunden. Des­wegen ver­folgt Zuko den flie­henden Avatar und seine Freunde allein.

Als Zuko Aang anbietet, ihm das Feu­er­bän­digen bei­zu­bringen, wird er zunächst zurück­ge­wiesen, doch nach einigem Hin und Her schließ­lich zäh­ne­knir­schend auf­ge­nommen. In den dar­auf­fol­genden Epi­soden steht er Aang und seinen Freunden zur Seite und gewinnt nach und nach ihr Ver­trauen.

Als Ozai im Staffel- und Seri­en­fi­nale einen ver­nich­tenden Angriff gegen das Erd­kö­nig­reich startet, findet Zuko seinen Onkel wieder und ver­trägt sich mit ihm. Dar­aufhin schlägt Iroh vor, dass Zuko nach Ozais Nie­der­lage der neue Feu­er­lord werden soll.

Wäh­rend der finalen Schlacht kämpft Zuko zusammen mit Katara gegen Azula, wird dabei jedoch töd­lich ver­wundet, als er sich selbstlos vor Katara wirft. Nach dem Sieg über Azula wird er jedoch von Katara geheilt und die Serie endet mit seiner Krö­nung zum neuen Feu­er­lord, bei der er eine Ära des Frie­dens ankün­digt.

Aus dem ursprüng­li­chen Ant­ago­nisten ist nach einer Reihe von Höhen und Tiefen also end­lich ein strah­lender Held geworden, der einen wich­tigen Bei­trag zur Ret­tung der Welt geleistet hat.

Viel­schich­tig­keit und Viel­ge­sich­tig­keit

Das war jetzt eine knappe Zusam­men­fas­sung von Zukos Wer­de­gang im Ver­lauf der Serie. Wir können also nun einen knappen Bogen aus­füllen:

  • Sein Ziel ist, seine Ehre wie­der­her­zu­stellen. Am Anfang ver­steht er dar­unter Aner­ken­nung seines Vaters. Doch zum Ende hin erkennt er, dass er seine eigene Ehre wie­der­her­stellen kann, indem er nach seinen eigenen Vor­stel­lungen lebt.
  • Seine psy­cho­lo­gi­sche Schwäche ist somit, dass er sich den Werten seines Vaters beugt. Seine mora­li­sche Schwäche ist, dass er diese Werte auch anderen gegen­über rück­sichtslos durch­setzt oder es zumin­dest ver­sucht.
  • Sein psy­cho­lo­gi­sches Bedürfnis ist, nach seinen eigenen Werten zu leben. Sein mora­li­sches Bedürfnis ist, dem Avatar bei der Ret­tung der Welt zu helfen.

Hier wir merken aber schnell, dass dieser Bogen, der für viele andere Figuren wun­derbar funk­tio­niert, Zuko nicht wirk­lich gerecht wird. An ihm ist viel mehr dran als eine sorg­fäl­tige Her­aus­ar­bei­tung. Denn:

Sein abwechs­lungs­rei­cher Arc bringt sehr unter­schied­liche Facetten seiner Per­sön­lich­keit zum Vor­schein.

Zuko ist ein stolzer Prinz. Ein ver­zwei­felter Junge, der ein­fach nur nach Hause will. Das Pro­dukt einer auto­ri­tären und grau­samen Erzie­hung. Eine liebe, für­sorg­liche Seele. Ein fähiger Krieger. Ein Flücht­ling und ein Bettler. Ein Räuber. Ein ver­un­si­cherter Teen­ager. Jemand, der nie auf­gibt. Ein etwas unge­schickter Flirt- und Bezie­hungs­partner. Ein Egoist. Ein selbst­loser Freund. … Und das alles sehr har­mo­nisch und logisch in einer ein­zigen Figur ver­eint.

Dass diese zwie­bel­hafte Viel­schich­tig­keit funk­tio­niert, liegt zum einen daran, dass er immer wieder in Situa­tionen gerät, die unter­schied­li­cher kaum sein könnten, und jede Situa­tion eine neue „Schicht“ bzw. Facette auf­deckt. Zum anderen wird diese Viel­schich­tig­keit auch von seiner buch­stäb­li­chen Viel­ge­sich­tig­keit unter­malt:

  • So teilt bei­spiels­weise schon seine Narbe sein Gesicht in zwei Hälften.
  • Hinzu kommen der Blaue Geist als sein Alter Ego und sein Deck­name Lee.
  • Und nicht zuletzt erlebt kaum eine andere Frisur in der Serie einen so starken Wandel wie die von Zuko.

Spie­gel­bild des Avatar

Die Viel­ge­sich­tig­keit bekommt außerdem noch eine viel grö­ßere Dimen­sion, wenn man bedenkt, dass sein Arc den des Prot­ago­nisten spie­gelt:

  • Da sind auf der einen Seite Folgen, in denen die Par­al­lelen offen­sicht­lich sind: In Staffel 1 ist das bei­spiels­weise Folge 12, in der die Hin­ter­grund­ge­schichten von Aang und Zuko par­allel zuein­ander prä­sen­tiert werden. Ein Bei­spiel in Staffel 2 ist Folge 9, in der Aang und Zuko beide Schwie­rig­keiten haben, eine neue Technik zu lernen. Und ein Bei­spiel aus Staffel 3 ist Folge 6, wo Aang und Zuko aus unter­schied­li­chen Quellen, aber par­allel zuein­ander die Geschichte von Avatar Roku und Feu­er­lord Sozin erfahren.
  • Aller­dings gibt es auch viele sub­ti­lere Ver­knüp­fungen, so bei­spiels­weise in der ersten Folge der dritten Staffel, als Aang in nahezu zuko­hafter Manier davon redet, nach der Nie­der­lage in Ba Sing Se seine Ehre wie­der­her­stellen zu müssen. Zuko wird wäh­rend­dessen von der Feu­er­na­tion wie ein Held emp­fangen und seine Ehre scheint wie­der­her­ge­stellt, doch ihm selbst und dem Zuschauer ist klar, dass diese Ehre nur ober­fläch­lich ist.

Diese Spie­ge­lung des Avatar ist im Übrigen auch sehr gut mit der Geschichte ver­knüpft, weil Zuko ja der Urenkel von Aangs frü­herer Inkar­na­tion ist. Nach hun­dert Jahren ist er der erste Ange­hö­rige der Feu­er­na­tion, der ihn findet. Und kein anderes Leben wird durch das Auf­tau­chen des Avatar so ver­än­dert wie das seine. Sein Schicksal ist sehr eng an das von Aang gekop­pelt. Man könnte sogar sagen:

Aang mag der eigent­lich Aus­er­wählte sein, der die Welt retten soll. Aber Zuko, der Kron­prinz der Aggres­sor­na­tion, wurde „mit­aus­er­wählt“.

Und das ist ein zen­traler Punkt, denn Aangs Auf­gabe ist ja, die Har­monie wie­der­her­zu­stellen. Erst als er mit Zuko Freund­schaft geschlossen und von ihm das Feu­er­bän­digen gelernt hat, kann er sich Feu­er­lord Ozai wirk­lich stellen.

Zukos kom­plexer und span­nender Arc exis­tiert also nicht ein­fach um eines kom­plexen und span­nenden Cha­rak­ter­arcs willen. Er ist essen­ziell für den Plot und das zen­trale Kon­zept der Serie.

Alle lieben Zuko!

Fatal wäre es aller­dings gewesen, wenn Zuko bei den Zuschauern schlecht ange­kommen wäre. Doch das ist nicht pas­siert, denn Zuko scheint tat­säch­lich die all­ge­meine Lieb­lings­figur in der ganzen Serie zu sein.

Warum?

  • Allem voran ist er natür­lich, wie bereits gesagt, an sich eine sehr fas­zi­nie­rende Figur, deren Wer­de­gang man gespannt ver­folgt und über die man gerne nach­denkt.
  • Gleich­zeitig ist sein Innen­leben sehr nach­voll­ziehbar und man fühlt mit ihm mit.
  • Er ist auch eine gute Iden­ti­fi­ka­ti­ons­figur, denn er ist zwar im Grunde ein guter Mensch, aber nicht per­fekt. Er schei­tert, rap­pelt sich wieder auf und das ist ermu­ti­gend zu beob­achten.
  • Dabei ist er als cooler, intel­li­genter, bad­as­siger Krieger und Feu­er­bän­diger aber auch eine Power Fan­tasy.
  • Bei den weib­li­chen Fans spielen sicher­lich auch sein gutes Aus­sehen, sein mus­ku­löser Body und sein Status als eine Art dunkler Prinz eine Rolle.
  • Und nicht zuletzt hat er durch seine unfrei­willig komi­schen Wut­aus­brüche und seine in vielen spä­teren Szenen nied­lich unge­schickte Art einen hohen Unter­hal­tungs­faktor.

Ich kenne wirk­lich nicht viele Figuren, die so viele Beliebt­heits­fak­toren in sich ver­einen.

Fazit

Wir halten also fest:

Die Figur Zuko ist ein Meis­ter­werk für sich.

Er wurde sehr fein her­aus­ge­ar­beitet, ange­messen prä­sen­tiert und passt per­fekt in das Gesamt­kon­zept der Serie. Im Prinzip wurden hier alle Register gezogen, um eine kom­plexe und zugleich sym­pa­thi­sche Figur zu erschaffen.

Zuko ist so viel­schichtig wie ein realer Mensch und ist dabei immer noch ein funk­tio­nie­rendes Zahnrad im Gesamt­kunst­werk Avatar – Der Herr der Ele­mente.

2 Kommentare

  1. Ich… Liebe diesen Bei­trag, auch ich bin ein riesen Fan von ihm eben weil er so erwachsen wirken will aber dann doch plötz­lich hilflos und toll­pat­schig wirkt. Er ist wahr­lich ein Meis­ter­werk

    Anonym

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