Bücher schneller schreiben lernen

Bücher schneller schreiben lernen

Jeden Novem­ber spornt der NaNoW­riMo Autoren an, ein ganzes Roman­manuskript in nur einem Monat zu ver­fassen. Doch auch ohne den NaNoW­riMo wün­schen sich viele Autoren, ihre Büch­er schneller schreiben zu ler­nen. Was kön­nen wir also tun, um unsere Schreibgeschwindigkeit zu steigern?

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Seit 1999 find­et jeden Novem­ber der NaNoW­riMo statt. Diese Abkürzung bedeutet “Nation­al Nov­el Writ­ing Month” und ste­ht für ein Pro­jekt, bei dem die Teil­nehmer alles daran set­zten, im Zeitraum vom 1. bis zum 30. Novem­ber einen Roman von 50.000 Wörtern zu schreiben.

Keine leichte Auf­gabe. Denn Schreiben braucht Zeit. Und das ist nicht nur während des NaNoW­riMo ein Prob­lem: Jed­er Autor möchte sein Manuskript irgend­wann abschließen, doch dann kom­men immer mehr Details hinzu, Hin­dernisse aus dem All­t­agsleben und das Schreiben dauert im End­ef­fekt länger als ursprünglich vielle­icht gedacht.

Lasst uns also über­legen, wie wir unsere Schreibgeschwindigkeit steigern kön­nen!

Eine furchtbare Gemeinsamkeit …

Als erstes muss ich etwas geste­hen: Ich habe eine furcht­bare Eigen­schaft, bei der ich mich damit tröt­ste, dass ich sie mit keinem gerin­geren als George R. R. Mar­tin teile:

Ich schreibe sehr, sehr langsam!

Dementsprechend habe ich mich in all den Jahren, die ich bere­its schreibe, viel mit der Frage auseinan­derge­set­zt, wie ich das ändern kann. Und ich hat­te auch Phasen, in denen ich dur­chaus recht schnell geschrieben habe. Ich schreibe also deswe­gen sehr, sehr langsam, weil ich mich dafür entsch­ieden habe. Und das ist, wie ich finde, ein wichtiger Punkt, der bei Tipp­samm­lun­gen dieser Art oft zu kurz kommt. Deswe­gen kom­men wir am Ende noch ein­mal darauf zu sprechen.

Denn erst­mal habe ich ein Ver­sprechen einzulösen und ein paar Tipps zum schnelleren Schreiben zu geben.

Tipp 1: Disziplin ist alles

Begin­nen wir mit dem Wichtig­sten: Selb­st­diszi­plin.

Viele (begin­nende) Autoren warten auf “Inspi­ra­tion”, bevor sie zu schreiben begin­nen. Auf ihre “Muse”. Die richtige “Stim­mung”. Auch ich habe das jahre­lang getan. Bis mir klar wurde, wie unser­iös und ver­ant­wor­tungs­los das ist. Denn wenn Du willst, dass Dein Buch jemals been­det wird, musst du Deinen Hin­tern hochhieven und Dich endlich an die Arbeit machen. Denn Dein Buch schreibt sich nicht von selb­st — und Du bist der einzige Men­sch, der Dein Buch schreiben kann.

Wenn Du Dich nicht regelmäßig hin­set­zt und an Deinem Buch arbeitest, tut es nie­mand!

Tipp 1a: In den Alltag integrieren

Stephen King hat die Regel, dass er ca. 6 Seit­en pro Tag schreibt. Jeden. Tag. Natür­lich sieht der All­t­ag von vie­len von uns anders aus als der von Stephen King und nicht jed­er von uns kann sich so eine Regel leis­ten, aber es ste­ht jedem frei, diese Regel zu mod­i­fizieren:

  • Du hast nicht genug Zeit, um jeden Tag 6 Seit­en zu schreiben? — Schreibe eine!
  • Du kannst nicht jeden Tag schreiben? — Set­ze Dir ein Pflichtvol­u­men pro Woche!

Entwick­le deine eigene Rou­tine, die zu Dir und Deinem All­t­ag passt:

  • Set­ze das Schreiben auf Deine To-Do-Liste gle­ich­berechtigt neben andere All­t­agspflicht­en.
  • Bes­timme Tage und feste Zeit­en, wann Du schreib­st.
  • Set­ze real­is­tis­che Dead­lines, bis wann du das aktuelle Kapi­tel been­det haben willst.

Tipp 1b: Autopilot und Rituale

Doch was ist jet­zt mit der berühmten “Stim­mung”? Wie kommt man schnell in den Schreibfluss?

Nun, wenn Du regelmäßig um dieselbe Uhrzeit auf­stehst und um dieselbe Uhrzeit ins Bett gehst, gewöhnst Du Dich daran und wirst irgend­wann von selb­st zu bes­timmten Zeit­en wach und wieder müde. Mit dem Schreiben ist es genau­so:

Wenn es einen fes­ten Platz in deinem All­t­ag hat, wenn Du bes­timmte Tage und Zeit­en fürs Schreiben hast, dann “merkt” sich Dein Kör­p­er diese Regelmäßigkeit­en und Du kommst nach eini­gen Wochen Train­ing zu diesen Zeit­en “automa­tisch” in “Schreiblaune”.

Es geht also darum, das Schreiben zum “Rit­u­al” zu machen und damit den “Autopi­lot” in unseren Köpfen zu nutzen. Doch auch andere, kleinere “Rit­uale” um das Schreiben herum kön­nen helfen, schneller in “Schreiblaune” zu kom­men: Man “trainiert” sein Gehirn, bes­timmte Dinge und Tätigkeit­en mit dem Schreiben zu assozi­ieren.

Diese Dinge und Tätigkeit­en kön­nen sein:

  • ein bes­timmter Ort, an dem man immer schreibt,
  • eine bes­timmte Musik, die man dabei immer hört — oder sog­ar eine Zusam­men­stel­lung von vie­len Songs, die eine Art Sound­track für Deine Geschichte bilden,
  • ein bes­timmtes Getränk,
  • vor dem Schreiben immer etwas lesen,
  • vor dem Weit­er­schreiben das Geschriebene der let­zten Sitzung kor­rek­turlesen
  • … und was euch son­st noch ein­fällt.

Tipp 1c: Konzentration

All diese Regeln und Rit­uale nützen aber natür­lich her­zlich wenig, wenn man in der fürs Schreiben vorge­se­henen Zeit etwas völ­lig Anderes macht. Und im Zeital­ter von Inter­net und Social Media passiert das sehr schnell. — Ich wette sog­ar, dass Du ger­ade in diesem Moment, in dem Du diesen Artikel liest, ein­gentlich schreiben müsstest. 😉

Wie ver­mei­det man also die Flut von Mes­sages und ver­lock­enden Katzen­videos? — Mit radikalen Maß­nah­men:

  • Schließe sämtliche Browsertabs und Pro­gramme, die nichts mit dem Schreiben zu tun haben.
  • Block­iere Noti­fi­ca­tions von sozialen Medi­en.
  • Stelle evtl. dein Handy auf laut­los.

Und ganz wichtig:

Schalte die Ablenkun­gen während des Schreibens nicht wieder ein.

Tipp 2: Fehler zulassen

Dieser Tipp ist nicht so umfan­gre­ich wie der erste, doch auch seine Befol­gung ist essen­tiell:

Lasse Fehler zu. Per­fek­tion hat im Ersten­twurf nichts ver­loren.

Jed­er hat bes­timmt schon das ein oder andere Mal eine halbe Stunde über einem einzi­gen Satz gebrütet. Und damit unendlich viel Arbeit­szeit ver­schwen­det. Denn wenn Du lange über einen einzi­gen Satz nach­denkst, wird er nicht zwangsläu­fig bess­er. Oft sog­ar schlechter. Und für diesen Satz, den Du sowieso noch über­ar­beit­en wirst, hast Du nun 30 Minuten Dein­er Leben­szeit wegge­wor­fen.

Behan­dle einen Ersten­twurf als das, was er ist: Ein erster Entwurf, der noch zig Mal über­ar­beit­et wird. Ein Entwurf, der erstein­mal nur da ist, damit über­haupt etwas daste­ht. Schreibe ein­fach Deine Geschichte nieder. Selb­st dann, wenn Du das, was Du da fab­rizierst, erst­mal grausig find­est.

  • Denn erstens: Am näch­sten Tag liest sich der furcht­bare Satz vielle­icht gar nicht mehr so furcht­bar.
  • Und zweit­ens: Wenn der Satz doch furcht­bar ist, wirst Du noch genug Gele­gen­heit­en haben, ihn zu über­ar­beit­en.

Und etwas bere­its Geschriebenes nachzubessern ist auf jeden Fall ein­fach­er als etwas von Null zu schreiben!

Tipp 3: Informationsmanagement

Damit Du Dich nicht in Sack­gassen schreib­st, Plotlöch­er ver­mei­dest und keine tollen Ideen ver­gisst, kannst Du von eini­gen nüt­zlichen Hil­fmit­teln Gebrauch machen:

Plane Deine Geschichte im Voraus.

So weißt Du immer, wohin es mit Dein­er Geschichte hinge­ht und welche Szene als näch­stes geschrieben wer­den soll. Wie Du das prak­tisch umset­zt, ist dabei alleine Dir über­lassen. Ob Du ganz ein­fach mit Stich­punk­ten arbeitest oder einen Kalen­der erstellst für alles, was in Dein­er Geschichte passiert. — Haupt­sache Du hast einen Überblick über Sto­ry und Plot Dein­er Geschichte.

Organisiere Deine Hintergrundinformationen.

Nicht alles, was Du Dir über Deine Fig­uren und ihre Welt aus­denkst, find­et einen Platz in Dein­er Geschichte. Trotz­dem kön­nte es sein, dass Du diese Infor­ma­tio­nen ein­mal brauchst. Und selb­st Infor­ma­tio­nen, die Du expliz­it in Deine Geschichte reinge­bracht hast, soll­test Du irgend­wo geson­dert auf­be­wahren. Dann musst Du nicht jedes Mal deinen kom­plet­ten Text durch­suchen, wenn Du mal wieder vergessen hast, welche Haar­farbe eine Dein­er Fig­uren hat.

Entwick­le also ein Sys­tem, um alle Infor­ma­tio­nen rund um Deine Fig­uren und ihre Welt zu spe­ich­ern. Du kannst Text­dateien anle­gen, Tabellen, Zeich­nun­gen … Oder Du machst es wie ich und instal­lierst eine Medi­aWi­ki auf Dein­er Fest­plat­te oder Deinem Web­space: So hast Du eine eigene kleine Wikipedia für Dein Schreibpro­jekt und kannst ganz schnell und unkom­pliziert Infor­ma­tio­nen nach­schla­gen. Außer­dem ist das ein toller Auf­be­wahrung­sort für Info-Dump, der im Geschich­t­en­text nichts ver­loren hat, aber zu schade zum Löschen ist.

Nutze die technischen Möglichkeiten Deines Schreibprogramms.

Denn ein­er der Vorteile vom Schreiben am Com­put­er ist, dass Word — aber auch andere Schreibpro­gramme — zahlre­iche tolle Funk­tio­nen haben, die da sind, um Dir das Schreiben zu erle­ichtern.

Ein Beispiel: Du weißt nicht mehr, was Fig­ur X zu Fig­ur Y gesagt hat, nach­dem Z passiert ist? Du hast es Dir nir­gend­wo notiert und Du weißt auch nicht mehr genau, in welchem Kapi­tel das war? Nun, Du erin­nerst Dich doch bes­timmt an irgendwelche Schlag­worte aus der Szene … Halte die STRG (auf manchen Tas­taturen CTRL, cmd-Taste auf dem Mac) gedrückt und drück­te gle­ichzeit­ig F. Es öffnet sich ein Such­fester, mit dem Du Dein Doku­ment nach bes­timmten Schlag­worten durch­suchen kannst. In Word ist sog­ar eine Erset­zen-Funk­tion an die Suche gekop­pelt, mit der Du z.B. mit nur weni­gen Klicks den Namen ein­er Fig­ur in Deinem gesamten Manuskript ändern kannst.

Schreibpro­gramme sind nun mal etwas Tolles und das war nur ein Beispiel, was Du mit ihnen anstellen kannst. Und vor allem sparst Du durch Benutzung ihrer Funk­tio­nen unheim­lich viel Zeit, z.B. wenn Du bes­timmte Textstellen wiederfind­en willst.

Habe immer etwas zum Schreiben dabei.

Denn bekan­ntlich kom­men einem die besten Ideen immer dann, wenn man sie am wenig­sten erwartet. Habe also immer etwas dabei, um sie festzuhal­ten. Es kann ein physis­ches Notizbuch sein oder auch eine App auf Deinem Smart­phone. Wenn Du Cloud­di­en­ste nutzt, kannst Du von allen Deinen Geräten auf Deine Noti­zen oder sog­ar Deine gesamte Geschichte zugreifen und unter­wegs daran arbeit­en.

Was willst Du opfern?

Es gibt also zahlre­iche Möglichkeit­en, den Schreibprozess zu beschle­u­ni­gen. Wer sie nicht nutzt, ist sel­ber schuld. Es geht let­z­tendlich darum, das Schreiben ern­stzunehmen. Es genau­so ern­stzunehmen wie Du Deinen Brotjob ern­st­nimmst. Es nicht hin­te­nanzustellen.

Führe Dir selb­st vor Augen:

Warum hast Du Dein Buch über­haupt ange­fan­gen? Was ist es Dir wert und was bist du bere­it dafür zu opfern?

Denn opfern wirst Du müssen. Und das ist der Punkt, an dem Dir vielle­icht klar wird, dass Du nicht um jeden Preis mit Autoren mithal­ten willst, die alle zwei Monate ein neues Buch raushauen.

Denn ein Buch zu schreiben kostet sehr viel Zeit und Energie. Zeit und Energie, die Du für andere wichtige Dinge nicht mehr haben wirst. Was ist Dir also wichtiger? Was immer Du darauf antwortest: Es ist okay. Denn es ist Deine Antwort. Das, was für Dich richtig ist. Achte beim Her­ausar­beit­en Dein­er Schreibrou­tine darauf, dass sie zu Dir passt und mit den anderen wichti­gen Din­gen in Deinem Leben vere­in­bar ist.

Schreibe in einem Tem­po, das Dir gut tut. Denn wenn Du Dich selb­st zer­störst, bekommst Du gar nichts geschrieben.

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