Groß- und Kleinschreibung, Getrennt- und Zusammenschreibung, Konjunktiv, besondere Interpunktionszeichen und Spielereien

Groß- und Kleinschreibung, Getrennt- und Zusammenschreibung, Konjunktiv, besondere Interpunktionszeichen und Spielereien

Was zählt als Sub­stan­tiv bzw. Sub­stan­tivierung und wie wirkt sich das auf die Groß- und Klein­schrei­bung aus? Was zählt als eigen­ständi­ges Wort und was bedeutet das für die Getren­nt- und Zusam­men­schrei­bung? Wie bildet man Kon­junk­tiv-For­men? Wie kennze­ich­net man Aus­las­sun­gen? Und wie bee­in­flussen Gram­matik und Zeichenset­zung den Schreib­stil? Darüber reden wir in diesem Artikel.

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Rechtschrei­bung, Gram­matik und Zeichenset­zung sind von den Grun­dregeln her eigentlich ein­fach — wenn da nur nicht die ganzen Nuan­cen wären. Deswe­gen habe ich diese Rei­he zu häu­fi­gen Fehlern und Schreib­stil-Tipps ange­fan­gen. Dieser Artikel ist der dritte Teil der Rei­he und das sind die heuti­gen The­men:

Groß- und Kleinschreibung

Jed­er, der schon mal eine Grund­schule von innen gese­hen hat, sollte wis­sen, dass man Sub­stan­tive, Sub­stan­tivierun­gen, Satzan­fänge und Namen groß schreibt. Im Rah­men dieser Rei­he wollen wir uns aber mit kom­pliziert­eren Fällen befassen, die in Bezug auf die Groß- und Klein­schrei­bung für die meis­ten Prob­leme sor­gen.

Pronomen

Grund­sät­zlich schreibt man Pronomen klein. - Es sei denn, es han­delt sich um mod­erne oder bes­timmte ältere Höflichkeit­sanre­den und Titel.

Soll heißen:

  • Klein schreibt man das “sie” in:

In der Pause gönnte sie (Lieschen) sich einen Kuchen. (3. Per­son Sin­gu­lar)

In der Pause gönnten sie (Lieschen und Fritzchen) sich einen Kuchen. (3. Per­son Plur­al)

  • Groß schreibt man hinge­gen:

Gönnen Sie sich doch einen Kuchen! (Höflichkeit­sanrede in der 3. Per­son Plur­al)

In der Pause gönnten Sie (der/die Angesprochene/n) sich einen Kuchen. — Ich hab’s genau gese­hen! (Höflichkeit­sanrede in der 3. Per­son Plur­al)

  • Groß schreibt man außer­dem:

Nehme Er sich einen Kuchen! (his­torische Höflichkeit­sanrede in der 3. Per­son Sin­gu­lar)

Nehme Sie sich einen Kuchen! (his­torische Höflichkeit­sanrede in der 3. Per­son Sin­gu­lar)

Möchtet Ihr einen Kuchen, gnädi­ge Dame? (his­torische Höflichkeit­sanrede in der 2. Per­son Plur­al)

Der Kuchen ist ein Geschenk von Sein­er Majestät. (Pos­ses­sivpronomen mit Titel)

Die ver­traulichen Anre­de­pronomen “du” und “ihr” sowie die dazuge­höri­gen Pos­ses­sivpronomen “dein” und “euer” schreibt man generell klein, aber in Briefen ist auch die Großschrei­bung erlaubt.

Substantivierungen, Wörter, die als Substantive gebraucht werden, und Tageszeiten

Zu Schwierigkeit­en kommt es oft auch bei Sub­stan­tivierun­gen, obwohl sie auf den ersten Blick vielle­icht nicht kom­pliziert anmuten:

  • Dass Wörter wie “das Gute”, “das Schreiben”, “die Eins” etc. groß geschrieben wer­den, dürfte klar sein.
  • Auch dür­fest Du längst wis­sen, dass die Wörtchen “alles”, “etwas”, “nichts”, “viel” und “wenig” häu­fig auf eine Sub­stan­tivierung und somit auf eine Großschrei­bung hin­weisen:

alles Liebe, etwas Schönes, nichts Sin­nvolles

  • Und dass es Wörter gibt, die nicht wirk­lich Sub­stan­tivierun­gen sind, aber den­noch als Sub­stan­tive gebraucht wer­den, dürfte Dir auch schon aufge­fall­en sein:

Fritzchen lebt im Hier und Jet­zt.

Es zählt nicht nur das Was, son­dern auch das Wie.

Prob­leme gibt es allerd­ings gerne bei Adjek­tiv­en, denn ein Artikel allein ist kein zwangsläu­figer Indika­tor für eine Sub­stan­tivierung. Ver­gle­iche:

Die Frei­willi­gen melde­ten sich. Lieschen war die erste.

Lieschen war die Erste unter den Frei­willi­gen.

Im ersten Beispiel ist gemeint, dass Lieschen die erste Frei­willige ist, nur wollte man das Sub­stan­tiv “Frei­willige” nicht wieder­holen und ließ es ein­fach weg. Übrig blieb das kleingeschriebene Adjek­tiv.

Im zweit­en Beispiel ist “die Erste” aber dur­chaus eine Sub­stan­tivierung, weil es alleine für sich ste­ht und eben kein wegge­lassenes Sub­stan­tiv hinzugedacht wird. Ver­gle­iche noch ein­mal:

Lieschen war die erste Frei­willige. (Ist richtig!)

Lieschen war die erste Frei­willige unter den Frei­willi­gen. (Ist Unsinn!)

Der zweite Satz ist gren­zen­los blöd. Eben weil “die Erste” hier ohne “Frei­willige” existieren kann und will.

Schwierigkeit­en bere­it­en außer­dem oft die Tageszeit­en. Merke Dir also, dass Tageszeit­en­beze­ich­nun­gen, die auf Adver­bi­en fol­gen, als Sub­stan­tive gel­ten. Man schreibt sie also groß:

heute Mor­gen, vorgestern Mit­tag, über­mor­gen Abend …

Aus Substantiven entstandene Wörter

Eine eigene Kat­e­gorie von Gemein­heit bilden Wörter, die früher ein­mal Sub­stan­tive waren, es aber nicht mehr sind.

  • Da hät­ten wir zum Beispiel Sub­stan­tive, die zu Adver­bi­en mutiert sind:

Fritzchen tanzte gerne mit­ten im Wald, meis­tens abends.

  • Oder zu Adjek­tiv­en:

Du bist schuld, Fritzchen!

  • Oder zu Prä­po­si­tio­nen:

Fritzchen bewältigte die Auf­gabe dank sein­er guten Arbeitsmoral.

Auch unbes­timmte Pronomen und Zahlwörter schreibt man klein, beispiel­sweise “man”, “jemand”, “etwas”, “alles”, “ein biss­chen” und “ein paar”. Doch Vor­sicht:

Im Flur liegen ein paar Schuhe.

Im Flur liegt ein Paar Schuhe.

Im ersten Beispiel­satz han­delt es sich um einige zufäl­lig durcheinan­dergewür­felte Einzelschuhe. Im zweit­en Satz hinge­gen geht es um ein zusam­men­hän­gen­des Paar, also zwei Schuhe, die zusam­menge­hören.

Entscheidungsfreiheit und Link zum Nachschlagen

Etwas frus­tri­erend, aber harm­los sind Fälle, in denen man selb­st entschei­den darf. Frus­tri­erend, weil man sowohl die Groß- als auch die Klein­schrei­bung ken­nt und sich nie sich­er ist, und harm­los, weil let­z­tendlich bei­des richtig ist.

Dazu gehören zum Beispiel feste Wen­dun­gen aus ein­er bloßen Prä­po­si­tion und einem dek­lin­ierten Adjek­tiv:

Lieschen erkan­nte ihn von Weit­em.

Lieschen erkan­nte ihn von weit­em.

Fieser­weise dür­fen solche Fälle aber nicht mit adver­bialen Wen­dun­gen mit nicht dek­lin­ierten Adjek­tiv­en ver­wech­selt wer­den, denn die schreibt man immer klein:

Lieschen erkan­nte ihn von fern.

Und noch fieser wird es bei Paar­formeln, mit denen Per­so­n­en beze­ich­net wer­den. Denn die schreibt man wiederum groß, auch wenn sie nicht dek­lin­iert sind:

Fritzchens Show war für Jung und Alt.

Nar­ren­frei­heit hast Du aber bei fes­ten adver­bialen Wen­dun­gen, die sich aus “aufs” oder “auf das” sowie einem Superla­tiv zusam­menset­zen und eine Frage nach dem Wie beant­worten:

Fritzchen erschrak aufs Äußer­ste. (Groß- oder Klein­schrei­bung: Wie erschrak sich Fritzchen?)

Fritzchen erschrak aufs äußer­ste. (Groß- oder Klein­schrei­bung: Wie erschrak sich Fritzchen?)

Er machte sich aufs Schlimm­ste gefasst. (Nur Großschrei­bung, weil: Worauf machte sich Fritzchen gefasst?)

An sich schreibt man Superla­tive aber klein! Ver­gle­iche:

Was Fritzchen fand das Warten am schlimm­sten. (Banale Steigerungs­form eines Adjek­tivs: schlimm, schlim­mer, am schlimm­sten.)

Anson­sten bieten auch Pos­ses­sivpronomen in Kom­bi­na­tion mit dem bes­timmten Artikel Entschei­dungs­frei­heit:

Jedem das Seine.

Jedem das seine.

Und es gibt noch viele weit­ere Fein­heit­en, die alle aufzuzählen den Rah­men dieses Artikels aber defin­i­tiv spren­gen würde. Deswe­gen empfehle ich an dieser Stelle einen Blick in den guten, alten Duden, den hof­fentlich besten Fre­und eines jeden Autors.

Getrennt- und Zusammenschreibung

Auch die Getren­nt- und Zusam­men­schrei­bung kann im Deutschen recht fies sein. Die Sache ist, dass man zwis­chen Wort­grup­pen und Zusam­menset­zun­gen unter­schei­den muss. Und das ist nicht immer ein­fach.

  • Ganz all­ge­mein kann man aber sagen, dass zusam­men­zuschreibende Zusam­menset­zun­gen in der Regel eine neue Bedeu­tung ergeben, die die Einzel­wörter an sich nicht liefern:

Das Baby kann schon sich­er gehen. Seine Eltern wollen sicherge­hen, dass es ihm gut geht.

Fritzchen und Lieschen sind zur Par­ty zusam­men gekom­men. Let­zte Woche sind sie zusam­mengekom­men.

  • Oft han­delt es sich auch um eine nähere Umschrei­bung eines Bestandteils durch den anderen Bestandteil:

bit­terkalt, Wohn­haus

  • Und manch­mal kann ein­er der Bestandteile auch nicht für sich alleine ste­hen:

kund­tun, feil­bi­eten

Generell erkennst Du die Getren­nt- und Zusam­men­schrei­bung oft auch an der Beto­nung: Wenn Du die Einzel­wörter beim Aussprechen der For­mulierung gle­ich stark beton­st, dann schreibt man sie wahrschein­lich getren­nt; wenn Du sie irgend­wie zusam­men in einem Wisch aussprichst und dabei eins davon beson­ders beton­st, dann schreibt man sie wahrschein­lich zusam­men. Ver­gle­iche:

sicher gehen — sicherge­hen

zusammen kommen — zusammenkom­men

Auch bei diesem The­ma wer­den wir nicht über alle Nuan­cen sprechen kön­nen, aber hier das Wichtig­ste zur Vor­beu­gung der wohl typ­is­chsten Fehler:

Verben

Grund­sät­zlich schreibt man gle­ichrangige Ver­ben getren­nt, außer es ergibt sich eben eine neue Bedeu­tung:

Fritzchen wollte auf seinem Stuhl sitzen bleiben.

Fritzchen musste in der vierten Klasse sitzen­bleiben.

Verbindun­gen mit “sein” wer­den aber immer getren­nt geschrieben, außer es han­delt sich um Sub­stan­tivierun­gen — da set­zt die Zusam­men­schrei­bung ein:

da sein, dabei sein

das Dasein, das Dabei­sein

Anson­sten gehen Ver­ben gerne Zusam­menset­zun­gen mit Prä­po­si­tio­nen (“auf­fall­en”, “ans­teuern”), Adver­bi­en (“hinge­hen”) und aller­lei anderem Zeug ein, bei dem nor­maler­weise weiß, dass sie zusam­mengeschrieben wer­den.

Inter­es­sant wird es aber bei Zusam­menset­zun­gen mit Adjek­tiv­en, bei denen es vor allem auf deren Eigen­ständigkeit ankommt. Man erken­nt diese Eigen­ständigkeit vor allem daran, dass das Adjek­tiv steiger­bar ist. Und wenn es eigen­ständig ist, dann ist das eine Wort­gruppe und man schreibt sie getren­nt. Wenn das Adjek­tiv nicht eigen­ständig ist, dann ist das eine Zusam­menset­zung und man schreibt das Ganze zusam­men.

Lieschen kann schön reden. (Lieschen kann schön­er reden als Fritzchen.)

Lieschen kann sich vieles schönre­den. (Das Wort “schön­erre­den” gibt es — streng genom­men — nicht!)

Kom­pliziert wird es bei Zusam­menset­zun­gen mit verblassten Sub­stan­tiv­en. Denn die Sache ist: Es gibt keine richti­gen Regeln dafür, wann ein Sub­stan­tiv als verblasst gilt. Dabei ist das ger­ade bei der Getren­nt- und Zusam­men­schrei­bung eine wichtige Frage, denn nor­maler­weise gel­ten Kom­bi­na­tio­nen aus Sub­stan­tiv und Verb als Wort­grup­pen und wer­den daher getren­nt geschrieben. Bei verblassten Sub­stan­tiv­en gilt jedoch die Zusam­men­schrei­bung. Ver­gle­iche:

Schlittschuh laufen — eis­laufen

Schlange ste­hen — kopf­ste­hen

Anteil nehmen — teil­nehmen

Im Zweifels­fall hil­ft also nur Nach­schla­gen. Dabei wirst Du fest­stellen, dass es auch Fälle gibt, wo bei­de Schreib­weisen möglich sind:

acht­geben — Acht geben

maßhal­ten — Maß hal­ten

Und um all dem die Kro­ne aufzuset­zen, musst Du bei solchen Verbindun­gen zwis­chen trennbaren und untrennbaren Ver­ben unter­schei­den. Denn untrennbare Ver­ben wer­den mit dem Sub­stan­tiv immer zusam­mengeschrieben. Ver­gle­iche:

acht­geben (trennbar): Ich gebe acht.

maßhal­ten (trennbar): Ich halte maß.

hand­haben (untrennbar): Ich hand­habe.

maßregeln (untrennbar): Ich maßre­gle.

Sonstiges und Link zum Nachschlagen

Natür­lich gibt es bei der Getren­nt- und Zusam­men­schrei­bung aber noch weit­ere Stolper­fall­en. So tat ich mich zum Beispiel lange zeigt mit “gefan­gen nehmen” schw­er, obwohl eine Kom­bi­na­tion aus Par­tizip und Verb in der Regel getren­nt geschrieben wird und daher keine Prob­leme bere­it­en sollte — “geschenkt bekom­men” und andere ähn­liche Fälle habe ich ja auch meis­tens kor­rekt getren­nt geschrieben.

Wenn es um Par­tizip­i­en und Adjek­tive geht, scheint es eigentlich generell ein­fach­er zu sein als bei Ver­ben. Denn meis­tens wer­den Zusam­menset­zun­gen wie “blau­grau”, “jahre­lang” und “sagenum­woben” völ­lig richtig zusam­mengeschrieben. Eben­so wis­sen die meis­ten intu­itiv, dass man “riesig groß” — im Gegen­satz zu “riesen­groß” — getren­nt schreibt.

Hol­prig wird es erst bei adjek­tivis­chen Par­tizip­i­en, weil man sich hier am entsprechen­den Infini­tiv ori­en­tieren muss:

Das Schlittschuh laufende Mäd­chen … (Infini­tiv: Schlittschuh laufen)

Das eis­laufende Mäd­chen … (Infini­tiv: eis­laufen)

Und tück­isch wird es auch in weit­eren Fällen, wo verblasste Sub­stan­tive son­st noch mit­mis­chen. Denn generell schreibt man Kom­bi­na­tio­nen mit ein­er Prä­po­si­tion zusam­men, wenn daraus eine neue Prä­po­si­tion oder ein Adverb entste­ht. Oft ist aber trotz­dem auch eine Getren­ntschrei­bung möglich. Und in anderen Fällen wiederum ist nur Getren­ntschrei­bung erlaubt, weil die Sub­stan­tive offen­bar doch nicht so verblasst sind, wie man meinen kön­nte. Ver­gle­iche:

immer zusam­men: anstatt, zuliebe

bei­des möglich: auf­grund — auf Grund, infrage stellen — in Frage stellen

immer getren­nt: zu Fuß, zu Ende

Damit empfehle ich auch bei der Getren­nt- und Zusam­men­schrei­bung immer einen Blick in den Duden, weil ich eben nicht alle Fein­heit­en aufzählen kann.

Konjunktiv

Ein weit­eres Schwierigkeits­feld ist der Kon­junk­tiv. Das Deutsche hat ganze zwei davon. Und bei­de haben wir bere­its im Artikel über das Verbessern des Schreib­stils angeschnit­ten. Hier soll es aber speziell um Schwierigkeit­en im Umgang damit bzw. mit deren Bil­dung gehen. Pack­en wir’s also an!

Konjunktiv I

Der Kon­junk­tiv I ist im Grunde ganz ein­fach: Man benutzt ihn für Wün­sche, Auf­forderun­gen und bei indi­rek­ter Rede und man bildet ihn auf der Grund­lage der 1. Per­son Plur­al Präsens.

Beispiel:

Möge die Macht mit dir sein!

Hier­bei han­delt es sich um einen Wun­sch, dass der Adres­sat von der Macht des Star Wars-Uni­ver­sums Rück­en­wind bekommt. Auf die Form “möge” kommt man dabei fol­gen­der­maßen:

  • Infini­tiv: mögen
  • Per­son Plur­al Präsens: wir mögen
  • die Endung durch Kon­junk­tiv-Endung erset­zen:
    • 1. Per­son Sin­gu­lar: ich möge
    • 2. Per­son Sin­gu­lar: du mögest
    • 3. Per­son Sin­gu­lar: er/sie/es möge
    • 1. Per­son Plur­al: wir mögen
    • 2. Per­son Plur­al: ihr möget
    • 3. Per­son Plur­al: sie mögen

Anderes Beispiel mit indi­rek­ter Rede:

  • Infini­tiv: wollen
  • Per­son Plur­al Präsens: wir wollen
  • die Endung durch Kon­junk­tiv-Endung erset­zen:
    • 1. Per­son Sin­gu­lar: Ich sagte, ich wolle noch etwas erledi­gen.
    • 2. Per­son Sin­gu­lar: Du sagtest, du wollest noch etwas erledi­gen.
    • 3. Per­son Sin­gu­lar: Fritzchen sagte, er wolle noch etwas erledi­gen.
    • 1. Per­son Plur­al: Wir sagten, wir wollen noch etwas erledi­gen.
    • 2. Per­son Plur­al: Ihr sagtet, ihr wollet noch etwas erledi­gen.
    • 3. Per­son Plur­al: Sie sagten, sie wollen noch etwas erledi­gen.

So weit, so ein­fach. Doch wie Dir sicher­lich aufge­fall­en ist, ist der Kon­junk­tiv I oft nicht von Indika­tiv­for­men zu unter­schei­den. Und damit gehen wir über zum …

Konjunktiv II

Dieser hat zwei Funk­tio­nen:

  • Auf ihn wird ein­er­seits zurück­ge­grif­f­en, wenn der Kon­junk­tiv I mit dem Indika­tiv ver­wech­selt wer­den kann:

Wir sagten, wir woll­ten noch etwas erledi­gen.

  • Ander­er­seits kommt er zum Ein­satz, wenn von etwas Unwahrschein­lichem und Vorstel­lun­gen die Rede ist:

Ich wollte, ich wäre ein Huhn.

Man bildet den Kon­junk­tiv II nach einem ähn­lichen Prinzip wie beim Kon­junk­tiv I, nur dass man die 1. Per­son Plur­al Prä­ter­i­tum als Grund­lage nutzt und sofern sie ein a, o oder u enthält, dieses oft durch ein ä, ö oder ü erset­zt:

  • Infini­tiv: wollen
  • Per­son Plur­al Prä­ter­i­tum: wir woll­ten
  • die Endung durch Kon­junk­tiv-Endung erset­zen:
    • 1. Per­son Sin­gu­lar: Ich sagte, ich wollte noch etwas erledi­gen.
    • 2. Per­son Sin­gu­lar: Du sagtest, du wolltest noch etwas erledi­gen.
    • 3. Per­son Sin­gu­lar: Fritzchen sagte, er wollte noch etwas erledi­gen.
    • 1. Per­son Plur­al: Wir sagten, wir wollten noch etwas erledi­gen.
    • 2. Per­son Plur­al: Ihr sagtet, ihr wolltet noch etwas erledi­gen.
    • 3. Per­son Plur­al: Sie sagten, sie wollten noch etwas erledi­gen.

Und das andere Beispiel:

  • Infini­tiv: sein
  • Per­son Plur­al Prä­ter­i­tum: wir waren
  • die Endung durch Kon­junk­tiv-Endung erset­zen:
    • 1. Per­son Sin­gu­lar: Ich wollte, ich wäre ein Huhn.
    • 2. Per­son Sin­gu­lar: Du woll­test, du wärst ein Huhn.
    • 3. Per­son Sin­gu­lar: Er/sie/es wollte, er/sie/es wäre ein Huhn.
    • 1. Per­son Plur­al: Wir woll­ten, wir wären ein Huhn.
    • 2. Per­son Plur­al: Ihr woll­tet, ihr wärt ein Huhn.
    • 3. Per­son Plur­al: Sie woll­ten, sie wären ein Huhn.

Richtig fies wird es bei beson­ders unregelmäßi­gen und kaum gebraucht­en Kon­junk­tiv-II-For­men. Hier zwei Beispiele:

Ich wün­schte, man schüfe eine Reli­gion der Katzen­verehrung.

Fritzchen dachte, ein Drache spiee Feuer.

Wie man auf “schüfe” und “spiee” kommt, sollte klar sein: “wir schufen” und “wir spieen”. Trotz­dem fühlt sich das falsch, weil unge­wohnt an. Und das sind nicht ein­mal die geme­in­sten Beispiele: Der Kon­junk­tiv II von “gel­ten” kann entwed­er “gälte” sein, was man vom Klang her kaum vom Kon­junk­tiv I (“gelte”) unter­schei­den kann, oder alter­na­tiv auch “gölte”, “göl­test” usw.

Unge­wohnt und schwierig sind solche Kon­junk­tiv-II-For­men nicht zulet­zt deswe­gen, weil wir meis­tens auf das Hin­tertürchen mit “würde” zurück­greifen:

Ich wün­schte, man würde eine Reli­gion der Katzen­verehrung schaf­fen.

Fritzchen dachte, ein Drache würde Feuer speien.

Es ist abso­lut kein Prob­lem, die Kon­struk­tion mit “würde” zu benutzen. Aber wenn Du unbe­d­ingt den klas­sis­chen Kon­junk­tiv II benutzen willst — vielle­icht, weil Du Deine Sprache altertüm­lich klin­gen lassen möcht­est –, dann lohnt sich der ein oder andere Blick auf eine Liste schwieriger Verb­for­men.

Besondere Interpunktionszeichen u. a. für die Auslassung

Gehen wir nun weg von den ganzen Wörtern und befassen uns mit Inter­punk­tion­sze­ichen, die etwas sel­tener vorkom­men. Denn Punk­te, Kom­ma­ta und Semi­ko­la sind ver­hält­nis­mäßig ein­fach, wenn man die entsprechen­den Regeln beherrscht: Punk­te kom­men ans Satzende, Kom­ma­ta gliedern Aufzäh­lun­gen und tren­nen Neben­sätze ab und Semi­ko­la sind so ein Zwis­chend­ing für Fälle, wenn man keinen Punkt set­zen möchte, aber den­noch eine markan­tere Tren­nung braucht als ein Kom­ma.

Nein, heute wollen wir über inter­es­san­tere Zeichen reden. Ihre Gemein­samkeit: Neben anderen Funk­tio­nen sind sie da, um etwas auszu­lassen.

Gedankenstrich

Der Gedanken­strich drückt meis­tens vor allem eins aus: eine kurze Gedanken­pause. In der Regel ist diese aber eher rhetorisch, weil man etwas beto­nen will:

Fritzchen und Lieschen – sie ver­ste­hen sich.

Manch­mal kann es aber auch ein Kom­ma erset­zen, wenn die Pause, mit dem das Kom­ma natür­licher­weise ein­herge­ht, zu kurz wäre. Ver­gle­iche:

Fritzchen und Lieschen ver­ste­hen sich, aber heute fliegen die Fet­zen.

Fritzchen und Lieschen ver­ste­hen sich – aber heute fliegen die Fet­zen.

Auch einen Punkt oder einen Dop­pelpunkt kann der Gedanken­strich erset­zen. Dadurch ver­schmelzen zwei Sätze miteinan­der und den zweit­en Satz begin­nt man daher klein. Das Ergeb­nis ist dann ein stilis­tisch etwas zer­fet­zter Gesamt­satz:

Es ist unglaublich – die bei­den stre­it­en sich!

Als Aus­las­sungsze­ichen kann es eben­falls einen Punkt erset­zen. Wenn man also einen Satz anfängt, dann aber bedeu­tungss­chw­er abbricht:

Sie stre­it­en sich? Das ist doch –

Wer stre­it­et sich? Doch nicht etwa –?

Manch­mal kom­men Gedanken­striche auch als Duo vor, näm­lich als paarige Gedanken­striche. In diesem Fall gren­zen sie als Alter­na­tive zu paari­gen Kom­ma­ta oder Klam­mern einen Ein­schub ab. Über dieses Phänomen haben wir aber in einem früheren Artikel gesprochen.

Anson­sten kann man den Gedanken­strich auch zwis­chen Sätzen ein­fü­gen, um einen Wech­sel zu kennze­ich­nen: einen Sprecher­wech­sel in Dialo­gen, einen The­men­wech­sel, was auch immer. Also im Grunde als Alter­na­tive für einen Absatz:

“Du nervst!” – “Du nervst mehr!”

Fritzchen und Lieschen haben sich gestrit­ten. – Weißt du eigentlich, dass sie neulich umge­zo­gen sind?

Wichtig ist beim Gedanken­strich, ihn nicht mit anderen waagerecht­en Strichen zu ver­wech­seln. Als Gedanken­strich ver­wen­det man im Deutschen den sog. Hal­bgeviert­strich (–), nicht etwa den Binde­strich bzw. Viertel­geviert­strich bzw. Kurzstrich (-) oder das Minusze­ichen (−). Anson­sten gibt es natür­lich noch mehr Striche wie den Geviert­strich (—) und den Dop­pel­geviert­strich, doch da sie im Deutschen kaum bis gar nicht ver­wen­det wer­den, lasse ich sie an dieser Stelle weg.

Auslassungspunkte

Ein äußerst inter­es­santes Inter­punk­tion­sze­ichen, das wir alle ständig sehen, aber oft trotz­dem nicht ken­nen, sind die Aus­las­sungspunk­te bzw. der Dreipunkt. Und da merkst Du auch schon gle­ich, was das Prob­lem ist: Meis­tens hal­ten wir dieses Zeichen für drei einzelne Punk­te und schreiben bzw. tip­pen auch so. – Doch nein, die Aus­las­sungspunk­te sind ein ganz eigen­ständi­ges Schriftze­ichen. Ver­gle­iche:

... (drei Punk­te)

(Aus­las­sungspunk­te)

Wie der Name schon sagt, kennze­ich­nen die Aus­las­sungspunk­te in der Regel eine Aus­las­sung: also entwed­er eins oder mehrere ver­schluck­te Wörter oder eine Aus­las­sung inner­halb eines Wortes. Wenn ganze Wörter aus­ge­lassen wer­den, dann behan­delt man die Aus­las­sungspunk­te wie ein Wort, d. h. sie wer­den durch Leerze­ichen abge­tren­nt. Wenn die Aus­las­sung inner­halb eines Wortes stat­tfind­et, set­zt man keine Leerze­ichen. Ver­gle­iche:

Sie stre­it­en sich? Das ist doch …

Sie stre­it­en sich? Das ist doch sch…!

Was die Kom­bi­na­tion mit anderen Satzze­ichen ange­ht, so set­zt man nach Aus­las­sungspunk­ten keinen Punkt, wohl aber Aus­rufe- und Frageze­ichen:

Sie stre­it­en sich? Das ist doch …

Sie stre­it­en sich? Das ist doch sch…!

Sie stre­it­en sich? Warum …?

Wenn die Aus­las­sungspunk­te am Ende eines Satzes ste­hen, begin­nt man den darauf­fol­gen­den Satz groß. Wenn sie aber mit­ten im Satz ste­hen, weil etwas wegge­lassen wurde oder man ein Zögern sig­nal­isieren wollte, dann begin­nt der Rest des Satzes mit einem Klein­buch­staben. Ver­gle­iche:

Sie stre­it­en sich? Das ist doch … Sie sollen sich gefäl­ligst ver­tra­gen!

Sie stre­it­en sich? Das ist doch … und unglaublich!

Sie … stre­it­en sich?

Und wenn die Aus­las­sungspunk­te am Ende ein­er Aufzäh­lung ste­hen, set­zt man davor kein Kom­ma:

Sie stre­it­en sich über den Haushalt, den näch­sten Urlaub, ihre poli­tis­chen Ansicht­en …

Apostroph

Sind der Gedanken­strich und die Aus­las­sungspunk­te aber eher stilis­tis­che Sachen, die höch­stens für typografis­che Fehler sor­gen, ist der Apos­troph eine rechtschreibtech­nis­che Epi­demie. Denn es gibt nur drei Sit­u­a­tio­nen, wann es im Deutschen ver­wen­det wird:

  • Wenn der Gen­i­tiv eines Eigen­na­mens, der auf einen s‑Laut endet und keinen Artikel, kein Pos­ses­sivpronomen oder Ähn­lich­es im Gepäck hat, markiert wer­den soll:

Lars’ Buch ist neulich erschienen.
(Alter­na­tiv auch: Larsens Buch ist neulich erschienen.
Oder: Das Buch von Lars ist neulich erschienen.)

Felix’ Buch ist neulich erschienen.
(Alter­na­tiv auch: Felix­ens Buch ist neulich erschienen.
Oder: Das Buch von Felix ist neulich erschienen.)

  • Wenn Teile eines Wortes ver­schluckt bzw. aus­ge­lassen wer­den:

Was für ’n Quatsch!

Lu’hafen (statt Lud­wigshafen)

  • Wenn man an einen Per­so­nen­na­men die Adjek­tiven­dung ‑sche (-sch­er, ‑sches, ‑schen) anhängt, dabei aber die Grund­form des Namens deut­lich machen will:

die Grimm’schen Märchen (alter­na­tiv: die grimm­schen Märchen)

Ich betone:

Den Apos­troph set­zt man nur in diesen drei Fällen!

Aus­nah­men (zum Beispiel bes­timmte Eigen­na­men) bestäti­gen natür­lich die Regel. Aber Aus­nah­men sind eben Aus­nah­men und da weiß man, dass sie mit Apos­troph geschrieben wer­den. Wenn also in irgendwelchen anderen Fällen ein Apos­troph hineingeschus­tert wird, dann ist das ein sog. Dep­pe­na­pos­troph. Soll­test Du also zu den Verzapfern solch­er Apos­tro­phe gehören, dann gewöhne es Dir bitte, bitte ab!

Ein häu­figer Fehler wäre zum Beispiel, das Genitiv‑S von Eigen­na­men durch einen Apos­troph abzutren­nen:

FALSCH: Fritzchen’s Buch ist neulich erschienen.

RICHTIG: Fritzchens Buch ist neulich erschienen.

Abge­se­hen von englis­chsprachi­gen Eigen­na­men (zum Beispiel: McDonald’s) ist so etwas nur in einem Fall möglich: näm­lich wenn man die Grund­form eines Namens verdeut­lichen will, um Missver­ständ­nisse zu ver­mei­den. Ver­gle­iche:

Andrea’s Buch­hand­lung (Buch­hand­lung von Andrea)

Andreas Buch­hand­lung (Buch­hand­lung von Andrea oder ein Andreas mit dem Nach­na­men Buch­hand­lung)

Andreas’ Buch­hand­lung (Buch­hand­lung von Andreas)

Immer falsch ist der Apos­troph aber beim Plur­al, bei Tageszeit­en und anderen Wörtern, die auf einen s‑Laut enden, sowie bei Imper­a­tiv­en und bei der 1. Per­son Sin­gu­lar:

FALSCH: Café’s, Baby’s, CD’s, abend’s, dienstag’s, recht’s
RICHTIG: Cafés, Babys, CDs, abends, dien­stags, rechts

FALSCH: Geh’ auf dein Zim­mer!
RICHTIG: Geh auf dein Zim­mer!
RICHTIG: Gehe auf dein Zim­mer!

FALSCH: Ich geh’ auf mein Zim­mer.
RICHTIG: Ich geh auf mein Zim­mer.
RICHTIG: Ich gehe auf mein Zim­mer.

Bei gebräuch­lichen Verkürzun­gen, die man meis­tens kaum noch als Verkürzun­gen wahrn­immt, darf der Apos­troph eben­falls nicht geset­zt wer­den:

FALSCH: für’s, bei’m, in’s, über’n, auf’s, durch’s, ’raus …

RICHTIG: fürs, beim, ins, übern, aufs, durchs, raus …

Im Übri­gen darf man den Apos­troph auch bei gram­matikalisch weniger etablierten Ver­schluck­un­gen weglassen, näm­lich bei Verkürzun­gen von “es”, “ein”, “eine”, “ein­er”, “einen” und “einem”:

Wie gehts? (alter­na­tiv: Wie geht’s?)

Spielereien mit Grammatik, Zeichensetzung und Stilistik

So viel für heute zu Regeln. Doch wir sind Autoren und dür­fen unter bes­timmten Umstän­den mit der Gram­matik spie­len. Wie geht das also?

Grund­sät­zlich gilt:

Bewusste Ver­stöße gegen die Rechtschrei­bung, Gram­matik und Zeichenset­zung soll­ten — wenn sie keinen ultra­tiefen Sinn haben — auf das absolute Min­i­mum zurück­geschraubt wer­den. Denn sie stören den Lese­fluss und schlimm­sten­falls wird der Text kom­plett unge­nießbar.

Kleinere Ver­stöße hier und dort sind aber gerne das Salz in der Suppe. – Doch erst, wenn Deine Spiel­räume inner­halb der gel­tenden Regeln erschöpft sind. Denn Du hast Spiel­räume, beispiel­sweise die optionalen Kom­ma­ta, kur­sive Her­vorhe­bun­gen im Text, die Wort­stel­lung, die Wort­wahl, Inter­punk­tion­sze­ichen wie den Gedanken­strich und die Aus­las­sungspunk­te und das Aus­rufeze­ichen.

Emotionsgeladene Pausen und Auslassungen

Klauen wir zu Demon­stra­tionszweck­en mal ein Beispiel für optionale Kom­ma­ta aus dem zweit­en Teil dieser Rei­he:

Streng genom­men sind Kom­ma­ta bei Par­tizip­i­al­grup­pen option­al.

Streng genom­men, sind Kom­ma­ta bei Par­tizip­i­al­grup­pen option­al.

Die Ver­sion ohne Kom­ma liest sich so sach­lich, wie es nur geht. Bei der Ver­sion mit Kom­ma hinge­gen entste­ht eine kleine Pause, die das “streng genom­men” her­vorhebt. Dadurch schwingt da eine sub­tile Beschwich­ti­gung mit: “Streng genom­men, lieber Adres­sat. Das Kom­ma, das Du geset­zt hast, darf­st Du stre­ichen, musst Du aber nicht.”

Spie­len wir aber weit­er und erset­zen das Kom­ma durch Aus­las­sungspunk­te bzw. durch einen Dreipunkt:

Streng genom­men … sind Kom­ma­ta bei Par­tizip­i­al­grup­pen option­al.

Was hier entste­ht, ist eine län­gere Pause, als wäre der Sprech­er sich nicht sich­er oder würde sich nicht ganz trauen, das zu sagen.

Mit etwas Kreativ­ität kön­nen wir übri­gens auch einen Gedanken­strich hinein­schus­tern:

Streng genom­men – Kom­ma­ta sind bei Par­tizip­i­al­grup­pen option­al.

Diese Vari­ante ist abge­hack­ter und betont das “streng genom­men” wohl am meis­ten.

Um den stilis­tis­chen Unter­schied zwis­chen dem Gedanken­strich und den Aus­las­sungspunk­ten aber noch mehr zu beto­nen, kön­nen wir auf zwei nahezu iden­tis­che Beispiele von vorhin zurück­greifen:

Sie stre­it­en sich? Das ist doch –

Sie stre­it­en sich? Das ist doch …

Die Vari­ante mit dem Gedanken­strich wirkt abge­hack­ter, als hätte es dem Sprech­er die Sprache ver­schla­gen. Bei der Ver­sion mit den Aus­las­sungspunk­ten hinge­gen wirkt es, als kön­nte der Sprech­er weit­erre­den, aber entwed­er keine Wörter find­et oder das richtige Wort nicht aussprechen will.

Wahrnehmungen des Lesers subtil beeinflussen

Auch die Entschei­dung zwis­chen Aktiv und Pas­siv, Sub­jekt und Objekt etc. kann sub­tile Bedeu­tun­gen trans­portieren, wie ein Mit­glied der KreativCrew in der let­zten Umfrage so schön ange­merkt hat. Denn ver­gle­iche diese drei Sätze:

Fritzchen blieb zurück. (Aktiv, Fritzchen als Sub­jekt)

Fritzchen wurde zurück­ge­lassen. (Pas­siv, Fritzchen als Sub­jekt)

Sie ließen Fritzchen zurück. (Aktiv, Fritzchen als Objekt)

Im ersten Satz ist Fritzchen ein aktives Sub­jekt, es schwingt also eine gewisse Frei­willigkeit oder ein Option­sspiel­raum mit. Im zweit­en Satz ist Fritzchen ein pas­sives Sub­jekt, ein wehrlos­es Opfer, das ger­adezu Mitleid erregt. Und im drit­ten Satz schließlich sind die Leute, die Fritzchen zurück­ge­lassen haben, aktive Täter, auf die man fast schon mit dem Fin­ger zeigt, weil sie den armen Fritzchen auf ein Objekt reduziert und wehr­los seinem Schick­sal über­lassen haben.

Je nach dem, welchen Aspekt Du beto­nen möcht­est, gibt es also meis­tens eine gram­matikalis­che Kon­struk­tion, die ihn am besten rüber­bringt.

Pro­biere ruhig ein biss­chen herum!

Spielereien mit der Zeichensetzung

Wenn es aber um bewusste Ver­stöße — oder sagen wir eher: ungewöhn­lichen Umgang mit Regeln — geht, dann sollte der ultra­tiefe Sinn nicht von Dir erfun­den wer­den, son­dern möglichst aus den von Dir ver­wen­de­ten Mit­teln her­vorge­hen.

Zum Beispiel:

Wie bitte?

Wie bitte?!

Wie bitte?!!

Wie bitte?!!!!!111111

Die Kom­bi­na­tion aus Frage- und Aus­rufeze­ichen kommt ziem­lich oft vor, obwohl sie offiziell nicht existiert, und kennze­ich­net — wer hätte das gedacht? — eine aus­gerufene, emo­tion­s­ge­ladene Frage: Während die erste Beispiel­frage ein­fach nur bedeuten kann, dass der Sprech­er etwas nicht richtig gehört hat, ist die zweite ein empörter oder über­raschter Aus­ruf. Bei der drit­ten schwingt noch mehr Emo­tion mit, wahrschein­lich Wut. Und bei der vierten schließlich war der Schreiber der­maßen außer sich, dass er auf der Tas­tatur gaaanz lange auf Shift + 1 gedrückt, aber zumin­d­est bei der Shift-Taste eben nicht lange genug durchge­hal­ten hat.

Selb­st mit einem so ster­ilen, lang­weili­gen Zeichen wie dem Punkt lassen sich Spiel­ereien anstellen. Ver­gle­iche:

Die Laub­bläs­er dröh­n­ten jeden ver­dammten Tag.

Die Laub­bläs­er dröh­n­ten, jeden ver­dammten Tag.

Die Laub­bläs­er dröh­n­ten. Jeden ver­dammten Tag.

Die Laub­bläs­er dröh­n­ten. Jeden. Ver­dammten. Tag.

Die Laub­bläs­er dröh­n­ten. Jeden! Ver­dammten! Tag!

Auch hier beobacht­en wir eine emo­tionale Steigerung. Ist der erste Satz noch rel­a­tiv nüchtern — die Emo­tion kommt nur durch das Wort “ver­dammt” –, wird beim zweit­en durch das Kom­ma betont, dass es jeden Tag passiert. Der Punkt in der drit­ten Ver­sion sorgt für eine noch stärkere Beto­nung und deutet ein gesteigertes Frus­tra­tionslev­el an. In der vierten Ver­sion dreht der Erzäh­ler bere­its am Rad und betont jedes einzelne Wort. Und in der fün­ften Ver­sion mit den Aus­rufeze­ichen hat er das Sta­di­um der Weißg­lut erre­icht.

Sonstiges

Das waren jet­zt nur einige wenige Beispiele. Vom Ein­satz ungewöhn­lich­er Schrif­tarten, um die Rede eine gruseli­gen Stimme zu kennze­ich­nen, über bewusste Nutzung der alten Rechtschrei­bung, um das wie auch immer geart­ete beson­dere Feel­ing der Zeit vor 1996 einz­u­fan­gen, bis hin zu aneinan­derg­erei­ht­en gle­ichen Vokalen zum Aus­drück­en von Laaaaaaaangge­zo­gen­heit ist sehr viel möglich. Nur, wie gesagt, bitte sparsam ein­set­zen und mit ein­er sehr, sehr guten Begrün­dung!

Im Rah­men der gülti­gen Regeln darf­st Du Dich als Autor eines kün­st­lerischen Textes aber natür­lich nach Herzenslust aus­to­ben. Viel Spaß dabei!

Fort­set­zung fol­gt …

So viel heute zu Rechtschrei­bung, Gram­matik und Zeichenset­zung. Doch natür­lich gibt es noch sehr viel mehr zu besprechen: So wurde seit­ens der KreativCrew zum Beispiel vorgeschla­gen, über die “neuen Regeln” zu sprechen, weswe­gen für Teil 4 dieser Rei­he die Rechtschreibre­for­men geplant sind. Außer­dem wur­den noch Ver­gan­gen­heits­for­men ange­fragt, doch das lässt sich mit einem anderen Com­mu­ni­ty-Vorschlag kom­binieren, sodass fürs erste Hal­b­jahr 2022 ein eigen­ständi­ger Artikel über Zeit­for­men der Erzäh­lung geplant ist.

Anson­sten find­en wir bes­timmt den ein oder anderen gram­matikalis­chen oder stilis­tis­chen Fehler im anste­hen­den Steady-Livestream am 19.09.2021: Darin möchte ich eine kurze Geschichte von mir lek­to­ri­eren, die ich mit etwa 17 Jahren geschrieben habe. In späteren Steady-Livestreams kön­nen wir gerne hin und wieder auch Ein­sendun­gen aus der Com­mu­ni­ty zer­legen — zumin­d­est so weit, wie es im Rah­men eines Livestreams eben möglich ist. An den Livestreams teil­nehmen kön­nen alle, die eine Steady-Mit­glied­schaft der Stufen “Hob­by-Autor” und “Profi-Autor” gebucht haben. Abon­nen­ten der Mit­glied­schaftsstufe “Schreiber­ling” haben eine Woche später Zugriff auf die Auf­nahme. Wenn Du also Inter­esse an diesen exk­lu­siv­en Livestreams sowie an weit­eren Vorteilen, näm­lich ein­er Liste der geplanten und vorgeschla­ge­nen The­men oder den Folien der Artikel-Videos im PDF-For­mat, hast, dann bist Du in der Steady-Com­mu­ni­ty her­zlich willkom­men.

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