Geschichten besser schreiben lernen: Schreibstil verbessern, Geschichten besser strukturieren etc.

Geschichten besser schreiben lernen: Schreibstil verbessern, Geschichten besser strukturieren etc.

Schon in der Schu­le ler­nen wir ver­schie­de­ne Erzäh­ler und Stil­mit­tel ken­nen, wie man eine Geschich­te auf­baut … Aber was macht man mit all die­ser Theo­rie? In die­sem Arti­kel erklä­re ich die 5 grund­le­gen­den Schrit­te, die Dir dabei hel­fen, dei­ne Theo­rie­kennt­nis­se anzu­wen­den und dadurch dei­nen Schreib­stil zu ver­bes­sern, die rich­ti­ge Erzähl­per­spek­ti­ve zu wäh­len und gene­rell bes­ser schrei­ben zu lernen.

Die Foli­en für die­ses Video gibt es für Ste­ady-Abon­nen­ten und Kanal­mitglieder auf You­Tube als PDF zum Download.

Auf die­ser Sei­te geht es viel um Theo­rie. Aber auch anders­wo im Inter­net fin­det man Web­sei­ten und Vide­os, wo es zum Bei­spiel um immer wie­der­keh­ren­de Kli­schees geht. Da drängt sich schnell die Fra­ge auf:

All die­se rhe­to­ri­schen Stil­mit­tel, die erzähl­theo­re­ti­schen Model­le und Ana­ly­sen von gän­gi­gen Kli­schees … Sie alle sol­len einem angeb­lich hel­fen, das eige­ne Schrei­ben zu ver­bes­sern. Man lernt all die Begrif­fe, man sucht sich Über­sichts­ta­bel­len zusammen …

Aber was macht man dann damit?

Wie benutzt man die­ses theo­re­ti­sche Wissen?

Wie ver­bes­sert man damit bewusst sei­ne eige­ne Schreibkompetenz?

Allgemeine Hinweise zum Verbessern der Schreibkompetenz

Wenn man das eige­ne Schrei­ben ver­bes­sern möch­te, muss man vor allem beden­ken, dass das nur mög­lich ist, wenn man von sich aus die Moti­va­ti­on dazu auf­bringt. Es gibt nicht den einen klei­nen Trick, um sei­ne Geschich­ten sofort bes­ser zu machen:

Die Ent­wick­lung und Ver­bes­se­rung der eige­nen Schreib­kom­pe­tenz ist vor allem ein jah­re­lan­ger Pro­zess, der sehr viel Selbst­dis­zi­plin erfordert.

Außer­dem muss man beden­ken, dass alle Men­schen unter­schied­lich sind und jeder sei­ne eige­ne idea­le Metho­de fin­den muss. Ich kann in die­ser Stel­le nur zusam­men­fas­sen, was mir selbst gehol­fen hat: Ich schrei­be Geschich­ten seit 2003 und ich habe mich in den Jah­ren mas­siv ver­bes­sert. Ich sage nicht, dass ich die nächs­te Lite­ra­tur­no­bel­preis­trä­ge­rin bin, aber mit der einen oder ande­ren Aus­zeich­nung in der Tasche habe ich Anlass zu mei­nen, dass mei­ne Geschich­ten nicht gera­de schlecht sind.

Wo das nun geklärt ist, kann es auch los­ge­hen mit …

Schritt 1: Die Theorie verinnerlichen und auf die Werke anderer anwenden

Das heißt vor allem: Schluss mit Schmökern!

Statt Geschich­ten qua­si pas­siv zu „ver­schlin­gen“ soll­te man beim Lesen bewusst die eige­nen Reak­tio­nen beob­ach­ten und erklä­ren.

Hier eini­ge Bei­spiel­fra­gen, die man sich beim Lesen der Wer­ke ande­rer Autoren stel­len kann:

  • War­um kann ich die Sze­ne so bild­lich vor mir sehen? Wel­che Stil­mit­tel, Spra­che, Per­spek­ti­ve etc. wen­det der Autor an, um die­sen Effekt zu erzielen?
  • War­um kommt die­se Wen­dung in der Geschich­te so über­ra­schend? Was hat zum Bei­spiel die Erzähl­struk­tur damit zu tun?
  • Oder auch: War­um lässt mich die­se eigent­lich doch sehr emo­tio­na­le Sze­ne völ­lig kalt? Was hät­te der Autor bes­ser machen können?

Sol­che Fra­gen hel­fen einem zu ver­ste­hen, wie eine Erzäh­lung funktioniert.

Schritt 2: Die Erkenntnisse aus Schritt 1 bewusst auf die eigenen Werke anwenden

Hier zwei Bei­spie­le für Fra­gen, die man sich beim Schrei­ben stel­len sollte:

  • Ich will, dass die­se Stel­le beson­ders span­nend wirkt. Mit wel­chen Mit­teln kann ich das erreichen?
  • Ich will, dass die Leser star­ke Empa­thie für mei­ne Haupt­fi­gur emp­fin­den. Wel­chen Erzäh­ler wäh­le ich dafür?

Es geht also ganz ein­fach dar­um, auf sei­ne Erfah­run­gen beim Lesen ande­rer Autoren zurück­zu­grei­fen.

Schritt 3: Die eigenen Werke kritisch korrekturlesen

Beim Lesen des bereits Geschrie­be­nen hat man einen kla­re­ren Blick auf die Geschich­te. Beson­ders emp­feh­lens­wert ist natür­lich, sei­nen Text mehr­mals zu lesen. Dabei min­des­tens ein­mal in aus­ge­druck­ter Vari­an­te, denn beim Lesen des aus­ge­druck­ten Tex­tes fällt einem deut­lich mehr auf als beim Lesen am Bildschirm.

Beim Kor­rek­tur­le­sen scha­det es auch nicht, ver­schie­de­ne Vari­an­ten ein­zel­ner Stel­len aus­zu­pro­bie­ren und zu schau­en, was davon am bes­ten passt.

Fra­gen, die man sich beim Lesen zum Bei­spiel stel­len kann, wären:

  • Wie kann ich die­sen Sach­ver­halt noch ein­fa­cher erklären?
  • Stel­le X liest sich holp­rig. Was kann ich bes­ser machen?
  • Wie kann ich die Gefüh­le von Figur Y bes­ser rüberbringen?

Man steckt also nicht mehr mit­ten im Schreib­ge­sche­hen, son­dern betrach­tet das bereits Geschrie­be­ne aus einer gewis­sen Distanz und über­legt, was man ver­bes­sern könn­te.

Schritt 4: Sich mit anderen Autoren vernetzen

Es ist sehr zu emp­feh­len, sich in einer Schreib­com­mu­ni­ty anzu­mel­den, um die eige­nen Wer­ke dort kri­ti­sie­ren zu las­sen und die Wer­ke ande­rer selbst zu kri­ti­sie­ren. Es geht also dar­um, sich gegen­sei­tig beim Schrei­ben zu hel­fen.

Nun könn­ten sich eini­ge fra­gen: War­um ist das erst Schritt 4?

Nun, mei­ne Erfah­rung ist, dass Autoren, die seriö­ses und wirk­lich hilf­rei­ches Feed­back geben, meis­tens abge­schreckt wer­den, wenn die Geschich­te nicht ein gewis­ses Min­dest­ni­veau auf­weist. Die Geschich­te soll­te also so geschrie­ben sein, dass rüber­kommt, dass ihr euch durch­aus bemüht, euch kon­ti­nu­ier­lich zu ver­bes­sern. Denn sonst ist den poten­zi­el­len Kom­men­ta­to­ren ihre Zeit ein­fach viel zu schade.

Vie­le haben auch die Erfah­rung gemacht, dass Autoren, die schlecht schrei­ben, Kri­tik nicht als hilf­reich wahr­neh­men, son­dern als Angriff. Und den Stress, mit sol­chen Autoren zu kom­mu­ni­zie­ren, tut man sich nicht ger­ne an. Wenn man also seriö­ses Feed­back bekom­men möch­te, soll­te man nicht wie ein sol­cher infan­ti­ler Autor wirken.

Ande­rer­seits soll­te man selbst es sich aber nicht neh­men las­sen, schlech­te Geschich­ten zu lesen und zu kri­ti­sie­ren. Es kann natür­lich vor­kom­men, dass man von einem belei­dig­ten Autor ange­faucht wird. Aber gera­de durch „Zer­le­gen“ schlech­ter Geschich­ten lernt man beson­ders viel.

Schritt 5: Die Schritte 1 bis 4 unendlich oft wiederholen

Sei­ne Schreib­kom­pe­ten­zen ver­bes­sert man nicht, indem man ein­fach ein paar Schrit­te abklap­pert. Es gibt immer Raum zur Ver­bes­se­rung. Des­we­gen gilt:

Das Ler­nen endet nie.

Durch die stän­di­ge Wie­der­ho­lung und immer mehr Erfah­rung wird der Ein­satz von Stil­mit­teln, Tech­ni­ken, ver­schie­de­nen Erzäh­lern etc. immer „auto­ma­ti­scher“: Mit der Zeit und zuneh­men­der Übung wird die eige­ne „schreib­tech­ni­sche“ Intui­ti­on bes­ser. Über vie­le Din­ge muss man dann nicht mehr nach­den­ken: Sie kom­men statt­des­sen ganz natürlich.

Abschließende Tipps

Zum guten Schluss kann noch noch jedem ans Herz legen, mit Fan­fic­tion anzu­fan­gen. Am bes­ten mit Fan­fic­tion zu einem gro­ßen Fran­chise. In die­sem Bereich fin­det man näm­lich vie­le Gleich­ge­sinn­te, die ähn­li­che Inter­es­sen haben. Dadurch hat man bes­se­re Chan­cen, vie­le Leser anzu­lo­cken. Und „vie­le Leser“ bedeu­tet: Man bekommt mehr Feed­back als in einem klei­ne­ren Fan­dom oder sogar als Autor von ori­gi­na­len Geschichten.

Außer­dem soll­te man unbe­dingt ler­nen, Kri­tik rich­tig anzu­neh­men. Das ist aller­dings ein so gro­ßes The­ma, dass es in einem eige­nen Arti­kel behan­delt wer­den soll­te. Des­we­gen wer­de ich die­sen Punkt an die­ser Stel­le nicht wei­ter ausführen.

Nicht zuletzt ist auch sehr zu emp­feh­len, an Dis­kus­sio­nen teil­zu­neh­men. Dabei lernt man näm­lich vie­le neue Per­spek­ti­ven ken­nen. Man kann Erfah­run­gen und Emp­feh­lun­gen aus­tau­schen und wenn man intel­li­gen­te Din­ge von sich gibt, dann stei­gert man sei­nen Bekannt­heits­grad und gewinnt neue Leser.

Fazit

Es gibt sehr vie­le Mit­tel, bes­ser schrei­ben zu ler­nen. Wer sie nicht nutzt, ist sel­ber schuld. 😛

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