Den Traum vom eigenen Buch haben viele. Und vielleicht hast Du ja sogar schon ein fertiges Manuskript. — Aber wie geht es jetzt weiter? Gehst Du zu einem Verlag? Zu einer Agentur? Probierst Du es mit Self-Publishing? Welche Möglichkeiten gibt es und was musst Du jeweils beachten? In diesem Artikel bekommst Du einen groben Allgemeinüberblick.
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Ein fertiges Manuskript ist ja schön und gut — aber was machst Du jetzt damit? Du willst doch, dass daraus ein richtiges Buch wird, das man in den Händen halten kann und das herrlich nach Druckerei riecht und/oder das man mit einem Klick kaufen und auf seinen E‑Reader laden kann. Du willst doch, dass nach all der Mühe, die Du Dir gemacht hast, auch finanziell etwas reinkommt. Und vor allem willst Du, dass es gelesen wird.
Wie stellst Du das also an? Gehst Du zu einem Verlag? Zu einer Agentur? Probierst Du es mit dem Self-Publishing? Oder gehst Du einen ganz eigenen Weg?
Wie Du weißt, komme ich ursprünglich aus der literaturwissenschaftlichen Ecke und mein Wissen kann sich nicht messen mit dem der Leute, die jahrelang im Verlagswesen, im Buchhandel oder in einer Agentur gearbeitet haben. Aber ich habe das ein oder andere Gespräch mit Experten hinter mir, ich gehe mit offenen Augen durch die Literaturwelt, habe beobachtet und recherchiert, einschlägige Literatur und Interviews konsumiert …
Und nun hoffe ich, Dir wenigstens einen groben Allgemeinüberblick bieten zu können, damit Du zu Themen und Begriffen, die für Dich relevant sind, selbst vertiefende Recherche betreiben kannst.
Legen wir also los!
Bittere Wahrheiten, die Du vor der Veröffentlichung Deines Buches schlucken solltest
Bevor es jedoch ans Eingemachte geht, möchte ich Dich mit einigen bitteren Wahrheiten konfrontieren, die Du vor der Veröffentlichung Deines Buches verinnerlichen solltest und an die teilweise auch der Veröffentlichungsprozess anknüpft:
- Niemand da draußen wartet auf Dein Buch. Mehr noch: Es werden heutzutage so viele Bücher veröffentlicht, dass ein Buch mehr oder weniger keinen Unterschied macht. Dein Buch ist Dir Dem Rest der Welt ist es egal.
- Potentielle Leser werden anhand von Äußerlichkeiten entscheiden, ob sie Dein Buch lesen oder nicht. Du kannst das beste Buch aller Zeiten geschrieben haben, aber wenn der Titel langweilig ist, der Klappentext nicht neugierig macht, das Cover Augenkrebs verursacht, der Text nicht angenehm formatiert ist, das Buch in den Online-Shops bzw. in den Buchläden unter anderen Titeln begraben liegt, Dein Marketing vorn und hinten nicht stimmt … Dann stehen die Chancen ziemlich schlecht, dass Dein Buch von irgendwem gelesen wird.
- Du wirst mit größter Wahrscheinlichkeit keinen Bestseller landen und auch nicht berühmt werden. Du wirst vom Schreiben allein vermutlich auch nicht leben können. Stell Dich also darauf ein, dass Du bis zur Rente in Deinem Brotjob feststecken wirst. Denn selbst Autoren, die theoretisch vom Schreiben leben, leben in Wirklichkeit meistens nicht nur von ihren Büchern, sondern verdienen auch an anderen Projekten, die an ihre Schreibtätigkeit geknüpft sind. Literatur ist eben eine Branche, in der viel mehr Idealismus als Geld steckt.
- Wenn Du nun aber Leser bekommst, dann zieh Dich warm an: Manche Leser werden Dein Buch abgrundtief hassen und dabei kein Blatt vor den Mund nehmen. Gerade im Internet haben die Leute wenig Hemmungen, spöttische, bissige, unqualifizierte, hochgradig subjektive und einfach nur unfaire Kritik zu hinterlassen. Du musst das aushalten können oder Dich von Rezensionen Deines Buches gänzlich fernhalten.
- Du bist kein Genie. Ja, wir alle wissen das und verstehen es zumindest mit dem Kopf. Doch tief in unserem Inneren gehen wir trotzdem gerne größenwahnsinnigen Fantasien nach. Gib’s zu: Du stellst Dir doch auch gerne vor, wie es wäre, wenn Dein Buch der Bestseller schlechthin werden und sämtliche Literaturpreise kassieren würde. Solche Fantasien sind wichtig, um uns beim Schreiben voranzutreiben, aber sie sorgen auch dafür, dass Enttäuschungen umso mehr wehtun. Genieße diese Fantasien ruhig, wir alle tun das, aber verliere nicht den Blick für die Realität.
Ein gut umgesetzter Veröffentlichungsprozess ist, wie bereits angedeutet, darauf ausgelegt, zumindest einige dieser bitteren Tatsachen etwas abzufedern:
Wenn niemand auf das Buch wartet, dann macht man es den potentiellen Lesern noch vor dem Erscheinen schmackhaft. Wenn Äußerlichkeiten so wichtig sind, dann sorgt man dafür, dass diese Äußerlichkeiten beim eigenen Buch möglichst perfekt umgesetzt sind. Wenn man von seinem Buch nicht reich werden wird, so kann man doch zumindest schauen, wie man möglichst viele Exemplare mit einer möglichst hohen Marge verkauft bekommt. Damit es nicht allzu viele böse Kritiken und Ein-Sterne-Bewertungen gibt, liefert man Qualität. Und auch wenn man kein Genie ist, so ist es durchaus realistisch, ein guter Autor zu sein und sich allmählich eine treue Fanbase aufzubauen.
Was bedeutet das also konkret? Was gibt es beim Veröffentlichen zu beachten?
Allgemeiner Ablauf einer Veröffentlichung
Es ist gar nicht mal so lange her, da waren Autoren auf den Segen der Verlagsprofis angewiesen. Heute scheint es viel einfacher zu laufen:
Grundsätzlich kannst Du einfach lieblos einen Text hinschluren und ihn unlektoriert und schlecht formatiert bei Amazon KDP reinhauen. Kostet nichts und ist schnell erledigt. Aber abgesehen davon, dass das Buch wohl nicht gut ankommen wird, ist Dein ganz persönliches Image als Autor im Eimer. Denn das Internet vergisst nie. Wenn Du also einmal solchen Mist abgeliefert hast, dann ist es gut möglich, dass Verlage später mit Dir nicht zusammenarbeiten wollen oder dass die Leser vor Deinen nachfolgenden Büchern Reißaus nehmen. Außerdem schadet eine solche Schmuddelveröffentlichung auch dem Ansehen von Self-Publischern ganz allgemein, weil dem Selbstverlag teilweise immer noch das Stigma von mangelnder Professionalität anhängt und Du es nur noch bestätigst. Unterm Strich schadest Du also nicht nur Dir selbst, sondern auch dem Markt.
Eine seriöse Veröffentlichung ist also auch heute nicht einfach. Und unabhängig davon, welchen Weg Du gehst, lässt sie sich grob in folgende Schritte aufteilen:
- Schreiben: Damit Du ein Buch veröffentlichen kannst, musst Du natürlich erst mal ein fertiges Manuskript haben. 😉
- Lektorat: Nachdem Du Deinen Entwurf geschrieben und überarbeitet hast, schickst Du ihn an einen Lektor. Der kennt sich mit Literatur aus und zerlegt Deinen Text professionell. Er achtet dabei auf so ziemlich alles von Plot, Logik, World-Building und Figuren bis hin zu Schreibstil und Grammatik. Aber natürlich kannst Du mit Deinem Lektor auch vereinbaren, dass er auf bestimmte Aspekte ganz besonders achtet oder nur diese Aspekte prüft. Je nach dem, was Du brauchst.
- Korrektorat: Sobald Dein Text mit Unterstützung des Lektors überarbeitet ist und am Inhalt nichts mehr verändert wird, müssen unbedingt noch einmal Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung durchgecheckt werden.
- Buchsatz: Wenn Du Dein Buch in gedruckter Form veröffentlichen möchtest, dann muss der Text sorgfältig gestaltet werden. Es geht darum, dass das Buch innen schön aussieht und angenehm zu lesen ist: Der Text muss ordentlich formatiert sein, die Silbentrennung muss stimmen, sogenannte Schusterjungen und Hurenkinder (nicht lachen, das sind Fachbegriffe!) gehören eliminiert … Beim E‑Book hat man deutlich weniger Aufwand, aber auch hier sollte man sichergehen, dass es auf allen gängigen E‑Readern möglichst lese- und benutzerfreundlich ist.
- Coverdesign: Das Äußere entscheidet häufig, ob potentielle Leser auf das Buch überhaupt aufmerksam werden. Es sollte klar kommunizieren und neugierig machen, es sollte die Trends des jeweiligen Genres und die Farbpsychologie beachten und es sollte auch als ganz kleines Thumbnail in einem Online-Shop noch gut aussehen und aussagekräftig sein.
- Druck, Marketing und Verkauf: Wenn vom Text bis zum Cover alles stimmt und blankpoliert ist, darf das Buch endlich an die Öffentlichkeit. Man stellt physische Exemplare her und/oder erstellt eine Datei zum Herunterladen, rührt die Werbetrommel und kassiert hoffentlich Geld.
Ablauf einer Veröffentlichung beim Verlag
Weil eine seriöse Veröffentlichung so anspruchsvoll ist, existieren Verlage. Sie kennen den Buchmarkt, sie wissen, was sie tun, und vor allem haben sie auch eine Reichweite. Besonders große Verlage können große Auflagen drucken und auch verkaufen. Damit erspart ein guter Verlag seinen Autoren jede Menge Kopfschmerzen, indem er ihnen vom Lektorat bis zum Verkauf die meiste Arbeit abnimmt.
Ein seriöser Verlag verlangt dabei kein Geld. Er zahlt dem Autor einen Vorschluss und später die Tantiemen, er gibt dem Autor Geld, aber er nimmt keins. Er verdient an den Buchverkäufen, nicht am Autor.
Sogenannte Druckkostenzuschussverlage sind da anders. In der Regel handelt es sich um Unternehmen, die leichtgläubigen Autoren schichtenweise Honig ums Maul schmieren und dann jede Menge Geld verlangen, damit das Buch gedruckt wird. Meistens ist das reine Abzocke: Der Autor blättert mehrere Tausend Euro hin, muss oft selbst eine bestimmte Menge Exemplare kaufen, bekommt kein Lektorat oder andere Leistungen und es gibt auch kein nennenswertes Marketing. — Es sei denn, man zahlt noch mehr Geld. Soll heißen: Wenn man sein Buch einfach bei Amazon KDP reinhaut, hat man deutlich weniger Kosten für deutlich mehr Leistung.
Daher gilt:
Finger weg von Druckkostenzuschussverlagen! Wenn ein Verlag von Dir Geld verlangt, dann lauf! Und wenn Du Dir nicht sicher bist, hier eine praktische Liste bekannter Zuschussverlage.
Zusammenarbeit mit einem seriösen Verlag
Weil ein seriöser Verlag kein Geld verlangt und dafür maximale Qualität liefert, ist er die beste Möglichkeit, wenn Du für die Veröffentlichung Deines Buches keinen Cent ausgeben willst. Doch solltest Du tatsächlich das seltene Glück haben, bei einem seriösen Verlag unterzukommen, musst Du Dich darauf einstellen, dass der Verlag Dir zwar jede Menge Kopfschmerzen erspart, aber nicht nach Deiner Pfeife tanzt:
- Zunächst erst mal dauert es bei einem Verlag locker ein bis zwei Jahre, bis ein Buch veröffentlicht ist. Die verschiedenen Abteilungen arbeiten in dieser Zeit eng zusammen, um aus Deinem Manuskript ein hochwertiges Produkt zu machen. Außerdem bist Du nicht der einzige Autor dieses Verlags. Deswegen dauert das Ganze so lange.
- Du solltest auch bedenken, dass der Verlag ein Unternehmen ist. Ja, in der Branche steckt nicht viel Geld und ohne eine gewisse Portion Idealismus und Liebe zur Literatur gäbe es vielleicht keine Verlage mehr. Aber ein Verlag muss auch wirtschaftlich denken und wenn er jede Menge Geld in Dein Manuskript investiert, dann will er Einnahmen machen. Das heißt: Er schaut, was sich gut verkauft, beobachtet die Trends und entscheidet über den Titel und das Cover des Buches und richtet auch das Marketing entsprechend aus. Und was der Verlag für sinnvoll hält, wird vielleicht nicht Deinem persönlichen Geschmack entsprechen.
- Heutzutage musst Du auch damit rechnen, dass Du einen Teil des Marketings übernehmen musst, indem Du zum Beispiel in den sozialen Medien aktiv bist. Ein Verlag hat nämlich zu jedem Buch, das er rausbringt, eine Schätzung, wie es sich verkaufen wird. Und die Bücher, die am meisten Erfolg versprechen, bekommen das größte Marketing-Budget. Es ist ja bereits schwierig, bei einem seriösen Verlag unterzukommen; dabei auch noch unter den Top-Neuheiten zu landen, ist noch schwieriger. Rechne also nicht damit, dass der Verlag all seine Ressourcen in Dein Buch stecken wird. Denn das wird er nicht. Er wird Dir helfen, aber Du musst auch selbst etwas tun.
Aber, wie gesagt, das alles gilt nur, wenn Du überhaupt das seltene Glück hast, bei einem seriösen Verlag unterzukommen. Wie stellst Du als also an?
Bei einem Verlag unterkommen
Ich habe zwar bereits angedeutet, dass es schwierig ist, aber um das mal zu illustrieren:
Ja, in einem Verlag werden die unverlangt eingesandten Manuskripte in der Regel durchaus gesichtet. Und es variiert definitiv von Verlag zu Verlag, wie viele davon tatsächlich angenommen werden. Aber der Durchschnitt dürfte sich ungefähr bei einem Manuskript pro Jahr bewegen. Ein Manuskript. Während täglich ein ganzer Stapel unverlangt eingesandter Manuskripte beim Verlag landet.
Soll also heißen:
Wenn Du Dein Manuskript direkt beim Verlag einreichst, gibt es durchaus eine Wahrscheinlichkeit, dass er Interesse hat. Aber diese Wahrscheinlichkeit ist mikroskopisch gering.
Das gilt vor allem für große, bekannte Verlage, die überproportional viele Einsendungen bekommen. Die Wahrscheinlichkeit auf einen Deal steigt aber, je kleiner der Verlag ist. Sogenannte Kleinverlage haben zwar nicht ansatzweise die Möglichkeiten eines S. Fischer Verlags oder einer Bastei Lübbe AG, aber sie bedienen oft sehr spezielle Nischen und werden auch nicht dermaßen mit Einsendungen überhäuft. Wenn Dein Buch also zur Nische eines Kleinverlags passt, dann ist das eine gute Alternative.
Wenn Einsendungen aber nicht der beste Weg sind, um bei einem Verlag unterzukommen — Was ist es dann?
Tatsächlich finden wohl die meisten Bücher über Kontakte ihre Verleger: über Messen, Buchpreise, Stipendien, Wettbewerbe oder auch einfach über persönliche Bekanntschaften. Weil kein Verlag der Welt die Kapazitäten hat, all die unverlangt eingesandten Manuskripte, die zum größten Teil Müll sind, mehr als nur flüchtig zu scannen auf der Suche nach Perlen, die auch noch verkaufstauglich sind, zum Verlagsprogramm passen und sich nicht mit anderen Publikationen des Verlags überschneiden, haben Verlage in der Regel einfach keine andere Wahl, als ihre Manuskripte aus Quellen zu beziehen, denen sie vertrauen.
Oder die die Filterarbeit schon für sie erledigt haben: Bühne frei für Agenturen!
Bei einer Agentur unterkommen
Wie auch Verleger sind Literaturagenten in der Regel idealistische Literaturliebhaber, die gute Bücher auf den Markt bringen wollen und häufig zusätzliche Services wie Lektorate anbieten. Aber die Hauptaufgabe eines Agenten besteht darin, Dein Buch zu möglichst guten Bedingungen bei einem Verlag unterzubringen. Und daran sollte die Qualität einer Agentur hauptsächlich gemessen werden:
Je mehr Geld eine Agentur für Dich rausschlagen kann, desto besser ist sie.
Gute Literaturagenten kennen die Buchbranche, haben Kontakte, kennen die Feinheiten des Geschäfts, verstehen sehr viel von Verträgen und sind immer auf Deiner Seite. Dafür kassieren Agenturen aber auch einen Prozentsatz Deiner Einnahmen. Was aber wiederum bedeutet, dass eine Agentur, die Dich unter Vertag genommen hat, sehr daran interessiert ist, dass Du möglichst viel Geld bekommst.
Allerdings muss Dein Manuskript auch hier zuerst unter den vielen Einsendungen herausstechen: Es muss markttauglich und qualitativ hochwertig sein. Denn wenn die Agentur keine Chancen sieht, es bei einem Verlag unterzubringen, wird sie es auch nicht annehmen.
Außerdem gelten bei Einsendungen bei Agenturen dieselben Regeln wie bei Einsendungen bei Verlagen. Diese wären:
- Dein Manuskript muss zur Spezialisierung der Agentur bzw. zum Verlagsprogramm passen. Wenn Du einen Thriller bei einer Agentur oder einem Verlag einreichst, die/der Kinderbücher als Schwerpunkt hat, wird Dein noch so tolles Manuskript automatisch abgelehnt.
- Informiere Dich, welche Unterlagen die Agentur bzw. der Verlag haben will und in welcher Form. Diese Informationen findest Du häufig auf den Websites der Agenturen bzw. Verlage. Und wenn es heißt, Du sollst nur eine bestimmte Seitenanzahl als Leseprobe einreichen, dann reichst Du nur diese bestimmte Seitenanzahl ein und nicht das gesamte Manuskript. Sofern es möglich ist, die Unterlagen auf dem Postweg einzureichen, siehst Du auch davon ab, irgendwelche Geschenke wie Schokolade beizulegen. Erfahrungsgemäß steigern solche Bestechungsversuche die Markttauglichkeit und Qualität Deines Manuskripts kein bisschen.
- Achte darauf, dass Deine Unterlagen ordentlich und übersichtlich sind und alle Informationen enthalten, die die Agentur bzw. der Verlag haben will. Auch Rechtschreibung und Grammatik sollten stimmen, denn sie sagen sehr viel über Deine Arbeitsweise und Disziplin und dadurch auch über Deine Tauglichkeit als Geschäftspartner aus.
- Und nicht zuletzt: Vor allem, wenn das Buch Dein Erstlingswerk ist, sollte das Manuskript bereits fertig sein. Wenn Dich da draußen in der Literaturwelt niemand kennt, dann wird sich auch niemand auf Dein Buch einlassen, das vielleicht irgendwann mal fertig ist. Entweder Du hast etwas, das Du sofort einreichen kannst, wenn die Agentur bzw. der Verlag das vollständige Manuskript anfordert, oder Du sendest Deine Unterlagen gar nicht erst ein.
So viel dazu von meiner Seite. Wenn Du es detaillierter haben möchtest, empfehle ich einige Videos von tollen YouTuberinnen, die viel ausführlicher auf dieses Thema eingehen:
- Serena Avanlea:
Exposé schreiben: Was du tun und was du lieber lassen solltest. 😬 — https://youtu.be/0wjkpNoNf_s - Annika Bühnemann von Vom Schreiben leben:
Wie schreibt man ein Exposé? — https://youtu.be/UxFLr8a1IuA - Susanne Pavlovic:
Wie schreibe ich ein Exposé? — https://youtu.be/PtLTWhgtHK4 - Alexa Donne:
Successful Query Letter Examples — https://youtu.be/bAKVM5tKg_E
In den USA scheint das Ganze etwas anders zu funktionieren und man sollte sich die Beispiele nicht direkt als Vorbilder nehmen, aber sie sind dennoch sehr inspirierend.
Und damit Du nicht das ganze Internet nach einer passenden Agentur durchsuchen musst, hier auch eine Liste deutschsprachiger Literaturagenturen.
Wie Self-Publishing funktioniert
Die Suche nach einem Verlag klingt aufwendig oder Du möchtest einfach unbegrenzte kreative Freiheit ausleben? Dann wäre Self-Publishing vielleicht etwas für Dich:
Vom Schreiben über Lektorat, Korrektorat, Buchsatz, Cover, Druck und Marketing bis hin zum Verkauf — Du hast vollkommene Narrenfreiheit, aber auch hundertprozentige Verantwortung für alles. Und wenn Du nicht weißt, was Du tust, bist Du völlig hilflos Deiner Inkompetenz ausgesetzt und gehst in dem Tsunami all der selbstverlegten Texte hoffnungslos unter.
Self-Publishing hat sich mittlerweile fest auf dem Literaturmarkt etabliert und wird wohl auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Zwar wird es, wie bereits erwähnt, zum Teil immer noch als unprofessionell stigmatisiert, aber die Vielfalt der selbstverlegten Bücher reicht von grottig bis grandios und von absolutem finanziellen Versagen bis hin zu Bestsellern.
Vor allem aber ist die Vielfalt auch inhaltlich, womit das Self-Publishing den Buchmarkt durchaus revolutioniert hat: Sicherlich kennst Du das, wenn Verlage, die ja auf finanzielle Einnahmen angewiesen sind und nicht gerne Risiken eingehen, Trittbrettfahrerei betreiben:
Als Peter Jacksons Herr der Ringe-Trilogie herauskam, wurde der Markt mit Herr der Ringe-Klonen geflutet. Als das Bis(s)- bzw. Twilight-Franchise seine Blütezeit hatte, war alles voller Vampire. Und während der Hunger Games-Ära konnte man sich vor Dystopien kaum retten.
Wenn Verlage einen Trend beobachten, wollen sie verständlicherweise ein Stück vom Kuchen abhaben. Was aber den Nachteil hat, dass der Buchmarkt irgendwann sehr eintönig wirkt, wenn Manuskripte, die nicht zu den aktuellen Trends passen, systematisch ausgemustert werden. Self-Publishing hingegen ist eine Art Wilder Westen, in dem man alles veröffentlichen kann, was man will, egal, wie unmodisch das Konzept ist.
Wie Du also siehst, gibt es gute Gründe, warum viele Self-Publisher es gar nicht erst in Erwägung ziehen, ihr Manuskript bei einem Verlag unterzubringen. Doch wie gesagt:
Eine seriöse Buchveröffentlichung zustande zu bringen ist nicht einfach.
Denn entweder macht man alles, was man für eine seriöse Veröffentlichung braucht und wofür ein Verlag ganze Abteilungen hat, selbst — und muss sich dafür aufwendig und selbstständig weiterbilden — oder man bezahlt Fachleute, was jedoch kostet und kostet und kostet.
Kosten beim Self-Publishing
Doch worauf solltest Du Dich genau einstellen?
- Nun, ein Lektorat kostet derzeit 6 bis 9 Euro pro Normseite. Das macht bei einem durchschnittlichen Roman von ca. 300 Normseiten 800 bis 2.700 Euro. Zwar gibt es auch Lektoren, die ihre Dienste für weniger anbieten, aber diese Kollegen verkaufen ihre Leistungen unter Wert. Denn Freie Lektoren sind Selbstständige, die all ihre Betriebskosten, Versicherungen, Urlaubs- und Krankheitstage usw. komplett selbst stemmen müssen.
- Ein Korrektorat kostet deutlich weniger: 3 bis 5 Euro pro Normseite. Bei einem Durchschnittsroman von 300 Normseiten kommt man da auf 900 bis 1.500 Euro. Weil ein Korrektorat eine etwas “mechanischere” Arbeit ist als ein Lektorat, entsteht weniger Arbeitsaufwand. Aber dennoch ist der Aufwand da und Korrektoren, die weniger verlangen, verkaufen die Leistung ebenfalls unter Wert.
- Der Buchsatz für Print ist bei Romanen verglichen mit anderen Texten etwas günstiger, weil hier in der Regel nur reiner Text gesetzt werden muss, keine Tabellen oder ähnlicher Schnickschnack. Es gibt höchstens Illustrationen, in dem Fall wird es teurer. Damit variieren die Preise zwischen ca. 2 und 5 Euro pro Normseite, je nachdem, ob es außer dem reinen Text noch irgendwelche Extras gibt oder nicht. Das sind 600 bis 1.500 Euro für einen 300-Seiten-Roman. E‑Books formatieren zu lassen kostet deutlich weniger, man findet Angebote um die 20 bis 80 Euro für das gesamte Buch. Aber solange man die ursprüngliche Textdatei sauber formatiert hat — und erschreckend viele Menschen merken nicht, dass sie nicht einmal die Basics bei Word beherrschen -, hat man zahlreiche Möglichkeiten, das Dokument völlig kostenlos in die unterschiedlichen E‑Book-Formate zu konvertieren.
- Auch beim Cover können die Preise recht unterschiedlich ausfallen, je nachdem, wen genau man engagiert, was für Anforderungen man hat, welche Nutzungsrechte man vereinbart etc.
- Die günstigste Option sind sogenannte Premade-Cover. D. h. Du suchst Dir aus einer Reihe fertiger Cover eins aus, das zu Deinem Buch passt, und der Designer fügt anstelle der Platzhalter den Buchtitel und Deinen Namen ein. Hier bewegen wir uns meistens in einem Preisbereich unter 100 Euro.
- Die nächste Preisstufe sind individuelle Cover, die aus bereitgestelltem Bildmaterial und/oder Stockbildern designt werden. Je nach Aufwand und Dienstlerister ist mit einer Preisspanne von 200 bis 600 Euro zu rechnen.
- Der teuerste “Spaß” sind schließlich Cover mit individuell angefertigten Illustrationen. Hier engagiert man entweder zusätzlich zum Cover-Designer noch einen Illustrator oder man sucht sich direkt einen Cover-Designer, der auch illustriert. Hier können die Kosten bis weit über 1.000 Euro reichen, je nachdem, wie aufwendig Dein Auftrag ist.
Abhängig davon, ob Du ein Multitalent oder zumindest lernwillig bist, wie viel Zeit Du hast und wie viele Bekannte fähig und willig sind, Dir solche Dienstleistungen zu einem Freundschaftspreis anzubieten, bewegen sich die Gesamtkosten zwischen 0 und 7.000 Euro für einen 300-Seiten-Roman. Bei Fantasy und Science-Fiction, wo es locker auch 600 Seiten werden können, sind wir schnell bei über 10.000 Euro. Deswegen sind gewissenhafte Self-Publisher oft eine sehr lernwillige Spezies, die zudem auch aktiv Kontakte knüpft. So machen die meisten zum Beispiel ihren Buchsatz selbst und suchen nach Möglichkeiten, ihre Kosten auch in den anderen Bereichen möglichst gering zu halten.
Aber mal angenommen, Du hast all diese Hürden bereits überwunden. Dein Buch ist im Grunde fertig. Wie bringst Du es auf den Markt?
Distributoren
Wenn Du kein Problem damit hast, einen gewissen Prozentsatz Deiner Einnahmen mit jemandem zu teilen, der Dir viele Kopfschmerzen erspart, dann wende Dich an einen Distributor.
- Einer der bekanntesten ist der bereits erwähnte Amazon KDP. Im Prinzip ist das sogar eine Mischung aus E‑Book-Erstellung, Druck, Marketing und Verkauf: Für ein E‑Book musst Du Deinen Text nur richtig formatiert hochladen, für Taschenbücher gibt es Buchsatz-Vorlagen und Amazon hat bei Büchern den größten Marktanteil, gekoppelt an eine der größten Suchmaschinen. Was den Print-Bereich angeht, so ist Amazon KDP ein sogenannter Print-on-Demand-Service, d. h. das System speichert Dein Buch in virtueller Form und druckt es erst dann, wenn eine Bestellung eintrudelt.
- Ein anderer großer Print-on-Demand-Anbieter ist Books on Demand, meistens als BoD abgekürzt. Dieser Service gleitet schon ein wenig in Richtung Verlag, weil Du hier auch Leistungen wie Lektorat, Korrektorat und Buchsatz bestellen kannst und BoD auch Hilfestellungen fürs Marketing anbietet. Vor allem aber kümmert sich BoD um eine Eintragung Deines Titels in alle wichtigen Kataloge und das Verzeichnis Lieferbarer Bücher (VLB), sodass das Buch zum Beispiel auch im lokalen Buchladen bestellt werden kann.
Und das sind längst nicht die einzigen Dienstleister. Am besten recherchierst Du selbst einmal gründlich, vergleichst und entscheidest dann, welcher Anbieter zu konkret Deinem Buch am besten passt. Und um Dir die Recherche zu erleichtern, hier ein Vergleich von 11 verschiedenen Anbietern.
Andere Wege zu veröffentlichen
Grundsätzlich kannst Du Dein Buch aber auch ohne Distributor veröffentlichen. Sicherlich kennst Du die ganzen Internet-Gurus und Coaches, die ihre E‑Books über ihre eigenen Websites zum Download anbieten. Der Vorteil ist hier, dass sie, weil sie ja ihre eigenen Distributoren sind, die ganzen Kundendaten bekommen und ihren Lesern dadurch weitere Bücher oder Leistungen andrehen können. Es gibt auch die Möglichkeit, diese Bücher von einem reinen Printservice drucken zu lassen und damit auch Taschenbücher und Hardcover anzubieten.
Und ganz grundsätzlich hindert Dich auch niemand daran, Deine Texte direkt auf Deine Website zu packen und beispielsweise Werbeeinnahmen zu generieren, eine Paywall einzurichten etc. Oder Du veröffentlichst Deine Texte auf spezialisierten Online-Plattformen, auf denen überwiegend Hobby-Autoren unterwegs sind. Aber damit blühen Dir keine Einnahmen und wenn Du mehrere Tausend Euro für Dein Buch ausgegeben hast, dann willst Du das Geld doch wieder reinbekommen. Außerdem geht es ja darum, das Buch wirklich als Buch in den Händen halten zu können bzw. es im Handel auftauchen zu sehen. Daher erwähne ich diese Möglichkeit nur der Vollständigkeit halber.
Schlusswort
Puh! Das war jetzt eine Menge Informationen! Und dabei sind wir noch nicht mal auf das Marketing eingegangen …
Im Prinzip beginnt das Marketing ja beim Buch selbst. Bei seinen Themen, seinem Plot, seinen Figuren … Es sollte idealerweise marktfähig sein. Doch der Punkt ist:
Den Markt kann niemand vorhersehen.
Selbst die Experten, die für Verlage arbeiten, können nicht zuverlässig voraussagen, was der nächste Trend sein wird. Aber vielleicht hilft Dir ja meine Reihe zum Bestseller-Code von Jodie Archer und Matthew L. Jockers sowie mein Artikel über das Gewinnen und Halten von Lesern, wo ich die AIDA-Formel aus dem Marketing auf den Titel, den Klappentext sowie den Anfang und den Inhalt einer Geschichte übertrage.
Und sonst … Nach meinem Master in Literaturwissenschaft habe ich ja eine Weiterbildung zur Online-Marketing-Managerin gemacht. Vielleicht wäre es also eine Idee, dass ich mein Wissen mit Dir teile? Ich setze dieses Thema mal auf die Liste und die KreativCrew darf entscheiden, wann es drankommt.